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Rudolf SteinerDiese Waldorfs!

Wer seine "Ich-Wesenheit" zu wenig entwickelt hat wird zum "Neger" - befand Rudolf Steiner. Womöglich sollen einige seiner Schriften nun auf den Index.

Nicht immer den Durchblick behalten: Rudolf Steiner. Bild: dpa

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Bonn klärt ab, ob zwei Schriften von Rudolf Steiner auf den Index kommen. Das Prüfungsergebnis wird am 6. September verkündet, sagt Behördensprecherin Petra Meier.

Es handelt sich um die Vortragsmanuskripte des Vaters der Waldorfpädagogik unter den Titeln "Geisteswissenschaftliche Menschenkunde" und "Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Ideologie" aus den Jahren 1909 beziehungsweise 1910.

Über Afrikaner heißt es darin: "Diejenigen Menschen aber, die ihre Ich-Wesenheit zu wenig entwickelt hatten, die den Sonneneinwirkungen zu sehr ausgesetzt waren, sie waren wie Pflanzen: Sie setzten unter ihrer Haut zu viele kohlenstoffartige Bestandteile ab und wurden schwarz. Daher sind die Neger schwarz." An anderer Stelle spricht Steiner von "der ganz passiven Negerseele, die völlig der Umgebung angepasst ist".

Über die sogenannte weiße Rasse heißt es bei Steiner: "Nur diejenigen, welche imstande waren, die Balance zu halten in Bezug auf ihr Ich, das waren die, welche sich in die Zukunft hinein entwickeln konnten." Die sogenannte kaukasische Rasse beschreibt Steiner als "auf die Sinne hin organisiert". Und Asiaten seien "passive, hingebungsvolle Naturen [] Die Bevölkerung wird dadurch träumerisch. Der Ätherleib dringt sehr tief in den physischen Leib ein."

Schwarz dank mangelnder "Ich-Wesenheit". So So. Bild: dpa

Den Prüfauftrag hat das Bundesfamilienministerium von Ursula von der Leyen (CDU) ausgelöst. "Ein Bürger hatte uns gegenüber seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass dies jugendgefährdende Schriften seien," sagt ihr Sprecher Marc Kinert. "Wir waren deshalb gesetzlich verpflichtet, einen Prüfauftrag an die Bundesprüfstelle zu stellen." Dem Auftrag hat das Ministerium zwei Gutachten beigefügt.

Gutachterin Jana Husmann-Kastein von der Berliner Humboldt-Universität weist nach, dass die beiden Steiner-Schriften Thesen zur unterschiedlichen Wertigkeit von "Menschenrassen" enthalten, die sein Schüler Ernst Uehli übernommen hat. Uehlis Werk "Atlantis und das Rätsel der Eiszeitkunst", das 1936 erschien, sollte im Jahre 2000 auf den Index gestellt werden. Das Buch war bis dahin in Waldorfschulen als Literatur für Lehrer empfohlen worden. Nach dem Indizierungsantrag hatte der Verlag das Buch seinerzeit zurückgezogen. Husmann-Kastein, die sich in ihrer Dissertation mit Steiners esoterischen Rassentheorien beschäftigt, legt den Bundesprüfern die Schlussfolgerung nahe, wenn man Uehli indizieren wollte, dann gehörten auch die Steiner-Werke auf den Index.

Der zweite Gutachter, der ausgebildete Waldorflehrer Andreas Lichte, kommt zu dem Schluss, dass im Geschichtsunterricht der Waldorfschulen Steiners esoterische Evolutionslehre noch unterrichtet werde. Diese enthalte, so Lichte, "zweifelsohne rassistische Momente".

Detlef Hardorp, bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin und Brandenburg, hält eine Indizierung für nicht gerechtfertigt. "Steiner nutzt in den Schriften teilweise ein Vokabular, was heute so nicht mehr benutzt wird." Würde man heute an Waldorfschulen so sprechen, ginge das nicht mehr, räumt Hardorp ein. "Aber das tun wir ja nicht. Ich folge übrigens Steiner, der später erklärte, dass der Rassenbegriff aufhören würde, eine jegliche Bedeutung zu haben." Doch um das Jahr 1900 wäre der Begriff der fünf anthropologischen Grundrassen Zeitgeist gewesen.

Werden die Steinerschen Vorträge als jugendgefährdend indiziert, müssen die Schriften aus öffentlichen Bibliotheken und Schulen verschwinden und dürfen nur an über 18-Jährige verkauft werden. "Wenn Steiner indiziert wird, dann müssten in der Folge wahrscheinlich ganze Bibliotheken auf den Index gesetzt werden", gibt sich Hardorp überzeugt. Die Website der Waldorfpädagogen verweist auf eine Studie von Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut in Niedersachsen. Die bescheinigt den Waldorfschülern besonders geringe Neigungen zu Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.

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85 Kommentare

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  • Diese Waldorfs im Jahr 2020:

    Wenn irgendwo über Rudolf Steiners Rassismus gesprochen wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Anthroposoph zur Verteidigung Steiners die „Stuttgarter Erklärung“ präsentiert. Der „erste Anthroposoph“ ist dann auch schon mal der Sprecher und Vorstand des „Bundes der Freien Waldorfschulen“, Henning Kullak-Ublick.

    Entgegen Kullak-Ublicks Darstellung in seinem Kommentar bei „Allgäu-rechtsaussen“ vom 13. Juni 2020 ist die „Stuttgarter Erklärung“ nicht das Ergebnis einer freiwilligen anthroposophischen Initiative, sondern eine erzwungene Reaktion auf die massive mediale Auseinandersetzung (TV, SPIEGEL, und viele andere) mit Rudolf Steiners Rassismus im Jahre 2007. Das große öffentliche Interesse war Folge des Indizierungsverfahrens der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) gegen 2 Bücher Rudolf Steiners. Am 6. September 2007 entschied die BPjM, dass Steiners Bücher rassistischen Inhalt haben, „in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sind.

    Die nach der Entscheidung der BPjM auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ in Berlin vorgestellte „Stuttgarter Erklärung“ versucht, von aussen kommende Kritik an Rudolf Steiner Rassismus abzuwehren, und zugleich waldorfintern irritierte Eltern zu beruhigen. Ziel ist die Wiederherstellung des alten „Wir sind die Guten!“-Bildes der Waldorfschule.

    Einen lebendigen Eindruck vom aktuellen Stand der fortdauernden Auseinandersetzung vermittelt Dorothea Brummerlohs Beitrag „Steiners religiöser Kosmos – Woran glauben Anthroposophen?“ vom 3. April 2020 im Hessischen Rundfunk:

    Sprecherin hr: “Immer wieder in der Kritik sind Rudolf Steiners rassistische, antisemitische Aussagen. Steiner sprach von ‘menschlichen Rassen’ ...

    siehe auch "Rudolf Steiners Rassismus und die ‘Stuttgarter Erklärung’": hpd.de/artikel/rud...r-erklaerung-18182

  • Im Artikel heißt es, Zitat taz: "Der zweite Gutachter, der ausgebildete Waldorflehrer Andreas Lichte, kommt zu dem Schluss, dass im Geschichtsunterricht der Waldorfschulen Steiners esoterische Evolutionslehre noch unterrichtet werde. Diese enthalte, so Lichte, "zweifelsohne rassistische Momente"."

     

    In meinem Artikel "Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’" beschreibe ich den Geschichtsunterricht in der Waldorfschule anhand von "Geschichtsepochenheften" (= Geschichts-Schulhefte in der Waldorfschule), die eine wortgetreue Wiedergabe dessen sind, was der Lehrer unterrichtete, an die Tafel schrieb, siehe:

    https://www.ruhrbarone.de/geschichte-in-der-waldorfschule-atlantis-und-die-rassen/49644

  • Historiker wie Peter Staudenmaier und Helmut Zander stellen die Rassenlehre Rudolf Steiners als ZENTRAL für die Anthroposophie heraus. Steiners esoterische Evolutionslehre – die „Menschheitsentwickelung“ – ist Beweggrund und Ziel der Anthroposophie, Zitat Prof. Helmut Zander:

     

    „Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als ‘degenerierte Menschenrasse’ im ‘Hinsterben’ (GA 105,106.107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewußtseinsentwicklung, als ‘degenerierte’, ‘zurückgebliebene’ Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weiße Rasse ‘das Persönlichkeitsgefühl am stärksten ausgebildet’ (GA 107,288 [1909]). Dies sind nur Kernsätze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls über Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vorträgen vor Arbeitern des Goetheanum in vergröberter, ‘popularisierter’ Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weiße war nun ‘die zukünftige, die am Geiste schaffende Rasse’ (GA 349,67 [1923]).“[6]

     

    „Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ‘degenerierten’, ‘zurückgebliebenen’ oder ‘zukünftigen’ Rassen keine ‘Unfälle’, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“[7]

     

    [6] Helmut Zander, „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2007, Seite 631f

     

    [7] Ebd., Seite 636

    • @Andreas Lichte:

      Rudolf Steiners Rassismus in der Schulpraxis? Diskussion im Jahre 2019:

      "100 Jahre Waldorfschule:

      Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’

      "Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse" ist ein Ausspruch Rudolf Steiners, der die vom Begründer der Waldorfschulen behauptete Überlegenheit der "Weißen" zusammenfaßt. Der Erziehungswissenschaftler Prof. Heiner Ullrich behauptet dagegen in der Wochenzeitung "Die Zeit": "Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle." Passt das zusammen? (…)“

      weiter: hpd.de/artikel/100...-the-whitest-16893

  • C
    Christian

    Zitat von Christian Topp:

    "Nun stellt sich die Frage, ob alle diese Herren Kant, Hegel, Schweitzer und Steiner etwa Rassisten sind."

