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Russisches Roulette am Steuer

■ SPD kritisiert geplantes Tempolimit bei Nebel als nicht weitgehend genug

Bonn/München (dpa/ap/taz) — Als einen „Täuschungsversuch“ mit gefährlichen Folgen wertet der SPD-Verkehrsexperte, Klaus Daubertshäuser, die von Bundesverkehrsminister Friedrich Zimmermann (CSU) beabsichtigte Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Stundenkilometer bei einer Sichtweite von 50 Metern. Das geplante Tempolimit bei Nebel führte am Freitag zu einer heftigen Kontroverse im Bundestag.

Daubertshäuser nannte die Formel „50 bei 50“ auch deshalb gefährlich, weil die Autofahrer automatisch weiterrechneten: „60 bei 60“ und „70 bei 70“. Dies sei ein „russisches Roulette“, da sich bei verdoppelter Geschwindigkeit der Anhalteweg verdreifache. Statt eines Tempolimits trete die SPD dafür ein, daß die Nebelwarneinrichtungen verbessert, die Kontrollen verstärkt und Temposünder schärfer bestraft werden. Bayerns Innenminister Stoiber (CSU) warf der SPD daraufhin eine „erschreckende Unkenntnis“ der Sachlage vor. Auch bei einem Tempolimit 50 müsse bei geringerer Sichtweite das Tempo noch weiter gedrosselt werden. Vom 1.Januar an sind bei neuzugelassenen Fahrzeugen Nebelschlußleuchten vorgeschrieben. Eine Nachrüstpflicht für Altfahrzeuge gibt es dagegen nicht. Inzwischen forderte der Stuttgarter Regierungspräsident Udo Andriof ein generelles Überholverbot für Busse und Lastwagen bei Nebel.

Am Wochenende kam es in Bayern wieder zu Unfällen im Nebel. Ein 61jähriger Autofahrer, der mit seinem Wagen ohne Sicht mit hoher Geschwindigkeit auf einen Lastzug auffuhr, wurde getötet.

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