■ SPD-Kreuzzug gegen die PDS: SPD im Wahlkrampf
An Selbstbewußtsein, wie es der Titel der achtundzwanzig Thesen „zum selbstbewußten Umgang mit der PDS“ ausdrücklich verheißt, scheint es den Sozialdemokraten gerade zu fehlen – ansonsten hätten sie sich nämlich das Gefasel gespart. Und an Ehrlichkeit fehlt es ebenfalls. Was gestern auf zehn Seiten an Diffamierendem über die PDS aufgelistet wurde, verdeutlicht vor allem, daß die Sozialdemokraten einen unglaublichen Respekt vor der Gysi-Truppe haben. Wer glauben machen will, die Menschen in Ostdeutschland werden durch populistische Winkelzüge in eine völlig grundlose „Negatividentifikation“ mit der PDS gebracht, möchte möglicherweise selber nicht ernst genommen werden. Die SPD hat offenbar nicht aus Beispielen wie der Bürgermeister-Wahl in Potsdam gelernt. Damals nahm sich der gradlinige SED-Karrierist und SPD- Amtsinhaber Gramlich die Frechheit heraus, PDS-Wähler als verbohrte Gestrige zu beschimpfen. Hat die SPD nichts Besseres zu tun, als seit Monaten den Kreuzzug gegen die PDS zu führen? Doch anstatt deutlich zu machen, warum es im Herbst eine Alternative wäre, die SPD zu wählen, wird das Schmuseduett mit der CDU geübt und inhaltlich alles über Bord geworfen, was einer großen Koalition in Bonn im Wege stehen könnte. Deshalb gründen sich die Erfolge der PDS auf mehr als auf Nostalgie und Dummheit: nämlich auch darauf, daß die Menschen das Gefühl haben, da kümmert sich jemand um sie, hört zu und nimmt sie ernst. Die Menschen im Osten wissen selbst am besten, daß die Truppe um Gysi immer noch keine runderneuerte Partei ist. Die SPD sorgt mit ihren Thesen dafür, daß die Ostdeutschen dies bei der Bundestagswahl als das kleinere Übel ansehen werden. Gerd Nowakowski
Siehe Bericht Seite 18
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