     

    Korrekt, aber jeder der Herren waren eher wissenschaftlich und haben sich ihre Leistung eher erarbeitet als der erleuchtete Steiner (wobei es auch Arbeit war, alles was ihm in den Kram passte einzusammeln und als seine "Erleuchtung" zu präsentieren).

    Ausserdem kenne ich keinen vergleichbaren Ort wie den holzigen Steiner-Schrein im Goetheanum in Dornach, um Hegel, Kant oder Schweitzer anzubeten.

     

    Ich schätze mal - Steiner war ein aussergewöhnlicher Mann, unglaublich charismatisch und wortgewandt, und für die damalige Zeit sicher überdurchschnittlich gebildet.

    Heutzutage jedoch, wo Aufklärung und Bildung breiten schichten zugänglich wurde und nicht zuletzt durch die Informationsgesellschaft, in welcher jeder "Scharlatan" umgehend entlarvt werden kann ist spätestens der Zeitpunkt gekommen, adieu zu sagen, die restliche Arbeit den Historikern zu überlassen, und die staatl. Unterstützung der Waldorfschulen sowie der beiden Kliniken und der Privat-Uni zu streichen, bis dort alle "Spuren" dieses Gurus und seinen wirren Lehren verschwunden sind.

     

    Alles was während der Anthroposophie-Bewegung positives dabei herauskam, gerne behalten und weiter ausbauen, warum nicht? Aber bitte ohne Hokus-Pokus.

     

    Ich will jedenfalls keine Angst haben, auf dem OP-Tisch in Witten oder Filderstadt zu liegen, mit einem Chirurgen, welcher sich sicher ist, dass wenn ich jetzt in jungen Jahren das zeitliche segne, ein umso besseres nächstes Leben habe.

     

    in diesem Sinne,

     

    chris

  • CT
    Christian Topp

    Neger-Zitate:

    Immanuel Kant: ?Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische steigt.?

    Georg W. F. Hegel: ?Der Neger stellt den natürlichen Menschen in seiner ganzen Unbändigkeit dar. Obgleich sie sich der Abhängigkeit vom Natürlichen bewusst sein müssen, so führt dies doch nicht zum Bewusstsein eines Höheren.?

    Albert Schweitzer: ?Der Neger ist ein Kind. Ohne Autorität ist bei einem Kinde nichts auszurichten. [...] Den Negern gegenüber habe ich dafür das Wort geprägt: Ich bin dein Bruder; aber dein älterer Bruder."

     

    Nun stellt sich die Frage, ob alle diese Herren Kant, Hegel, Schweitzer und Steiner etwa Rassisten sind. Bei Goethe finde ich bestimmt auch noch was und in der Bibel auf jeden Fall. Was soll das alles? Ist doch Unsinn! Natürlich sind sie keine Rassisten! Man sollte immer ein Zitat aus dem zeitgeschichtlichen Kontext heraus verstehen. Des Weiteren wäre es im Fall Steiner sicherlich hilfreich, sich etwas ausführlicher bzw. umfassender mit Anthroposophie zu befassen, einem so großen Gebiet, welches man nicht in einer Woche mal eben analysieren kann. Es gibt aber in der anthroposophischen Literatur von Steiner einige Textstellen (16 Stellen) welche aus heutiger Sicht (aus heutiger Sicht wohlbemerkt!) als "rassistisch" einzustufen sind. Doch dieses Thema ist fast schon alt. Man wird in Zukunft die teils 100 Jahre alten Textstellen kommentieren. Doch die Lager der taz (taz.de, ?Die Tageszeitung?) und SZ (?Süddeutsche Zeitung?) wird das nicht ruhig stellen. Man wird weiter suchen um etwas zu finden, was man missbrauchen kann. Und die anderen 90% der Bevölkerung werden mangels Interesse oder Überforderung (und hoher Müdigkeit) gar nicht erst bis zu diesen Textstellen vorstoßen. Ein Jugendlicher wird Steiner-Bücher eher nicht verstehen.

    Fragt sich, in wie weit sich die taz politisch missbrauchen lassen möchte. (Bin mal gespannt, ob mein Artikel überhaupt übernommen wird).

     

    Einen rein privaten Blog (http://rudolf-steiner.blogspot.com), der anonyme Beiträge veröffentlicht und ohne Namen und ohne Impressum erscheint kann ich nicht ernst nehmen. Das ist ja nun das erste was man lernt: offen zu dem zu stehen, was man schreibt und sagt!

     

    Ich besuchte die Waldorfschule 13 Jahre lang mit Abitur. Mir sind zu keiner Zeit rassistisches Gedankengut vermittelt worden, geschweige denn Äußerungen, die auch nur versteckt darauf hindeuten könnten. Unser Geschichtsunterricht war ähnlich wie an einem Gymnasium, nur hatten wir eben keine Schulbücher. Sehr wohl aber lagen uns täglich viele andere Dokumente wie Fotos, Analysetafeln, Tabellen, Auswertungen, historische Zeitungs-Artikel, Schilderungen von Zeitzeugen und anderes, auch aktuelles Info-Material vor. Anthroposophie war niemals Unterrichtsinhalt, geschlagen wurde ich auch nie und mit Seife musste ich den Mund ebenfalls nicht ausspülen - mir sind diese angeblichen Vorgehensweisen nur aus den Medien bekannt! In meiner Klasse kam ein Kind aus Bolivien, bei meinem Bruder gab es einen schwarzen Mitschüler. In Berlin besuchen auch manche jüdische und türkische Kinder die Waldorfschule.

    Ich persönlich finde die Steiner-Rassismus-Debatte lächerlich - aber wenigstens amüsant. Es ist ganz einfach: das Richtige, das Wahrhaftige oder das Ehrliche (hier grundsätzlich gemeint!) werden sich in der Welt immer irgendwann durchsetzen, aber es dauert und ist ein viel mühsamerer Weg als mit der Masse mitzuschwimmen. Manches davon kann leider erst die Geschichte zeigen. Menschen, alle Menschen, können sich irren. Und wenn sich Anthroposophen von manchen Textstellen ihres Gründers heute distanzieren müssen, ob sie wollen oder nicht, dann hat es seine Richtigkeit.

    Wer jedoch daneben Steiners mündliche und schriftliche Literatur gründlich studiert (und zwar auch mit dem Gefühl, dem Herz, und nicht nur mit dem Kopf) wird sehr bald bemerken, dass Steiner ein großer Humanist, ein ausgesprochener Menschenfreund war. Seine kulturellen Schilderungen sind niemals dazu ausreichend um ihn effektvoll als Rassisten abstempeln zu können. Autoren die so schreiben müssen es aus Böswilligkeit oder Unkenntnis heraus tun.

     

    Zum Ende ein Zitat von Steiner: ?Ich habe den Menschen nie nach etwas anderem beurteilen können als nach den individuellen, persönlichen Charaktereigenschaften, die ich an ihm kennenlerne. ... Und ich habe im Antisemitismus nie etwas anderes sehen können als eine Anschauung, die bei ihren Trägern auf Inferiorität des Geistes, auf mangelndes ethisches Urteilsvermögen und auf Abgeschmacktheit deutet.?

    Rudolf Steiner, ?Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887-1901? (GA 31), S. 378 f

    Andere Zitate: http://de.wikipedia.org/wiki/Neger

    Christian Topp

  • HB
    H. Bergmann

    Magnus Severin schrieb:

     

    >> "...ist es schwer zu akzeptieren, dass es auch Leute gibt , die nichts von "Freiem Geisterleben" halten?

  • MS
    Magnus Severin

    Ist das hier ein anthroposophisches Forum? Warum rennen Anthroposophen gleich bei der kleinsten Kritik Sturm,

    ist es schwer zu akzeptieren, dass es auch Leute gibt , die nichts von "Freiem

    Geisterleben" halten? Die taz ist leider auf eurer Seite liebe Herren und Damen der kosmischen Gesetze.

