SNP konkret: Keine Duftbrücke geplant
■ Flughafen Tempelhof soll Grünfläche werden
Landeanflüge in Tempelhof soll es nach dem Willen der Planer in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz langfristig nicht mehr geben. Im Vorentwurf des Flächennutzungsplans (FNP) taucht der Flughafen als solcher gar nicht mehr auf. Der weitaus größte Teil ist als Grünfläche ausgewiesen; Verkaufs- und Büroräume sollen entlang des Tempelhofer Damms entstehen, dahinter und am östlichen Rand sind Wohnungen geplant.
Wegen der auffällig guten Anbindung an den öffentlichen Personenverkehr und der Möglichkeit, das Wohngebiet systematisch zu planen, haben die Grünen/AL mit dem Tempelhofer Feld Besonderes vor: Sie haben die Fläche als Pilotprojekt der Idee „Wohnen und Arbeiten ohne Auto“ auserkoren, die sie in der vergangenen Woche rund siebzig Interessierten im Tempelhofer Bezirksrathaus vorstellten.
Die Bewohner müßten auf ihr Auto verzichten, würden dafür aber durch gute Luft, deutlich höhere Sicherheit und erholsame Ruhe im zu schaffenden Kiez belohnt: „Sie können die Früchte ihres Verzichts selbst ernten“, warb Abgeordnete Elisabeth Ziemer.
Mit dieser Idee im Hinterkopf kann den Befürwortern die Schließung des Tempelhofer Flughafens gar nicht schnell genug gehen, doch Dr. Kunz von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz drosselt die Erwartungen: Der Realisierungszeitraum für den FNP betrage 15 bis 25 Jahre, an die Stillegung und die anschließende Bebauung sei erst nach Inbetriebnahme des geplanten Großflughafens Berlin/Brandenburg zu denken. Zwar meint auch Kunz, „der Standort wäre für so ein Projekt“ des autofreien Wohnens und Arbeitens „durchaus sehr gut geeignet“, wegen der angestrebten Nutzungsmischung und der erwünschten großen Grünfläche „betrifft es aber eher Hunderte als Tausende von Wohnungen“.
Weder mit dem Zeitraum noch mit der Zahl der Wohnungen geben sich Ziemer und Joachim Falkenhagen von der Arbeitsgemeinschaft „Wohnen ohne Auto“ zufrieden. Falkenhagen hält 20.000 Wohnungen für „durchaus denkbar“. Denn erst ab einer auffälligen Größenordnung habe ein solches Projekt deutliche Wirkung auf das lokale Klima und bundesweite Planungen.
Doch ausgerechnet mit Umweltschützern droht den Grünen Streit wegen ihrer Pläne: Carsten Loth vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bemängelte bei der Info-Veranstaltung, daß freiwillig auf mögliche Grünanlagen verzichtet werde. Seine Anregung: „Da Olympia nach Sydney geht, die Berliner aber heiß auf Rummel sind, wäre dort eine Bundesgartenschau wünschenswert, bei der einmal nicht Natur zerstört wird.“ Christian Arns
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