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Archiv-Artikel

SPD-Bildungsparteitag Kompromiss mit Hintertürchen

Hamburgs SPD hat eine beachtliche Entwicklung gemacht. Noch vor vier Jahren auf dem vorigen Bildungsparteitag waren Befürworter einer „Schule für alle“ nicht gern gesehen. Wenn jetzt die Partei mit dieser Vision in den Wahlkampf zieht, ist das ein großer und mutiger Schritt.

Kommentar von Kaija Kutter

Es ist nicht leicht für eine Volkspartei, hier eine Formel zu finden, die viele mitnimmt. Sie kann den Eltern, die ihre Kinder bewusst und unter hohem Einsatz aufs Gymnasium schicken, nicht einfach sagen, das dürft ihr nicht mehr. Aber sie muss Eltern, die nur für ihre eigenen Kinder und nicht für andere das Beste wollen, die Stirn bieten. Nicht nur Schweden, auch viele andere Nachbarländer zeigen, dass das Abitur kein elitärer Abschluss sein muss und ein hoher Akademikeranteil zum Nutzen jeder Volkswirtschaft ist.

Das Papier enthält aber keine Zeitschiene und lässt Hintertüren offen. Je nachdem, wie es gelebt wird, ermöglicht es auch ein Zwei-Säulen-Modell oder den Erhalt des Status quo. Wenn Gymnasien ihre Lernkultur nicht ändern und Kinder weiter abschulen, statt zu fördern, werden sie das „Einvernehmen“ mit den Eltern schon herstellen.

Und die Abschaffung der Grundschulempfehlung wurde gar in der Vorlage vergessen und erst per Antrag auf dem Parteitag eingefügt. Wenn das kein Versehen war, gibt es zu denken.