  • MS
    Magnus Sirevaag

    Anthroposophen lassen sich ungern kritisieren, und wenn das geschieht, ist entweder von unzufriedenen Mitläufern oder Dummköpfen die Rede, die nicht wissen was der Guru meinte. Sorry,aber Sekten wie die Waldorfs sind wohl kaum der Boden für einen vernünftigen Umgang miteinander.

  • G
    graham

    zitat hardorp:

    "?Rassismus ist der Versuch, andersartige Gruppierungen zu erniedrigen. Dieser Versuch wird derzeit gegenüber Anthroposophen von einer kleinen Truppe effektiv inszeniert?"

     

    da bringt der hardorp wohl einiges durcheinander. sind die anthros jetzt schon eine eigene rasse?!

  • DJ
    Daniel Jankowski

    Wollen wir uns nicht darauf einigen, dass die rassistischen Aussagen, wie durch die niederländische Kommission vorgeschlagen, nur noch kommentiert herausgegeben werden? Der Großteil des steinerschen Lebenswerkes ist alles Mögliche, aber zuletzt rassistisch, wie die eigentlichen Nationalsozialisten sicher wussten, denen sich einige ?gekippte? Anthroposophen versucht hatten zu nähern. Dass Fremdenfeindlichkeit an den Waldorfschulen gerade am wenigsten das Thema ist (Studie von Pfeiffer), unterstreicht das nachdrücklich.

    Es bleibt für mich persönlich die Frage warum man gerade Steiner so absucht und sogar indizieren will. Wenn es um Rassismus und Antisemitismus geht, dann fallen mir spontan Luther, Kant, Goethe, Marx und Nietzsche ein, die dann gleichfalls unter Verschluss gehören würden. Darüberhinaus frage ich nach der Verhältnismäßigkeit. Währenddem die NPD immernoch als Sammelbecken für allerlei rechtsextreme Tendenzen dient, als Partei anerkannt den nationalen Befreiern Deutschlands den Rücken stärkt, wird sich leidenschaftlich dem Versuch hingegeben, einen Autoren zu ?rassistisieren?. Kindeswohl? Die Kinder sind doch heute nur Spielsteine, die in die Verteilungskämpfe der nächsten Jahre geworfen werden sollen, oft nur eine weitere Zielgruppe, die mit werbepsycholgischen Tricks als Käuferschicht erhalten werden soll. Ihr Schicksal ist meist durch ihre Herkunft besiegelt. Es gibt moralische Fragen, die einen anspringen, vor denen man kunstvoll entweichen muss, um sie nicht wahrzunehmen und andere, die irgendwie an den Haaren herbeigezogen erscheinen, bestenfalls Nebenschauplätze. Alibis?

  • M
    matthias..

    Es geht Steiner nun wirklich nicht darum, einen Rassismus zu begründen, sondern ihn aufzulösen. Es scheint als sein Vergehen angesehen zu werden, darüber zu berichten. Es ist ja gerade erfreulich, wie stark sich Menschen heute gegen rassistische Gefühle wehren und das ist auch gerade der Moment, der wirkt, zumindest erst einaml im Wollen, den Rassismus in unserer Vorstellungswelt zu durchbrechen. Und wenn das lange dauert (s.o.), so ist das ein Anzeichen, dass, so sehr wir es auch wollen, wir noch lange brauchen, um auch selbst nicht-rassisch/rassistisch zu sein. Das kann ja jeder für sich einmal prüfen. Und vielleicht gelingt es uns ja schneller, sicher ist nur: von alleine passiert das nicht. Dass das Thema also so vehement diskutiert wird, ist also ein Anzeichen eines Wunden Punktes unserer Zeit zu einer Erkenntnis über ein unrechtbewusstsein gelangt zu sein. Steiner spricht ja auch davon, dass die Aufsplittung in verschiedene Menschengruppen dazu nötig war, um die verschiedenen Eigenheiten überhaupt zu entwickeln. Wie hätte dann der Mensch (und wann in seiner Entwicklung) den Gleichmut der Fremdenliebe enrwickeln sollen? In den Affen war das nicht angelegt. RAssismus ist einer jener tierischen Eigenschaften, die wir überwinden. NAch und nach.

    Und was wäre ein besserer Beweis für die Unterschiedlichkeit der Völker, wenn nicht unser Multikulti-Tourismus? Leute, die nach Asien fliegen, nach Indien oder Tibet o.ä., die dort etwas suchen, was sie hier nicht finden. geistig gesehen. Aber das ist doch keine Abwertung.

  • JW
    Joh Wagner

    @Michaela:

    Also ich kann verstehen, was der Herr Hardorp mit "es ist allgemein bekannt" meint. Das hat nichts mit Biologie zu tun, sondern mit Soziologie.

    Für japanische Geschäftsmänner zum Beispiel ist ihre Firma oft ihre Heimat, für sie investieren sie alles, selbst ihr Leben.

    Ich kann irgendwie nachvollziehen, was Hardorp damit meint...

     

    LG

  • AW
    Arfst Wagner

    Das Hauptziel des Buddhismus ist die Auslöschung der Individualität des einzelnen, die eintritt, sobald wir aufhören, irgend etwas mit unserem Selbst zu identifizieren. Durch lange Gewohnheit ist es uns natürlich geworden, unsere eigenen Erfahrungen unter der Kategorie des ICH und MEIN zu betrachten. Selbst wenn wir wir im Grunde überzeugt sind sind, dass diese Ausdrücke zu nebelhaft sind, um eine klare Definition zu ermöglichen, und dass ihre gedankenlose Verwendung im täglichen Leben nichts als Unheil hervorruft, so gebrauchen wir sie doch immer wieder. Die Gründe dafür sind vielfältig.

    (Aus: Edward Conze: Der Buddhismus. Urban-tb. S. 100).

  • HB
    H. Bergmann

    Sebastian Gronbach meinte:

     

    "Vereinzelte Fehlgriffe Rudolf Steiners sind, wie bei allen Mitmenschen, verzeihlich und mindern in keiner Weise die spirituelle und humanistische Bedeutung seines Gesamtwerkes und schon gar nicht die Integrität seiner herausragenden Persönlichkeit."

     

    Da muss man dann aber schon ganz fest dran glauben, möglichst wenig Steiner lesen und die wissenschaftliche Literatur auf keinen Fall anrühren.

  • DS
    Dr. Sachlich

    @Yossarian

     

    Ich darf doch darauf aufmerksam machen, dass ich in meinem ersten Kommentar wörtlich schrieb:

     

    "Die 'fünf anthropologischen Grundrassen' waren auch um 1900 nicht 'Zeitgeist', sondern anthroposophischer 'Geist'."

     

    Es geht dabei nicht darum, dass Rassismus im Kaiserreich nicht weit verbreitet gewesen wäre, sondern die "Wurzelrassen-Theorie" eine expizite Rassismustheorie darstellt, die von den Theosophen entwickelt und von Steiner in modifizierter Form übernommen wurde.

     

    Diese "Theorie" war nicht fester Bestandteil des allgemeinen "Zeitgeistes" sondern einer kleinen Sekte.

     

    R. Tomeo hat gerade auf die einschlägige Publikation zu diesem Thema hingewiesen.

  • M
    Michaela

    Detlef Hardorp schrieb:

    "Es ist allgemein bekannt, dass in der Tat Asiaten eher zu einer Haltung tendieren, die das einzelne Ich nicht in den Vordergrund stellt (man schaue z.B. einmal nach China). Somit redet Steiner kulturellen Differenzen das Wort, die mit der Ausbreitung der Menschheit über verschiedene Erdteil zu tun hat."

     

    Vielleicht könnten Sie das mal genauer erklären? Sorry, aber für mich liest sich das, als würden hier kulturelle Unterschiede biologisch erklärt und begründet werden. Und sowas lehne ich grundsätzlich ab.

    Michaela

  • RT
    R. Tomeo

    Vielen Dank Herr Hardorp,

     

    dass Sie auch hier noch einmal ihr "Weltbild" verdeutlicht haben.

     

    In jeder größeren Tageszeitung wurde das Buch von Helmut Zander über "Anthroposophie in Deutschland" besprochen.

     

    Wenn es nun auch noch gelesen würde, begänne ihr Lügengebäude zu bröckeln.

     

    Ihre Erklärung hier war aber auch insofern überflüssig, als Dr. Sachlich bereits auf einen Text verlinkte, den Sie 2006 im "Goetheanum" veröffentlicht hatten.

     

    Dort machten Sie Ihren Standpunkt bereits hinreichend deutlich.

  • DH
    Detlef Hardorp

    Frau Henschel schrieb: "Endlich ! Der gute Artikel zur mutigen Aktion der Ministerin." Das war keine mutige Aktion der Ministerin! Die taz fragte den Ministeriumssprecher, der sagte: "Ein Bürger hatte uns gegenüber seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass dies jugendgefährdende Schriften seien. Wir waren deshalb gesetzlich verpflichtet, einen Prüfauftrag an die Bundesprüfstelle zu stellen." Mit anderen Worten: sie mussten etwas weiterleiten, welches von einem einzelnen Bürger kam.

