: Ryschkow lehnt Kompromiß ab
Moskau (afp) — Die sowjetische Regierung weist den Aganbegjan- Plan für die Wirtschaftsreformen in der UdSSR zurück, der als Kompromiß am Vortag von Präsident Gorbatschow begrüßt worden war. Im Kreml bezeichnete Ministerpräsident Ryschkow gestern den Aganbegjan-Plan als eine konzentrierte Fassung des Schatalin-Planes, aus dem die unpopulärsten Maßnahmen übernommen worden seien. Ryschkow räumte Meinungsunterschiede mit Gorbatschow in dieser Frage ein. Der hatte am Montag den Plan seines Wirtschaftsberaters Aganbegjan verteidigt und zugestanden, daß er dem radikalen Schatalin-Plan sehr nahe komme, der bereits vom russischen Parlament verabschiedet worden war. Ryschkow warnte davor, daß keine Zeit mehr zur Vorbereitung der Reformen bleiben und das Land in große Schwierigkeiten geraten werde, sollten die Diskussionen um die Wirtschaftsreformen erneut wochenlang andauern. Aganbegjan beteuerte seinerseits, daß zum Beispiel in der zentralen Frage der Preisliberalisierung ein Kompromiß zwischen den Positionen unmöglich sei. Er befürworte in dieser Frage den Regierungsvorschlag, der eine stufenweise Erhöhung vorsieht und Vorkehrungen treffen will, damit die Lebensmittelpreise nicht explodierten. Alle drei Verfasser der verschiedenen Wirtschaftsreformprogramme hatten am Dienstag vormittag vor dem Obersten Sowjet Fragen der Abgeordneten beantwortet. Dabei hatte Aganbegjan berichtet, daß die Inflationsrate auf über zehn Prozent gestiegen sei.
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