Rückgabe der Beutekunst: Freude über die Rückkehr der Kunst

Vor 50 Jahren gab die Sowjetunion 1,5 Millionen Kunstwerke an die DDR zurück, darunter den Pergamonaltar. Doch noch immer lagern Millionen Beutestücke in russischen Depots.

Unter dem Pergamonaltar fand der Festakt zur "50. Jahrestag der Rückgabe" Bild: AP

Es war ein kulturpolitischer Akt erster Güte, als die Sowjetunion 1958 rund 1,5 Millionen Kunstwerke und Kulturgüter an die Museen und andere kulturelle Einrichtungen der DDR zurückgab. Unter den Stücken, die die Rote Armee 1945 in Deutschland beschlagnahmt hatte, waren so bekannte Kunstwerke wie Caravaggios "Der ungläubige Thomas", Bilder von Rubens sowie der Pergamonaltar. Unter Letzterem wurde am Donnerstag der Festakt zum "50. Jahrestag der Rückgabe" gefeiert.

Die Rückführung der 1945 beschlagnahmten Beutestücke aus den Händen der Sowjetunion war seinerzeit ein geschichtspolitisches Signal und eine Aufwertung des "sozialistischen Bruderstaates", sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). "In der DDR wurde die Rückgabe als große Geste gefeiert. In der Bundesrepublik stieß das Ereignis nur auf verhaltene Anteilnahme."

Die Sowjetunion hatte bereits 1955 begonnen, Kunstwerke zurückzugeben, insbesondere Bilder aus der Dresdener Gemäldegalerie. Mit der spektakulären Aktion 1958 erreichte die Rückführung eine Dimension, die die Restitution alliierter Bestände an die Bundesrepublik übertrumpfte. "Vielen Sammlungen aus dem einstigen preußischen Erbe in Ostberlin und Potsdam, Brandenburg und Sachsen wurde damit erst wieder zu kulturellem Weltrang verholfen", so Parzinger. Dazu gehörte etwa die Wiedergewinnung der russischen Beutestücke für Sanssouci und die preußischen Schlösser und Gärten.

Dass von den Rückführungen auch westdeutsche Museen profitierten, wird ein Kapitel sein, das die Initiative Deutsch-Russischer Museumsdialog mit wissenschaftlicher Arbeit aufklären will. Außerdem soll der fachliche Austausch der Wissenschaftler und Museumsmacher befördert werden, um zu erforschen, welche vermissten Werke noch in russischen Museumsdepots sind. Rund vier bis fünf Millionen deutsche Kulturgüter, darunter eine Vielzahl Bücher, gelten noch als vermisst oder beschlagnahmt.

"Auch mehr als 60 Jahre nach Kriegsende darf von Deutschland begangenes Unrecht nicht aus dem Blick verloren werden", sagte Parzinger. Er gebe aber die Hoffnung nicht auf, "dass Deutschland und Russland noch enger zusammen arbeiten werden." ROLF LAUTENSCHLÄGER

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