     

    Es gibt eine ganz kleine Gruppe von Menschen, die derzeit auf dem Trip sind, Anthroposophie bzw. Waldorfpädagogik in ein möglichst schlechtes Licht zu stellen, aus weltanschaulichen Gründen. Es ist erstaunlich, wie es dieser Truppe immer wieder gelingt, ein Medienecho zu produzieren. Andreas Lichte hat Rainer Fromm von Frontal21 mit Material versorgt, hat versucht über die Kirche eine Anti-Waldorf Tagung zu organisieren, die er - als diese abgesagt wurde - an der HU zusammen mit der Doktorandin und Stipendiatin der Rosa Luxemburg Stiftung Jana Husmann-Kastein unterbrachte. Dann haben die beiden den Indizierungsantrag begutachtet. Wenn der "besorgte Bürger", der den Prüfauftrag laut Ministeriumssprecher auslöste, nicht Andreas Lichte selber war, dann mit großer Wahrscheinlichkeit ein Bekannter von ihm, wie z.B. sein ehemaliger Kommiliton Marcus Beauchamp, der auch in Frontal21 auftrat.

     

    Rassismus ist der Versuch, andersartige Gruppierungen zu erniedrigen. Dieser Versuch wird derzeit gegenüber Anthroposophen von einer kleinen Truppe effektiv inszeniert. Und die Presse gibt den Thesen dieser Truppe immer wieder unkritisch viel Platz. Wer die Originaltexte nicht kennt (und wer tut das schon?), dem scheint das alles plausibel. Insbesondere, wenn man geschickt selektiv zitiert und dadurch einen falschen Eindruck erweckt. Durch ständige Wiederholungen einzelner Sätze in der Presse wird dieser(falsche) Eindruck zementiert, nämlich das Steiner die Idee gehegt haben soll, dass die weiße Menschenrasse "höherwertiger" ist als andere. Denn das diffamiert im post-nationalistischen Deutschland mehr als alles andere. Man kann auch Zitate finden, die das effektiv suggerieren. Die Taz schrieb: "Gutachterin Jana Husmann-Kastein von der Berliner Humboldt-Universität weist nach, dass die beiden Steiner-Schriften Thesen zur unterschiedlichen Wertigkeit von "Menschenrassen" enthalten, die sein Schüler Ernst Uehli übernommen hat." Das ist eine Tatsachenbehauptung. Sie ist aber falsch. Der Rudolf Steiner Verlag hat der Indizierungsstelle ein außerordentlich umfangreiches Gutachten zukommen lassen, die auf alle Behauptungen von H.K. und Lichte minutiös eingehen und falsche Behauptungen und Schlussfolgerungen richtig stellen. Vielleicht sollte man einmal beim Rudolf Steiner Verlag oder der Anthroposophischen Gesellschaft nachfragen - und nicht bei mir. Frau Mai hat mir übrigens nicht verraten, welche Steiner Zitate sie voranschicken würde, so dass ich nur allgemeine Aussagen machen konnte.

     

    In dem Vortrag, aus dem Steiner durch Husmann-Kastein zitiert wird (vom 3.5.1909) spricht Steiner von einem verschiedenartigen Verhältnis der Ich-Wesenheit zur Seele bei verschiedenen Völkern. Im Artikel erscheint es so, als wären alle Völker - außer den kaukasischen - eher "passive Seelen". Das stimmt so aber nicht, da Steiner in diesem Vortrag dem (amerikanischen) Indianer zuschreibt, das Ich sehr "stark entwickelt" zu haben (GA 107, S. 292). Im Kontrast dazu: "Das andere Extrem waren die, welche da sagten: Ach, das Ich ist nichts wert!" Es ist allgemein bekannt, dass in der Tat Asiaten eher zu einer Haltung tendieren, die das einzelne Ich nicht in den Vordergrund stellt (man schaue z.B. einmal nach China). Somit redet Steiner kulturellen Differenzen das Wort, die mit der Ausbreitung der Menschheit über verschiedene Erdteil zu tun hat (und benutzt dabei ein nicht mehr zeitgemäßes Vokabular, indem er von "Menschenrassen" spricht, wie vor einem Jahrhundert, wobei das Wort damals eine viel breitere Bedeutung hatte und man sogar von einer "britischen Rasse" sprechen konnte, was man heutzutage als Kultur bezeichnet.

     

    Jetzt sagt Steiner in der Tat in dem Vortrag, dass es vorteilhaft sei, "die Balance zu halten" in Bezug auf das Ich und dass sich so Völker besser "in die Zukunft hinein entwickeln konnten". Man muss dabei immer im Hintergrund haben, dass Steiner der Auffassung war, dass natürlich Menschen jeglicher Völker aus Einzelmenschen bestehen, die die gleiche Menschenwürde besitzen, völlig unabhängig von der Volkszugehörigkeit. Für ihn war jedes menschliche Individuum "eine Gattung für sich", vom "Ich" als Wesenskern repräsentiert. Darüber hinaus meinte er allerdings auch zu beobachten, dass die verschiedenen Völker nicht identische Konstitutionen besitzen und dass es gewisse Tendenzen bei einem Volk gibt, die stärker ausgeprägt sind als bei einem anderen Volk. Nur in diesem Zusammenhang sind die Äußerungen in dem Vortrag von Mai 1909 zu verstehen.

     

    Detlef Hardorp

  • M
    Michaela

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    Wirklich ein guter Artikel: Aber mir tut die taz leid. Denn viele Antroposophen sind ja für einen Leserbrief- und Telefonterror in Zeitungsredaktionen bekannt, denen mal ein kritisches Wort über ihr großes Idol über die Lippen geht.

    Ich hoffe, Sie lassen sich nicht unterkriegen.

    Michaela

  • FH
    Felix Hau

    Haben Sie sich mal überlegt, wie es sein kann, dass die ja nun zum hundertsten Mal als total unmöglich, elitär, antidemokratisch, diskriminierend und absurd geouteten Ideen eines Haufens ahnungsloser, latent rassistischer Esoterikspinner international und kulturübergreifend in diversen Lebensfeldern ? Pädagogik, Heilpädagogik, Landbau, Medizin, Wirtschaft ? aufgegriffen und umgesetzt worden sind? Wie es sein kann, dass sie auch und ausgerechnet von Menschen, die die Anthroposophie in ihrem Rassismus diskriminiert ? von verknöcherten, aussterbenden Indianern, von innerlich kochenden Schwarzen, von sich bitte sofort auflösen sollenden Juden, von zur Passivität verdammten Asiaten ? als Alternativen zu etablierten Denkmustern und aus ihnen resultierenden Institutionen geschätzt werden?

     

    Nein, ich gehe nicht davon aus, dass die entsprechenden Menschen die inkriminierten Äußerungen Steiners kennen. Und ? nein -, ich will diese Äußerungen auch nicht verteidigen. Ich bin, ganz im Gegenteil, der Ansicht, dass endlich eine kritisch-kommentierte Gesamtausgabe Steiners erscheinen sollte ? so, wie das die Niederländische Kommission in ihrer Untersuchung 1999 vorgeschlagen hat. Dass das bisher nicht umgesetzt wurde, ist ein klares Versäumnis auf unserer Seite. Und die Argumente, mit denen die entsprechenden Zitate nach wie vor verteidigt werden, sind in den vergangenen acht Jahren auch nicht besser geworden. Der Hinweis beispielsweise darauf, dass Aussagen aus einem Kontext gerissen wurden, macht ja nur Sinn, wenn wenigstens irgendein Kontext vorstellbar ist, der die Sache besser machen würde; den kann ich allerdings bezüglich der zu Recht kritisierten Zitate kaum finden.

     

    Da dieses Versäumnis weiterhin besteht und da einige Anthroposophen nicht müde werden, auch berechtigter Kritik mit feindseliger Ignoranz zu begegnen, kann ich die sich mit schöner Regelmäßigkeit vollziehende öffentliche Wiederaufwärmung des Themas gut nachvollziehen.

    Ich würde mir allerdings wünschen, dass den Kritikern jenes Unterscheidungsvermögen tatsächlich eignet, dass ich ihnen durchaus zutraue und dass sie in die Lage versetzen kann, die Marginalität der Bedeutung zu begreifen, die Steiners entsprechende Ausführungen sowohl für die Anthroposophie als Ideengebäude als auch für die anthroposophische Praxis haben ? und zwar explizit trotzdem es mit Blick auf das hartnäckige Bemühen einiger Anthroposophen, diese Ausführungen für vernünftig zu erklären, so scheinen kann, als gehe es um Lebenswichtiges.

