SCHIMON PERES VERLIERT DIE WAHL UM DAS PRÄSIDENTENAMT: Peinlich
Wer die beiden Kandidaten für das Amt des israelischen Präsidenten vor Augen hat, der kann über das Abstimmungsergebnis nur den Kopf schütteln. Hier der Friedensnobelpreisträger, der über 50 Jahre im Dienst des Staates stand und der den Frieden mit den Palästinensern und Jordanien aktiv mitgestaltete. Dort der nichts sagende Bürgermeister einer Kleinstadt und spätere Tourismusminister, ein Mann ohne Namen, ohne Charisma und ohne einen persönlichen Auftrag. Mosche Katzaw hat weder sich selbst noch seinem Gegner den Sieg zu verdanken, sondern einer Reihe für ihn „günstiger“ Umstände.
Der eigentliche Verlierer heißt nicht Schimon Peres, sondern Ehud Barak. Der Premierminister ist schuld an dem letzten verlorenen Kampf des Friedensnobelpreisträgers, weil er es nicht schafft, eine Mehrheit hinter sich zu versammeln. Trotz aller Bereitschaft, schmerzliche innenpolitische Zugeständnisse zu machen, um die Koalitionspartner bei der Stange zu halten, verabschiedete sich ein Minister nach dem anderen aus dem Kabinett Baraks, und die Parteien wechseln in flottem Rhythmus das politische Lager von links nach rechts. Grund dafür ist der Friedensprozess. Die Mehrheitsverhältnisse in der Knesset lassen mit Mühe Verhandlungen, doch sicher nicht die anstehenden Kompromisse zu. Baraks überragender Sieg bei den Parlamentswahlen ändert nichts an seiner derzeitigen Ohnmacht. Der Dialog mit den Palästinensern ließ die Koalition auseinander brechen, und er ließ letzten Endes Schimon Peres als Verlierer von der Bühne gehen. So paradox es erscheinen mag: Peres ist das Opfer der israelischen Friedenspolitik. Hätte sich Ehud Barak auf die Innenpolitik konzentriert oder auch nur ein wenig kompromissloser den Palästinensern gegenüber gegeben, wäre die Koalition heute noch in Takt und Peres der nächste Präsident. Es gibt nur einen Preis, der Peres für seine Niederlage entschädigen könnte. Voraussetzung dafür wäre, dass Jassir Arafat, Peres’ Partner in Oslo, seine Verantwortung erkennt, um den Frieden endlich möglich zu machen.
SUSANNE KNAUL
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