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Rücktritt nach Massaker

■ Guatemalas Verteidigungsminister geht. Rechter Militär wird Nachfolger

Guatemala-Stadt (dpa/taz) – Als Konsequenz aus dem blutigen Massaker an zurückgekehrten Flüchtlingen ist Guatemalas Verteidigungsminister General Mario Enriquez am Montag zurückgetreten. Staatspräsident Ramiro de Leon Carpio teilte mit, er habe den Rücktritt angenommen. Zu seinem Nachfolger wurde Generalstabschef Marco Antonio Gonzalez ernannt. Er wird dem konservativen Flügel der Streitkräfte zugerechnet. De Leon entließ außerdem den zuständigen Militärchef der Region, Oberst Sami Vásquez.

Bei dem Massaker in dem Dorf Xaman in der Gemeinde Chisec, rund 275 Kilometer nördlich von Guatemala-Stadt, hatte eine Armeepatrouille am vergangenen Donnerstag 11 Menschen getötet und 18 verletzt. Die Dorfbewohner bereiteten gerade eine Feier zum ersten Jahrestag ihrer Rückkehr aus Mexiko vor. Dorthin waren sie vor den willkürlichen Bombardierungen der Zivilbevölkerung durch die Armee Anfang der achtziger Jahre geflohen. Kein Wunder, daß sie zu ihrem Fest keine Soldaten im Dorf haben mochten – als sie sich weigerten, die Patrouille an ihren Feiern teilhaben zu lassen, eröffneten die Soldaten das Feuer. Der Trupp sei „gekommen, um zu töten“, erklärte Guatemalas prominente Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú. Sie forderte für einige der verantwortlichen Soldaten die Todesstrafe.

Besorgt reagierte das UN- Flüchtlingshilfswerk UNHCR auf das Massaker. Von den einmal 100.000 guatemaltekischen Flüchtlingen in Mexiko befinden sich noch immer rund 42.000 dort – die Programme zu ihrer Rückkehr und Wiedereingliederung könnten durch das jüngste Massaker ernsthaft gefährdet werden, fürchtet das UNHCR.

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