     

    Es gibt eine Lieblingsidee der Anthroposophie-Kritik, die so alt ist, wie Anthroposophie selbst: Zieht man ein Steinlein aus dem Ideengebäude, beginnt das Ganze zu wanken, stürzt zusammen und begräbt auch seinen Architekten unter sich. Es mag sein, dass das Verhalten von Anthroposophen zur Veranlassung dieser Vorstellung beigetragen hat (und weiterhin beiträgt). Ich glaube allerdings, dass sie sich vor allem aus jener anderen Vorstellung speist, die sich Kritiker von Steiners ?Hellsehen? machen, mit dem sie schlicht nichts anzufangen wissen, das sie aus diesem Grund nur als eine Art ?Offenbarung? und somit als keiner Kritik zugänglich verstehen können. Es fehlt hier der Platz ? aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass man sich die Sache auch ganz anders erklären kann; man müsste sich nur ein bisschen mit Steiner befassen und ein Interesse an der Frage entwickeln, wie aus einem individualanarchistischen Philosophen mit naturwissenschaftlicher Bildung ein scheinbar durchgeknallter Wüstenprediger werden konnte.

     

    Meinen etwas länglich geratenen Kommentar möchte ich zur Abwechslung mit einem Steiner-Zitat schließen, das weniger bekannt ist als dasjenige des innerlich kochenden Negers:

     

    ?Alle wirklichen Philosophen waren Begriffskünstler. Für sie wurden die menschlichen Ideen zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche Methode zur künstlerischen Technik.?

    (R. St.: ?Die Philosophie der Freiheit?, 1894/1918)

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    Felix Hau, Redaktion www.info3.de

  • M
    Matthias

    Danke Herr Bestvater für das konkrete Zitat. Das Problem in dieser Frage besteht doch darin, dass Beschreibungen im Lesenden wertend belegt werden und zwar auf der Wertungsgrundlage rassistischer Einstellungen. Wer sich über die Zuschreibung "träumerisch" oder "passiver Seelenzustand" echauffiert, sollte bedenken, dass die Abwertung, die er dabei empfindet, aus seinem rassistischen Wertebewusstsein kommt. Es kann genausogut als Auszeichnung verstanden werden. Oder einfach wertneutral als Beschreibung. Wertneutralität ist natürlich schwierig, aber genau die Prämisse, unter der Steiner die Volkskunde vorgenommen hat. Nicht um einzelne, andere zu diffamieren, sondern um die Eigenheiten, die die Völker entwickelt haben zu beschreiben mit der Aufgabe, alle Eigenheiten in die menschliche Entwicklulng aufzunehmen: Es sei Aufgabe der Menschen, die verschiedenen Errungenschaften in einer rassenlosen Gesellschaft zu übernehmen. Das ist wesentlich weltoffener, als nur das eigene WErteschema einer WEltgesellschaft zugrunde zu legen.

  • CZ
    Christian Zimmermann

    Die Steiner Jünger müssen sich endlich konsequent von solchen Aussagen distanzieren. Diese Halbherzigkeit dieses Vertreters der Waldorfschulen zeigt nur leider zu deutlich das sie eben immer noch nicht verstanden haben. Diese Aussagen zu relativisieren und klein zu reden tut nicht gut und verschleiert nur eines : Die Rassistischen Überzeugungen die dieser Mann einst hatte. Auch wenn er sich weiter entwickelt hatte(so wie es ja immer konsequent behauptet wird) : Haben Werke mit diesen eindeutig Rassistischen Tendenzen nichts in Schulen zu suchen. Die Anthroposophen müssen sich von solchen Werken distanzieren, wenn sie die sehr guten Aspekte dieser Pädagogischen Richtung weiter leben wollen.

  • T
    Tanja

    Also, ich finde, man soll so altes Zeug nicht auf den Index stellen. Liest ja sowieso keiner.

  • Y
    Yossarian

    @ Frau Brigitte Hentschel:

    "Weltanschauung" ist ein durch die Nazis, resp. später durch die SS geprägter und durch regelmäßigen Gebrauch auch heutzutage nicht sympathischer werdender Begriff, der ist nun wirklich nicht geeignet, irgendwelchen soziokulturellen Gruppen (und seien es Anthroposophen) mehr Vorwürfe für irgendeine "nicht ganz zeitgemäße" Sprache zu machen, als irgendwem sonst in dieser teils immer noch xenophoben Gesellschaft.

    Der Begriff enthält - über seine Konnotate - die Option zur Wertung jedweden "weltanschaulichen" Gehaltes anhand gesellschaftlich anerkannter "Moral", und zwar genau _nicht_ aus Sicht des "welt anschauenden" Individuums, sondern bedingt durch und bewirkend durch Herrschaftssprache.

    Wenn ich sie wäre (deutsche Staatsbürgerin?) würde ich diesen Begriff vermeiden, es sei denn, sie beschäftigen sich wie gewisse Kirchenangstellte mit "Weltanschauungsfragen" und werden aus Steuergeldern dafür bezahlt (was aus handlungsethischer Sicht die un- oder halbreflektierte Begriffswahl bezüglich derartiger "Ämter" selbstredend noch verschlimmern dürfte). Der Rest ihres Dafürhaltens und ihre sogar aus ihrem kurzen Text erkennbare "Obrigkeitsorientierung" sowie der Vorwurf von "Rassismus", einengend verwendet zuungunsten einer einzelnen Gruppe, welche weder politische Partei noch "superfiese Geheimsekte" ist, ist so gesehen vernachlässigbar, sie sind damit wahrscheinlich wirklich "in bester Gesellschaft". Grüßen sie mir die Ministerin!

     

    @ Herrn Klaus Glatzel:

    Die Berliner TAZ ist ein Nischenblättchen, dessen Relevanz im untersten Mittelfeld bundesdeutscher Tagespresse liegen dürfte. Aber was wäre die Pressevielfalt ohne sie?

    Den Rest ihres Textes schenke ich ihnen, m.E. ähnelt das lediglich dem typisch "altlinken" Geschwurbel, dem sowieso nie was recht ist. Oh Herr, ich bitte Dich: gib uns unsere tägliche Dosis horizonteinsparendes Kleinbürgertum! Ach ja, bevor ichs vergesse: Es gibt bestimmt nicht nur "Steiner-Gefolge" unter "den" Anthroposophen. Bitte bedenken sie das, falls sie mal Zeit und Lust haben.

     

    @ Herrn Dr. Sachlich:

    Wo haben sie denn promoviert, mein Bester?

    Der typische "Zeitgeist" im dt. Kaiserreich (und im europäischen Umfeld der Zeit) wird hier

    http://preview.tinyurl.com/2y5ep7

    ausreichend angerissen. Promovieren sie doch gleich nochmal, sobald sie den Gesamtkontext einigermaßen erfaßt haben!

    Apropos, zu Herrn Hardorp: (Zitat, ihr Link: "...Vor einem Jahrhundert waren sich Europäer noch weitgehend einig, daß die westliche Zivilisation der Weißen den Kulturen der ?wilden?, meist farbigen Völker überlegen sei. Heute distanziert man sich von derartigen Gesinnungen...") der Gute scheint einigen gesellschaftlichen Konditionierungen ebenso stark aufzusitzen, wie ihre Wenigkeit. An R. Steiners individuellem Weltentwurf gibt es nämlich auch ohne den Rassismusvorwurf etc. _inhaltlich_ genug auszusetzen, aber gesinnungsehtische Versatzstücke helfen hier mit Sicherheit niemandem. Das rassistisch motivierte, allgemeine Dafürhalten vor 100 Jahren, welches sich wie auch heute im wesentlichen auf menschliche Phänotypen und deren angeblich "rassisch" bestimmte Verhaltensweisen beschränkte ("Die rosa/grüne/blaue/weisse Rasse blablabla..."), war damals genauso unsinnig, wie heute. Hardorp irrt, indem er offensichtlich meint, nach der griechischen Philosophie habe es in unserem Kulturkreis auch nur den geringsten Werte-Sprung gegeben, auch ein Steiner ist mitnichten der Quantenspringer, als den manche ihn vielleicht gerne sehen wollen. Was heute an ethischen Werten da ist, gilt, seit es erarbeitet wurde: vor mehr als 2500 Jahren. Dabei muß uns heute nicht alles Recht sein, was etwa im antiken Athen gang und gäbe war, aber es ist mit Sicherheit keineswegs "hochmütig", den Rassismus, welcher sich stets eindeutig definieren läßt, von vor 100 Jahren nebst Konsequenzen dezidiert anzuprangern und dementsprechend zum selbständigen Denken und friedlicheren Handeln aufzufordern. Das ist aber immer noch kein Grund, "die (damaligen wie heutigen) Anthroposophen" als quasi-Rassisten anzuprangern.

