SCHLAMPEREI DES VERTEIDIGUNGSMINISTERIUMS : Transparentes Manöver
AUS Österreich
Momentan hat Österreichs Armee ja international nicht die beste Nachrede. Als im Frühjahr auf dem Golan die ersten Schüsse fielen, zog Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) das UNO-Kontingent ab. 39 Jahre hatten österreichische Blauhelme dort über den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien gewacht. Ende Juli kehrte der letzte der über 300 rot-weiß-roten Soldaten zurück.
Jetzt aber versucht das Bundesheer auch einmal positive Schlagzeilen zu machen. Mit bedingungsloser Transparenz. Und in einer Zeit, in der Geheimdienste und Militärs durch unverschämte Spionage in Verruf geraten sind. Subtil, das muss man sagen, hat Österreichs Verteidigungstruppe allen Interessierten den entscheidenden Hinweis gegeben, wie man über die internationale Hubschrauberübung „Hotblade 2013“ in Portugal, die vom 17. bis 31. Juli dauerte und am Mittwoch dieser Woche zu Ende ging, auch das letzte Detail erfahren kann.
An dem Manöver, bei dem unter anderem das Fliegen unter besonderen Umgebungsbedingungen geübt wurde, nahmen neben den Österreichern Kontingente aus Portugal, Belgien, Deutschland und den Niederlanden mit insgesamt 36 Helikoptern teil. Dänemark und Großbritannien spielten nur als Beobachter mit. Organisiert wurde das martialische Luftspektakel von der Europäischen Verteidigungsagentur der Europäischen Union. Das Ziel bestand darin, den gemeinsamen Einsatz in „heißen Situationen“ außerhalb der Union zu proben.
Österreichs Verteidigungsministerium hatte im Vorfeld der Militärhubschrauber-Übung Fotos von der Manöverbesprechung auf seine Website gestellt. Auf einem dieser Bilder war im Hintergrund ein Flipchart zu sehen, auf das jemand die Internetadresse für einen Webmail-Account inklusive Login-Name und Passwort gekritzelt hatte. Dass diese streng militärischen Informationen der Öffentlichkeit bekannt wurden, ist der Tageszeitung Die Presse zu verdanken, die die Schlamperei entdeckt und veröffentlicht hatte.
Über die Net-Adresse konnte man sich auch über Einsatzdetails der anderen Teilnehmerländer kundig machen. Neben den Inhalten der Briefings waren auch die Einsatz- und Flugpläne des Manövers einsehbar. Nach dem Zeitungsbericht lagen ebenso die Sendefrequenzen zur Kommunikation offen. Der von dem konservativen Blatt zitierte IT-Sicherheitsexperte Horst Neumayer meinte, es wäre sogar möglich gewesen, „Schadsoftware in die Militärcomputer mehrerer Nationen zu bringen“.
Das Verteidigungsministerium reagierte mit militärischer Gründlichkeit. Man habe entsprechende Maßnahmen sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene veranlasst: „Die Passwörter wurden geändert und das Foto vom Bundesheer-Server genommen.“
Die Reichweite des unfreiwilligen Leaks wurde heruntergespielt. So seien die Login-Daten lediglich Zugangscodes zu einem Portal gewesen, das „mit der Anzeigetafel auf einem Flughafen oder herkömmlich zu erwerbenden Smartphone-Apps, die über Flugbewegungen informieren, vergleichbar“ sei. Die Sicherheit der Übung sei in keinem Moment gefährdet gewesen, versicherte Oberst Hannes Mittermair gegenüber Presseagenturen. „Der Übungsablauf hat nicht eine Sekunde gelitten“, betonte der Offizier. Im Übrigen seien die Codes nur für Piloten verständlich und keineswegs geheim gewesen. Trotzdem wurde die Heeres-Website vorübergehend offline gestellt. Man weiß ja nie.