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■ SFB versus FilmakademieSchwarzfilm

Kurzsichtigkeit war schon immer eine Spezialität des Senders Freies Berlin (SFB). Der Rauswurf der Filmakademie DFFB aus dem Deutschlandhaus aber grenzt an Blindheit. Blindheit zum einen, weil der Sender dem angeschlagenen Medienstandort Berlin einen Tritt mehr in den Hintern versetzt. Ein zweimaliger Umzug – erst in ein Provisorium ohne Schneideräume, ohne Bibliothek und ohne Räume für die Kinemathek und dann 1998/99 in das Filmhaus bei Sony – machten die Lehre sowie ein kontinuierliches Arbeiten unmöglich. Regisseure und Kameraleute kehrten der Hauptstadt den Rücken und zögen nach Babelsberg oder München. Neue Techniken und Medienarbeitsplätze gingen den Studios verloren. Zum kulturellen Niedergang Berlins käme ein Film-GAU hinzu. Die Zelluloidstadt Berlin kann sich nicht allein auf die Ausrichtung der Filmfestspiele verlassen. Schon darum darf der Senat den SFB nicht aus der Verantwortung lassen und muß selbst bei einem Verkauf auf die Verlängerung der Verträge für die Akademie drängen.

Zum anderen aber ist der SFB mit Blindheit geschlagen, gräbt er sich doch künftig die eigenen Macher, das eigene Programm ab. Fernsehfilme, Dokumentationen und Features aus der DFFB- Werkstatt gingen dem SFB verloren, kulturelle Identität mit der Stadt und ihren Filmarbeitern ebenso.

Kann das dem SFB egal sein? Kann das aufgerechnet werden gegen ein paar Millionen für das Deutschlandhaus? Der SFB braucht Geld. Soll er es sich doch von Werbeträgern oder durch die Umstrukturierung mit dem Ostfunk Brandenburg (ORB) holen. Klarsicht statt Blindheit ist gefragt. Der SFB täte gut daran, die kulturelle Institution DFFB sich zur eigenen Sache zu machen. Rolf Lautenschläger

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