     

    @ Herrn Christoph:

    Wahnsinn. Das ist echt Wahnsinn. "Die Journalisten sollten endlich begreifen"... was für ein gelungener Satz. Und schon wieder der Ruf nach Herrschaftsdenke, "übergeordneter" Kontrolle in den Köpfen und vorauseilender Selbstzensur, diesmal sogar einer ganzen Berufsgruppe gegenüber: "DIE Journalisten sollten...". Schon mal was davon gehört, daß ein Journalist immer noch individuell verantwortet, was er denkt, wann er denkt, wie er es denkt, wen er damit anspricht, und wo und für wen er/sie seine Gedanken erarbeitet?

    Pressefreiheit:

    http://www.presserat.de/pressekodex.html

     

    @ Frau/Herrn R. Bestvater:

    Leider nicht ganz richtig, wenngleich ihre Idee, auf die journalistische Methodik bezogen, nicht ganz falsch ist. Die "BILD" allerdings hat sich in den letzten Jahren erstaunlich verbessert, sowohl stilistisch, als auch recherchetechnisch und inhaltlich. Die TAZ hingegen... ja, irgendwie gehört sie halt immer noch zu "Berlin". Paßt, wackelt und hat Luft.

     

    --

     

    Gruezi!

  • SG
    Sebastian Gronbach

    Zum Thema unterschiedlicher menschlicher Rassen gibt es Äußerungen Rudolf Steiners, die in der Tat problematisch sind. Während sie im Kontext der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch relativierbar erscheinen, ist es wichtig, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass diese Äußerungen heute befremdlich und teilweise auch diskriminierend wirken. Dies hat bereits im Jahr 1998 auch eine von Anthroposophen eingesetzte Fachkommission selbstkritisch eingeräumt, die zu dem Ergebnis kam, dass es bei Steiner keinen "Rassismus", wohl aber einige nach heutigen Maßstäben diskriminierend wirkende Äußerungen gibt. Diese sind zum Beispiel die Aussagen über die negativen Folgen der Lektüre von "Negerromanen" oder das angeblich "notwendige" Aussterben der Indianer.

    Diese Aussagen sind so verletzend und falsch, dass sie unter keinen Umständen und zu keinem Zeitpunkt richtig gewesen sein konnten.

     

    Entscheidend ist, dass diese zu Recht kritisierten Bemerkungen Steiners nie eine Rolle für das Werk Rudolf Steiners oder für die in den anthroposophischen Arbeitsfeldern stehenden Menschen gespielt haben und dass sie in keiner Weise für sie relevant sind.

     

    Sollte dies in einzelnen Fällen dennoch vorkommen, werden kritische Beiträge als Anreiz genommen, etwaigen Vorwürfen nachzugehen und eventuelle Fehlleistungen abzustellen. In diesem Sinne unterstützen wir jeden fairen Versuch, Anthroposophie von Diskriminierungen jeder Art frei zu halten, verwahren uns aber auch gegen pauschale Verdächtigungen. Entgegen einem verbreiteten Vorurteil ist nämlich nicht jedes Wort Rudolf Steiners für die, die sein Werk in Theorie und Praxis weiterbringen wollen, eine unantastbare Offenbarung.

     

    Selbstverständlich muss auch Steiner gegenüber die Möglichkeit von Irrtum und Fehlleistungen eingeräumt werden. Vereinzelte Fehlgriffe Rudolf Steiners sind, wie bei allen Mitmenschen, verzeihlich und mindern in keiner Weise die spirituelle und humanistische Bedeutung seines Gesamtwerkes und schon gar nicht die Integrität seiner herausragenden Persönlichkeit. Eine kritische und emanzipierte Würdigung der Person und des Werkes Steiners trägt dazu bei, dass die überwältigend positiven Anregungen aus der Anthroposophie weiterhin voll wirksam sein können.

     

    Fehlbar sind aber vor allem immer wieder einzelne Vertreter der anthroposophischen Bewegung. Wie in allen gesellschaftlichen Bereichen finden sich auch hier Dogmatiker und ewig Gestrige. Abgesehen davon bleibt festzustellen, dass Anthroposophie eine internationale, der Vielfalt der Kulturen positiv gegenüberstehende spirituelle Strömung darstellt. Sie setzt sich nachweislich seit ihrer Gründung und prinzipiell ohne Einschränkung mit aller Kraft für das Recht jedes Menschen ein, sich körperlich, seelisch und geistig ohne Rücksicht auf seine religiöse, nationale oder ethnische Herkunft nach seinen individuellen Bedürfnissen zu entfalten.

     

    Der Anthroposophie gilt diese Selbstverwirklichung als grundlegendes Menschenrecht und sie stellt zu ihrer Umsetzung zahlreiche und wirksame Hilfen zur Verfügung.

     

    Sebastian Gronbach für inmedia/info3

  • RB
    R. Bestvater

    Das Foto mit den Kindern in Zusammenhang mit dem Steiner-Zitat hat Bildzeitungsniveau!!! - Stimmungsmache durch Suggestion.

    Zum Nachdenken hier mal noch ein anderes Steiner-Zitat:

    "Ein Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit. Und wenn er in diesen sogenannten Idealen glaubt, fortschrittliche Ideale vor die Menschheit hinzustellen, so ist das die Unwahrheit. Denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen." (GA 177(Die spirituellen Hintergründe . . .), S.205

  • C
    Christoph

    Zu Dr. Sachlich:

     

    Der erste Link, den Sie empfehlen, verweist auf ein wichtiges "Dokument".

     

    Der zweite auf ein Blog, in dem diese "Dokument" u.a. zur Kenntnis genommen wurde.

     

    Ich habe nach dem Artikel, auf den Sie verlinken, sämtliche Texte dieses noch recht jungen Blogs gelesen, und kann nur sagen:

     

    Danke für diesen Hinweis.

     

    Die Journalisten sollten endlich begreifen, dass die Rhetorik von Anthroposophen wie Detlef Hardorp mehr Tücken birgt als es gemeinhin auch nur entfernt für möglich gehalten wird.

     

    Nochmals Dank, Christoph

  • DS
    Dr. Sachlich

    Die "fünf anthropologischen Grundrassen" waren auch um 1900 nicht "Zeitgeist", sondern anthroposophischer "Geist". Das sind sie bis heute in Theorie und Praxis geblieben. Auch Herr Hardorp hält daran unbeirrt fest und verweist allein auf das modernisierte Vokabular anthroposophischer "Öffentlichkeitsarbeit" und

    "pädagogischer" Vermittlung.

     

    Herr Hardorp erklärt:

     

    ?Ich folge übrigens Steiner, der später erklärte, dass der Rassenbegriff aufhören würde, eine jegliche Bedeutung zu haben.?

     

    Das ist richtig. Diese Bedeutung verliert er aber für Steiner (und für Hardorp) erst 4000 bis 8000 Jahre n. Chr., in den sogenannten sechsten und siebten ?nachatlantischen Kulturepochen? der Steinerschen Hellsichts-Zeitrechnung.

     

    Hierzu Herr Hardorp selbst:

     

    http://www.themen-der-zeit.de/content/Unzeitgemaesses_Vokabular.92.0.html

     

    Und ein Kommentar:

     

    http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/07/attacke_31.html

  • KG
    Klaus Glatzel

    Wann überdenkt die TAZ endlich die regelmäßige Anthroposophen-Plattform in Form von halbjährlichen Sonderseiten in der Wochenendausgabe?

     

    Angesichts der in dem Artikel dokumentierten steinerschen "Rassenideologie", der ebenfalls bei Steiner nachzulesenden undemokratischen Elite- und Führerkultur sowie der oftmals historisch-politisch völlig unkritischen Haltung vieler Anthroposophen gegenüber ihrem großen Vorbild ärgere ich mich jedes Mal über die Anthroposophen-Seiten in der TAZ.

  • BH
    Brigitte Hentschel

    Endlich ! Der gute Artikel zur mutigen Aktion der Ministerin.

    Eine rassistische Weltanschaung versteckt hinter wohlklingenden padagogischen Angeboten und einer Masse von unwissenden Mitarbeitern.

  • C
    Christian

    Zitat von Christian Topp:

    "Nun stellt sich die Frage, ob alle diese Herren Kant, Hegel, Schweitzer und Steiner etwa Rassisten sind."

     

    Korrekt, aber jeder der Herren waren eher wissenschaftlich und haben sich ihre Leistung eher erarbeitet als der erleuchtete Steiner (wobei es auch Arbeit war, alles was ihm in den Kram passte einzusammeln und als seine "Erleuchtung" zu präsentieren).

    Ausserdem kenne ich keinen vergleichbaren Ort wie den holzigen Steiner-Schrein im Goetheanum in Dornach, um Hegel, Kant oder Schweitzer anzubeten.

     

    Ich schätze mal - Steiner war ein aussergewöhnlicher Mann, unglaublich charismatisch und wortgewandt, und für die damalige Zeit sicher überdurchschnittlich gebildet.

