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Archiv-Artikel

SAUDI-ARABIEN: DAS REGIME REAGIERT, ABER NUR MIT REPRESSIONEN Das Attentat zeigt die Schwäche al-Qaidas

„Sie haben nicht genug getan.“ So lautet nun wieder allerorten der Vorwurf gegen die saudische Regierung. Doch das blutige Al-Qaida-Attentat vom Wochenende in der saudischen Hauptstadt Riad besagt genau das Gegenteil.

Natürlich zielte es darauf ab, das saudische Königshaus zu destabilisieren. Interessant ist aber das dafür ausgesuchte Ziel. Nicht die US-Botschaft, nicht ein gut geschütztes Wohngebiet westlicher Ausländer, sondern ein nur schwach bewachter Häuserkomplex, in dem besser gestellte ägyptische, libanesische, syrische oder sudanesische Büroangestellte, Ärzte und Ingenieure wohnten – ein leichtes Ziel, weil an die anderen kein Herankommen war. Dies zeigt die Schwäche der saudischen militanten Islamisten, die sich einst im Königreich frei bewegen und sich ihr Ziel aussuchen konnten, seien es amerikanische Kasernen oder die Wohnviertel westlicher Ausländer.

Für ihre leichte Beute zahlen die Attentäter ihren Preis. Denn nun haben sie sich dort isoliert, wo sie eigentlich rekrutieren wollen. Nicht nur in Saudi-Arabien, auch in den meist arabischen Herkunftsländern der Opfer hat der Anschlag einen Schock ausgelöst. Muslime im heiligen Monat Ramadan zu töten taugt nicht dazu, in der islamischen Welt Punkte zu sammeln. Schon vor Monaten begann das Königshaus, gegenüber al-Qaida aktiver zu werden. 600 Verhaftungen und Schießereien zwischen Sicherheitskräften und Militanten waren die Folge. Dazu kommt, dass einige prominente Scheichs neuerdings versuchen, zwischen den Radikalen und der Regierung zu vermitteln.

Allerdings bleibt das saudische Grunddilemma: Das Könighaus legitimiert sich durch eine äußerst konservative und engstirnige Islam-Interpretation, die derjenigen der Militanten nicht unähnlich ist. Sich hiervon zu distanzieren und einen weltoffeneren Islam zu predigen wäre langfristig der wirksamste saudische Beitrag im Kampf gegen militante Islamisten. Die Frage für Saudi-Arabiens Herrscher lautet dabei nur, ob sie selbst einen solchen Ideologiewechsel politisch überleben würden. KARIM EL-GAWHARY