SPORTPLATZ : Ein Spiel wie im Rausch
BASKETBALL Alba gewinnt haushoch gegen die Artland Dragons. Den Berlinern gelingt damit der beste Ligastart seit Jahren
Alba Berlin ist in dieser Saison in der Liga einfach nicht zu stoppen: elf Spiele, elf Siege. Am Samstagabend wurde daheim Artland Dragons mit 97:58 abgefertigt. Damit feierten die Berliner nicht nur zum 25-jährigen Vereinsjubiläum den höchsten Saisonsieg, sondern auch den besten Ligastart seit 14 Jahren. Fast wie im Rausch spielten sie. Und das, obwohl sie noch 45 Stunden zuvor eine bittere Euroleague-Niederlage in Tel Aviv einstecken mussten. „Ich bin selbst verwundert, wo wir die Energie hergenommen haben“, erklärte Kapitän Alex King.
Bisher hat das Team die Doppelbelastung mit Liga und Euroleague, der Champions League der Basketballer, gut weggesteckt. „Das geht aber nur, wenn alle zusammen arbeiten“, erklärte Manager Marco Baldi. Das scheint zu funktionieren. So konnten die zwei deutlichen Euroleague-Pleiten gegen ZSKA Moskau und die klare Heimniederlage gegen Maccabi Tel Aviv das Selbstbewusstsein der Berliner bisher nicht trüben.
Ausgeglichener Kader
Schon vorige Saison hat man begonnen, ein neues, junges Team aufzubauen. „Junge Spieler können sich nur in einer Mannschaft weiterentwickeln, in der es um etwas geht“, glaubt Baldi. Deshalb setzt man intern auf den Konkurrenzkampf. Schon im Training muss sich jeder Spieler beweisen.
Im Vergleich zur letzten Saison ist der Kader deutlich ausgeglichener besetzt. „Die Aufgaben verteilen sich auf mehr Schultern“, so Baldi. Paradoxerweise waren dafür auch zwei Verletzungen in der Vorbereitung mitverantwortlich: Für Jonathan Tabu und Martin Seiferth mussten kurzfristig Guard Alex Renfroe und Center Marko Banic nachverpflichtet werden. Zwei echte Glücksgriffe. Wie überhaupt die Verantwortlichen im Sommer ein gutes Händchen bewiesen. Denn auch der von einem US-College gekommene Berliner Niels Giffey und Center Jamel McLean haben sich problemlos ins System eingefügt.
Alba spielt echtes Teambasketball, es gibt keinen Superstar. Allein gegen die Dragons punkteten gleich sechs Spieler zweistellig. Immer wieder ist es ein anderer, der das Team mitreißt. Gegen die Dragons machte der in den letzten Wochen an Spielzeit eher zu kurz gekommene Center Jonas Wohlfahrt-Bottermann plötzlich mit Blocks, Rebounds und Punkten auf sich aufmerksam. „Heute hat man gesehen, was für ein Teamspirit diese Mannschaft hat“, so Coach Sasa Obradovic. Der sonst für seine Tobsuchtsanfälle an der Seitenlinie bekannte Serbe saß im letzten Viertel gegen die Dragons ganz ruhig auf seinem Stuhl.
Grund zum Zurücklehnen gibt es aber nicht – wann auch? Schon am Dienstag geht es gegen Ludwigsburg, am Freitag spielt Alba dann in der Euroleague gegen Limoges. NICOLAS SOWA