    Heutzutage jedoch, wo Aufklärung und Bildung breiten schichten zugänglich wurde und nicht zuletzt durch die Informationsgesellschaft, in welcher jeder "Scharlatan" umgehend entlarvt werden kann ist spätestens der Zeitpunkt gekommen, adieu zu sagen, die restliche Arbeit den Historikern zu überlassen, und die staatl. Unterstützung der Waldorfschulen sowie der beiden Kliniken und der Privat-Uni zu streichen, bis dort alle "Spuren" dieses Gurus und seinen wirren Lehren verschwunden sind.

     

    Alles was während der Anthroposophie-Bewegung positives dabei herauskam, gerne behalten und weiter ausbauen, warum nicht? Aber bitte ohne Hokus-Pokus.

     

    Ich will jedenfalls keine Angst haben, auf dem OP-Tisch in Witten oder Filderstadt zu liegen, mit einem Chirurgen, welcher sich sicher ist, dass wenn ich jetzt in jungen Jahren das zeitliche segne, ein umso besseres nächstes Leben habe.

     

    in diesem Sinne,

     

    chris

  • CT
    Christian Topp

    Neger-Zitate:

    Immanuel Kant: ?Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische steigt.?

    Georg W. F. Hegel: ?Der Neger stellt den natürlichen Menschen in seiner ganzen Unbändigkeit dar. Obgleich sie sich der Abhängigkeit vom Natürlichen bewusst sein müssen, so führt dies doch nicht zum Bewusstsein eines Höheren.?

    Albert Schweitzer: ?Der Neger ist ein Kind. Ohne Autorität ist bei einem Kinde nichts auszurichten. [...] Den Negern gegenüber habe ich dafür das Wort geprägt: Ich bin dein Bruder; aber dein älterer Bruder."

     

    Nun stellt sich die Frage, ob alle diese Herren Kant, Hegel, Schweitzer und Steiner etwa Rassisten sind. Bei Goethe finde ich bestimmt auch noch was und in der Bibel auf jeden Fall. Was soll das alles? Ist doch Unsinn! Natürlich sind sie keine Rassisten! Man sollte immer ein Zitat aus dem zeitgeschichtlichen Kontext heraus verstehen. Des Weiteren wäre es im Fall Steiner sicherlich hilfreich, sich etwas ausführlicher bzw. umfassender mit Anthroposophie zu befassen, einem so großen Gebiet, welches man nicht in einer Woche mal eben analysieren kann. Es gibt aber in der anthroposophischen Literatur von Steiner einige Textstellen (16 Stellen) welche aus heutiger Sicht (aus heutiger Sicht wohlbemerkt!) als "rassistisch" einzustufen sind. Doch dieses Thema ist fast schon alt. Man wird in Zukunft die teils 100 Jahre alten Textstellen kommentieren. Doch die Lager der taz (taz.de, ?Die Tageszeitung?) und SZ (?Süddeutsche Zeitung?) wird das nicht ruhig stellen. Man wird weiter suchen um etwas zu finden, was man missbrauchen kann. Und die anderen 90% der Bevölkerung werden mangels Interesse oder Überforderung (und hoher Müdigkeit) gar nicht erst bis zu diesen Textstellen vorstoßen. Ein Jugendlicher wird Steiner-Bücher eher nicht verstehen.

    Fragt sich, in wie weit sich die taz politisch missbrauchen lassen möchte. (Bin mal gespannt, ob mein Artikel überhaupt übernommen wird).

     

    Einen rein privaten Blog (http://rudolf-steiner.blogspot.com), der anonyme Beiträge veröffentlicht und ohne Namen und ohne Impressum erscheint kann ich nicht ernst nehmen. Das ist ja nun das erste was man lernt: offen zu dem zu stehen, was man schreibt und sagt!

     

    Ich besuchte die Waldorfschule 13 Jahre lang mit Abitur. Mir sind zu keiner Zeit rassistisches Gedankengut vermittelt worden, geschweige denn Äußerungen, die auch nur versteckt darauf hindeuten könnten. Unser Geschichtsunterricht war ähnlich wie an einem Gymnasium, nur hatten wir eben keine Schulbücher. Sehr wohl aber lagen uns täglich viele andere Dokumente wie Fotos, Analysetafeln, Tabellen, Auswertungen, historische Zeitungs-Artikel, Schilderungen von Zeitzeugen und anderes, auch aktuelles Info-Material vor. Anthroposophie war niemals Unterrichtsinhalt, geschlagen wurde ich auch nie und mit Seife musste ich den Mund ebenfalls nicht ausspülen - mir sind diese angeblichen Vorgehensweisen nur aus den Medien bekannt! In meiner Klasse kam ein Kind aus Bolivien, bei meinem Bruder gab es einen schwarzen Mitschüler. In Berlin besuchen auch manche jüdische und türkische Kinder die Waldorfschule.

    Ich persönlich finde die Steiner-Rassismus-Debatte lächerlich - aber wenigstens amüsant. Es ist ganz einfach: das Richtige, das Wahrhaftige oder das Ehrliche (hier grundsätzlich gemeint!) werden sich in der Welt immer irgendwann durchsetzen, aber es dauert und ist ein viel mühsamerer Weg als mit der Masse mitzuschwimmen. Manches davon kann leider erst die Geschichte zeigen. Menschen, alle Menschen, können sich irren. Und wenn sich Anthroposophen von manchen Textstellen ihres Gründers heute distanzieren müssen, ob sie wollen oder nicht, dann hat es seine Richtigkeit.

    Wer jedoch daneben Steiners mündliche und schriftliche Literatur gründlich studiert (und zwar auch mit dem Gefühl, dem Herz, und nicht nur mit dem Kopf) wird sehr bald bemerken, dass Steiner ein großer Humanist, ein ausgesprochener Menschenfreund war. Seine kulturellen Schilderungen sind niemals dazu ausreichend um ihn effektvoll als Rassisten abstempeln zu können. Autoren die so schreiben müssen es aus Böswilligkeit oder Unkenntnis heraus tun.

     

    Zum Ende ein Zitat von Steiner: ?Ich habe den Menschen nie nach etwas anderem beurteilen können als nach den individuellen, persönlichen Charaktereigenschaften, die ich an ihm kennenlerne. ... Und ich habe im Antisemitismus nie etwas anderes sehen können als eine Anschauung, die bei ihren Trägern auf Inferiorität des Geistes, auf mangelndes ethisches Urteilsvermögen und auf Abgeschmacktheit deutet.?

    Rudolf Steiner, ?Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887-1901? (GA 31), S. 378 f

    Andere Zitate: http://de.wikipedia.org/wiki/Neger

    Christian Topp

  • HB
    H. Bergmann

    Magnus Severin schrieb:

     

    >> "...ist es schwer zu akzeptieren, dass es auch Leute gibt , die nichts von "Freiem Geisterleben" halten?

  • MS
    Magnus Severin

    Ist das hier ein anthroposophisches Forum? Warum rennen Anthroposophen gleich bei der kleinsten Kritik Sturm,

    ist es schwer zu akzeptieren, dass es auch Leute gibt , die nichts von "Freiem

    Geisterleben" halten? Die taz ist leider auf eurer Seite liebe Herren und Damen der kosmischen Gesetze.

  • MS
    Magnus Sirevaag

    Anthroposophen lassen sich ungern kritisieren, und wenn das geschieht, ist entweder von unzufriedenen Mitläufern oder Dummköpfen die Rede, die nicht wissen was der Guru meinte. Sorry,aber Sekten wie die Waldorfs sind wohl kaum der Boden für einen vernünftigen Umgang miteinander.

  • G
    graham

    zitat hardorp:

    "?Rassismus ist der Versuch, andersartige Gruppierungen zu erniedrigen. Dieser Versuch wird derzeit gegenüber Anthroposophen von einer kleinen Truppe effektiv inszeniert?"

     

    da bringt der hardorp wohl einiges durcheinander. sind die anthros jetzt schon eine eigene rasse?!

  • DJ
    Daniel Jankowski

    Wollen wir uns nicht darauf einigen, dass die rassistischen Aussagen, wie durch die niederländische Kommission vorgeschlagen, nur noch kommentiert herausgegeben werden? Der Großteil des steinerschen Lebenswerkes ist alles Mögliche, aber zuletzt rassistisch, wie die eigentlichen Nationalsozialisten sicher wussten, denen sich einige ?gekippte? Anthroposophen versucht hatten zu nähern. Dass Fremdenfeindlichkeit an den Waldorfschulen gerade am wenigsten das Thema ist (Studie von Pfeiffer), unterstreicht das nachdrücklich.

