■ SCHÖNER LEBEN: Sommeri! Sommera?
SCHÖNER LEBEN
Sommeri! Sommera?
Darf man sich manchen Fragen wirklich stellen? Also darf man sich beispielsweise wirklich fragen, was Mon Cherie in seiner Sommerpause macht? Oder darf man sich wirklich fragen, ob man gleich nach Schulschluß nach Spanien fahren muß oder ob heute noch reicht. Oder: muß ich Sommerkleidung tragen, wenn der Sommer eintritt? Ja der Sommer. Hat sich schon mal jemand generell der Frage ausgesetzt, was das eigentlich ist?
Jesses, komm' mir doch jetzt keiner mit Eis und Erdbärn und Konsorten, die eß' ich doch schon seit März.
Ja: im Winter, da weiß man, was man hat und braucht nicht raus. Außer vielleicht, wenn man soll. Aber im Sommer muß man, ob man will oder nicht. Sogar Heimtiere verlassen aus unerfindlichen Gründen ihren heimischen Napf und setzen sich mit Balkonfliegen auseinander.
Und ununterbrochen führt alles ins Grüne, als ging's himmelwärts. Und wahrscheinlich schlägt auch noch in jedem ein Lied, zweidrei. Und Rosentulpennelken und dergleichen stechen in die Luft und riechen nach was. Kurzum: Es ist schrecklich. Hinz und Kunz, Kinz und Hunz sind unterwegs, als wenn's was umsonst gäbe oder überall Rum-Trüffel und nehmen einem die Sonne weg.
Der Sommer ist, wie man sieht, keine Zeit, sondern ein aufgekrempelter Zustand. Im Prinzip privat. Da muß die Frage erlaubt sein, ob so jemand eigentlich offiziell nötig ist; jemand noch dazu, der aufklappbare Cabriofahrer in Ford-Escorts und Opel-Esplanadas aus Delmenhorst nach Bremen verbringt. Und alle Vögel hochfliegen läßt. Bloß unsereins läßt er unten, als wär's da tief.
Claudia Kohlhase
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