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SMS-Dienst wurde zu teuerTwitter zwitschert nicht mehr

Bislang schickte der Kommunikationsdienst bereitwillig SMS durch die ganze Welt. Jetzt geht das nur noch in Indien, Kanada und den Vereinigten Staaten.

Die Versender der kleinteiligen Exhibitionismen müssen sich jetzt woanders zwitschern. Bild: Screenshot: Twitter.com

Ärger in der Twitter-Welt: Der Betreiber des beliebten Web 2.0-Kommunikationsdienstes hat sich entschlossen, eine entscheidende Funktion abzuschalten - die Zustellung neuer Botschaften per SMS. Bislang war es möglich, sich die Nachrichten seiner Freunde kostenlos auf das Handy zu holen - und zwar in den meisten Ländern der Welt. Seit dieser Woche hört das auf: Nur noch Nutzer in den USA, Indien und Kanada dürfen sich über Botschaften per Kurzmitteilung freuen, alle anderen Länder werden abgekoppelt. Der Grund ist das liebe Geld: Wie Firmenmitbegründer Biz Stone in einer Mitteilung an die Nutzer schrieb, bezahlt man derzeit "bis zu 1000 Dollar pro Nutzer Pro Jahr" für den Service, die Nutzer kommunizierten zum Teil extrem viel. Die ausgehenden SMS-Gebühren seien noch immer zu teuer, dies zu deckeln. Als Alternative bietet Twitter an, einen der diversen Mini-Programme für den Kommunikationsdienst auf dem Handy zu installieren. Die erhalten die Nachrichten direkt aus dem Internet, was der Nutzer selbst bezahlen muss - Kosten für Twitter selbst entstehen dann nicht.

Twitter an sich läuft eigentlich sehr gut - obwohl die Firma mangels Geschäftsmodell noch immer kein eigenes Geld verdient und sich von Risikokapitalinvestitionen trägt. Der Kommunikationsdienst, bei dem man Botschaften in einer Länge von 140 Zeichen an die ganze Welt oder auch nur den eigenen Freundeskreis verschicken kann, hat inzwischen laut US-Marktforschern über zwei Millionen Nutzer und wächst weiter beständig. Die User scheinen nicht genug davon kriegen zu können, von ihren Freunden ständig auf dem Laufenden gehalten zu werden, was diese gerade tun - und auch die Versender der kleinteiligen Exhibitionismen haben viel Spaß dabei. US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama ist derzeit der Twitter-King: Mit über 56.500 "Followern", also Nutzern, die ihm auf der Plattform folgen, hat er kürzlich sogar das Geek-Idol Kevin Rose vom Nachrichtenportal "Digg" überholt. Die Twitter-User sind dabei erstaunlich duldsam: Die Seite hatte in den letzten Monaten mit teils heftigen Ausfallraten aufgrund des Nutzeransturms zu kämpfen. Der "Fail Whale", die Zeichnung eines Wals, die immer dann eingeblendet wird, wenn der Dienst einmal wieder nicht funktioniert, hat inzwischen traurige Berühmtheit erlangt. Trotzdem findet Twitter immer mehr Freunde, weil der Netzwerkeffekt eintritt: Man geht immer in das soziale Netzwerk hinein, in dem die meisten der eigenen Bekannten vertreten sind, schließlich profitiert man dann auch am stärksten davon.

Es könnte allerdings sein, dass die nun gefallene Entscheidung, die SMS-Zustellung abzudrehen, für manchen (ehemaligen) Twitter-Fan jetzt das Fass zum Überlaufen bringt. Es gibt zahlreiche Alternativen für den Dienst - auch in Deutschland tummelt sich ein halbes Dutzend Twitter-Klone (keiner davon hat bislang wirklich Bedeutung erlangt). So bietet der Service "Friendfeed", der von einigen ehemaligen Google-Angestellten gegründet wurde, die Ergüsse, die ein Nutzer in diversen Web 2.0-Diensten hinterlässt, sauber geordnet auf einer einzelnen Seite - inklusive direkter Kommunikation untereinander. Der Dienst soll in den ersten Monaten schneller gewachsen sein als Twitter in seiner stürmischen Anfangsperiode und versammelt zahlreiche Internet-Größen.

Störend wirkt auf einige Twitter-Freunde auch, dass das Angebot ihre Kommunikation zentralisiert. Ergo: Wenn Twitter mal wieder nicht zu erreichen ist, bricht auch der Draht zu den Freunden ab. Zwar gibt sich Twitter nach außen offen, bietet unter anderem eine so genannte API, mit der man den Dienst in eigene Programme einbauen kann. Doch wirklich offen in Form eines offenen Quellcodes ist das Angebot nicht. "Identi.ca", eine Twitter-Alternative aus Kanada, will das nun ändern. Sie liegt als freie Software vor und kann auf dem eigenen Server installiert werden, den der Nutzer dann selbst kontrollieren kann. Der Vorteil: So verteilt sich die Last deutlich besser, außerdem kann jeder, der sich berufen fühlt, an der Lösung mitprogrammieren. Das Problem, dass die Twitter-Fans seit der Abschaltung der SMS-Funktion nun haben, löst aber auch das offene Identi.ca nicht: Wer hier Kurznachrichten mit den Ergüssen seiner Freunde senden oder erhalten wollte, müsste sich ein entsprechendes Interface selbst programmieren und sie dann auch höchstpersönlich zahlen.

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