: Ruhe & Ordnung
■ Wache 11, Prozeß II: Polizist bestreitet ...
Für einen Party-Gast hatte eine feuchtfröhliche Geburtstagsfeier in der Norderstraße im April 1994 auf dem Polizeirevier geendet. Seit gestern steht wieder ein Polizeibeamter des berüchtigten Polizeiwache 11 in der Kirchenallee vor Gericht – wegen Körperverletzung im Amt.
Anfangs ging es noch um eine simple Ruhestörung. Eine hellhörige Nachbarin hatte eine Streife alarmiert, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollte. Doch als sich der leicht angeheiterte Party-Gast in das Gespräch zwischen den Beamten und der Gastgeberin sowie dem ebenfalls geladenen Hausverwalter einmischte, eskalatierte die Situation. Nach Schilderung zweier Bekannter des geschädigten Krankenpflegehelfers habe dieser lediglich gefragt: „Was wollt ihr denn hier? Wieso habt ihr keine Mützen auf?“ Daraufhin hätten die Beamten verlangt, seine Papiere zu sehen. Er habe sich geweigert, weil er die Beamten nach seinen Aussagen nicht als solche erkannt hätte. Diese forderten sogleich über Funk Verstärkung an: Drei weitere Polizisten rückten an.
Diese seien gemeinsam über ihn hergefallen und hätten ihn zu Boden gebracht, allen voran der angeklagte Polizist K., so der Party-Gast vor Gericht. Einer hätte ihm das Knie ins Genick gedrückt. Sie hätten sein Gesicht über den Boden geschleift, ihm Handschellen angelegt, an den gefesselten Händen hochgerissen und aufs Revier verfrachtet. Dort habe ihn der Polizist K. mehrfach gegen Türzargen gestoßen. Die Polizisten sagten aus, daß der Mann heftigen Widerstand geleistet habe und sie sich von ihm beleidigt gefühlt hatten. Deswegen hätten sie zu solchen Maßnahmen greifen müssen. Der Prozeß wird am Freitag fortgesetzt. paf
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