SIMONE SCHMOLLACK ÜBER GRÜNEN QUOTENSCHMUCK IN BADEN-WÜRTTEMBERG : Wir dürfen alles. Außer wichtig
Rein formal haben die Grünen in der künftigen Landesregierung von Baden-Württemberg ihre Frauenquote erfüllt: In Winfried Kretschmanns Truppe wird es vier Frauen und vier Männer geben. Alles andere wäre auch eine Enttäuschung gewesen: Schließlich geht es bei der Frage, wie viele Frauen in den Schlüsselministerien ganz oben mitmischen dürfen und sollen, um eines der ureigenen grünen Themen.
Schaut man sich die Verteilung der grünen Ministerposten allerdings genauer an, wird deutlich, dass es sich bei der geschlechterparitätischen Besetzung nur um ein Abarbeiten innerparteilicher Vorgaben handelt. Die wichtigen, „harten“ Ressorts wie Umwelt und Energie sowie Verkehr leiten künftig Männer. Die Ressorts für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Wissenschaft und Forschung – „weiche“ und damit klassisch weibliche Topics – sind mit Frauen besetzt.
Nun sind die auserkorenen Männer und Kretschmann selbst als künftiger Ministerpräsident kompetent und versiert. Und auch die anderen Ressorts müssen selbstverständlich mit qualifizierten Personen besetzt sein. Am Ende zählt das Arbeitsergebnis und nicht der Geschlechterproporz.
Doch kann man eben immer damit argumentieren, dass auch nach langer Suche keine geeigneten Frauen für die Schlüsselressorts gefunden wurden. Für das Umweltministerium stimmt das aber jedenfalls nicht: Ministerin hier hätte auch die Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl werden können. Sie saß mit am Koalitionsverhandlungstisch, ist eine Expertin in Sachen Atompolitik und gebürtige Baden-Württembergerin. Von der atompolitischen Sprecherin in Berlin zur Umweltministerin aufzusteigen, wäre eine echte Chance.
Die Grünen haben als erste Partei die Quote eingeführt und als erste Partei einen Gesetzesvorschlag für eine Frauenquote in Führungspositionen vorgelegt. Die neuen Ministerinnen in Baden-Württemberg wirken leider nur wie Quotenschmuck.
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