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Rußlands Präsident auf Friedensmission in Grosny

■ Bei seinem Besuch in Tschetschenien räumt Jelzin persönliche Schuld ein und lobt die eigene Armee

Moskau/Grosny (rtr/dpa) – Der russische Präsident Boris Jelzin hat gestern überraschend die Kaukasusrepublik Tschetschenien besucht. Bei seiner Stippvisite in der Hauptstadt Grosny kündigte er eine schnelle Friedenslösung an. „Der größte Schmerz Rußlands ist die Tschetschenienkrise“, sagte Jelzin. Zugleich gestand er persönliche Schuld und Fehlkalkulationen in dem seit 17 Monaten andauernden Konflikt ein. Noch für diese Woche kündigte Jelzin den Entwurf eines Statuts an, das der nach Unabhängigkeit strebenden Kaukasusrepublik eine größtmögliche Autonomie einräumt. Dessenungeachtet bleibe Tschetschenien ein fester Bestandteil der Russischen Föderation. Zudem würdigte der Präsident den Einsatz seiner föderalen Truppen. Die russische Armee habe das aufrührerische Regime des früheren Präsidenten Dudajew besiegt und eine Zersplitterung des Landes verhindert. „Sie haben friedliche Bürger verteidigt“, sagte Jelzin vor Soldaten.

In Moskau wurden unterdessen die Gespräche mit dem tschetschenischen Rebellenführer Selimchan Jandarbijew fortgesetzt. Dabei ging es um eine Konkretisierung des am Montag unterzeichneten Waffenstillstands. Russische Oppositionelle reagierten verhalten auf die Moskauer Vereinbarung. Vertreter der Kommunistischen Partei sprachen von einem überfälligen Abkommen. Unabhängige Experten sagten, es gebe keine Garantie dafür, daß die Waffenruhe von Dauer sei. Auch unter den Bewohnern von Grosny herrschte Skepsis. Viele sagten, sie hoffen auf Frieden, doch sei auch im vergangenen Jahr der Waffenstillstand gebrochen worden. Tagesthema Seite 3

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