    Es bleibt für mich persönlich die Frage warum man gerade Steiner so absucht und sogar indizieren will. Wenn es um Rassismus und Antisemitismus geht, dann fallen mir spontan Luther, Kant, Goethe, Marx und Nietzsche ein, die dann gleichfalls unter Verschluss gehören würden. Darüberhinaus frage ich nach der Verhältnismäßigkeit. Währenddem die NPD immernoch als Sammelbecken für allerlei rechtsextreme Tendenzen dient, als Partei anerkannt den nationalen Befreiern Deutschlands den Rücken stärkt, wird sich leidenschaftlich dem Versuch hingegeben, einen Autoren zu ?rassistisieren?. Kindeswohl? Die Kinder sind doch heute nur Spielsteine, die in die Verteilungskämpfe der nächsten Jahre geworfen werden sollen, oft nur eine weitere Zielgruppe, die mit werbepsycholgischen Tricks als Käuferschicht erhalten werden soll. Ihr Schicksal ist meist durch ihre Herkunft besiegelt. Es gibt moralische Fragen, die einen anspringen, vor denen man kunstvoll entweichen muss, um sie nicht wahrzunehmen und andere, die irgendwie an den Haaren herbeigezogen erscheinen, bestenfalls Nebenschauplätze. Alibis?

  • M
    matthias..

    Es geht Steiner nun wirklich nicht darum, einen Rassismus zu begründen, sondern ihn aufzulösen. Es scheint als sein Vergehen angesehen zu werden, darüber zu berichten. Es ist ja gerade erfreulich, wie stark sich Menschen heute gegen rassistische Gefühle wehren und das ist auch gerade der Moment, der wirkt, zumindest erst einaml im Wollen, den Rassismus in unserer Vorstellungswelt zu durchbrechen. Und wenn das lange dauert (s.o.), so ist das ein Anzeichen, dass, so sehr wir es auch wollen, wir noch lange brauchen, um auch selbst nicht-rassisch/rassistisch zu sein. Das kann ja jeder für sich einmal prüfen. Und vielleicht gelingt es uns ja schneller, sicher ist nur: von alleine passiert das nicht. Dass das Thema also so vehement diskutiert wird, ist also ein Anzeichen eines Wunden Punktes unserer Zeit zu einer Erkenntnis über ein unrechtbewusstsein gelangt zu sein. Steiner spricht ja auch davon, dass die Aufsplittung in verschiedene Menschengruppen dazu nötig war, um die verschiedenen Eigenheiten überhaupt zu entwickeln. Wie hätte dann der Mensch (und wann in seiner Entwicklung) den Gleichmut der Fremdenliebe enrwickeln sollen? In den Affen war das nicht angelegt. RAssismus ist einer jener tierischen Eigenschaften, die wir überwinden. NAch und nach.

    Und was wäre ein besserer Beweis für die Unterschiedlichkeit der Völker, wenn nicht unser Multikulti-Tourismus? Leute, die nach Asien fliegen, nach Indien oder Tibet o.ä., die dort etwas suchen, was sie hier nicht finden. geistig gesehen. Aber das ist doch keine Abwertung.

  • JW
    Joh Wagner

    @Michaela:

    Also ich kann verstehen, was der Herr Hardorp mit "es ist allgemein bekannt" meint. Das hat nichts mit Biologie zu tun, sondern mit Soziologie.

    Für japanische Geschäftsmänner zum Beispiel ist ihre Firma oft ihre Heimat, für sie investieren sie alles, selbst ihr Leben.

    Ich kann irgendwie nachvollziehen, was Hardorp damit meint...

     

    LG

  • AW
    Arfst Wagner

    Das Hauptziel des Buddhismus ist die Auslöschung der Individualität des einzelnen, die eintritt, sobald wir aufhören, irgend etwas mit unserem Selbst zu identifizieren. Durch lange Gewohnheit ist es uns natürlich geworden, unsere eigenen Erfahrungen unter der Kategorie des ICH und MEIN zu betrachten. Selbst wenn wir wir im Grunde überzeugt sind sind, dass diese Ausdrücke zu nebelhaft sind, um eine klare Definition zu ermöglichen, und dass ihre gedankenlose Verwendung im täglichen Leben nichts als Unheil hervorruft, so gebrauchen wir sie doch immer wieder. Die Gründe dafür sind vielfältig.

    (Aus: Edward Conze: Der Buddhismus. Urban-tb. S. 100).

  • HB
    H. Bergmann

    Sebastian Gronbach meinte:

     

    "Vereinzelte Fehlgriffe Rudolf Steiners sind, wie bei allen Mitmenschen, verzeihlich und mindern in keiner Weise die spirituelle und humanistische Bedeutung seines Gesamtwerkes und schon gar nicht die Integrität seiner herausragenden Persönlichkeit."

     

    Da muss man dann aber schon ganz fest dran glauben, möglichst wenig Steiner lesen und die wissenschaftliche Literatur auf keinen Fall anrühren.

  • DS
    Dr. Sachlich

    @Yossarian

     

    Ich darf doch darauf aufmerksam machen, dass ich in meinem ersten Kommentar wörtlich schrieb:

     

    "Die 'fünf anthropologischen Grundrassen' waren auch um 1900 nicht 'Zeitgeist', sondern anthroposophischer 'Geist'."

     

    Es geht dabei nicht darum, dass Rassismus im Kaiserreich nicht weit verbreitet gewesen wäre, sondern die "Wurzelrassen-Theorie" eine expizite Rassismustheorie darstellt, die von den Theosophen entwickelt und von Steiner in modifizierter Form übernommen wurde.

     

    Diese "Theorie" war nicht fester Bestandteil des allgemeinen "Zeitgeistes" sondern einer kleinen Sekte.

     

    R. Tomeo hat gerade auf die einschlägige Publikation zu diesem Thema hingewiesen.

  • M
    Michaela

    Detlef Hardorp schrieb:

    "Es ist allgemein bekannt, dass in der Tat Asiaten eher zu einer Haltung tendieren, die das einzelne Ich nicht in den Vordergrund stellt (man schaue z.B. einmal nach China). Somit redet Steiner kulturellen Differenzen das Wort, die mit der Ausbreitung der Menschheit über verschiedene Erdteil zu tun hat."

     

    Vielleicht könnten Sie das mal genauer erklären? Sorry, aber für mich liest sich das, als würden hier kulturelle Unterschiede biologisch erklärt und begründet werden. Und sowas lehne ich grundsätzlich ab.

    Michaela

  • RT
    R. Tomeo

    Vielen Dank Herr Hardorp,

     

    dass Sie auch hier noch einmal ihr "Weltbild" verdeutlicht haben.

     

    In jeder größeren Tageszeitung wurde das Buch von Helmut Zander über "Anthroposophie in Deutschland" besprochen.

     

    Wenn es nun auch noch gelesen würde, begänne ihr Lügengebäude zu bröckeln.

     

    Ihre Erklärung hier war aber auch insofern überflüssig, als Dr. Sachlich bereits auf einen Text verlinkte, den Sie 2006 im "Goetheanum" veröffentlicht hatten.

     

    Dort machten Sie Ihren Standpunkt bereits hinreichend deutlich.

  • DH
    Detlef Hardorp

    Frau Henschel schrieb: "Endlich ! Der gute Artikel zur mutigen Aktion der Ministerin." Das war keine mutige Aktion der Ministerin! Die taz fragte den Ministeriumssprecher, der sagte: "Ein Bürger hatte uns gegenüber seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass dies jugendgefährdende Schriften seien. Wir waren deshalb gesetzlich verpflichtet, einen Prüfauftrag an die Bundesprüfstelle zu stellen." Mit anderen Worten: sie mussten etwas weiterleiten, welches von einem einzelnen Bürger kam.

     

    Es gibt eine ganz kleine Gruppe von Menschen, die derzeit auf dem Trip sind, Anthroposophie bzw. Waldorfpädagogik in ein möglichst schlechtes Licht zu stellen, aus weltanschaulichen Gründen. Es ist erstaunlich, wie es dieser Truppe immer wieder gelingt, ein Medienecho zu produzieren. Andreas Lichte hat Rainer Fromm von Frontal21 mit Material versorgt, hat versucht über die Kirche eine Anti-Waldorf Tagung zu organisieren, die er - als diese abgesagt wurde - an der HU zusammen mit der Doktorandin und Stipendiatin der Rosa Luxemburg Stiftung Jana Husmann-Kastein unterbrachte. Dann haben die beiden den Indizierungsantrag begutachtet. Wenn der "besorgte Bürger", der den Prüfauftrag laut Ministeriumssprecher auslöste, nicht Andreas Lichte selber war, dann mit großer Wahrscheinlichkeit ein Bekannter von ihm, wie z.B. sein ehemaliger Kommiliton Marcus Beauchamp, der auch in Frontal21 auftrat.

     

    Rassismus ist der Versuch, andersartige Gruppierungen zu erniedrigen. Dieser Versuch wird derzeit gegenüber Anthroposophen von einer kleinen Truppe effektiv inszeniert. Und die Presse gibt den Thesen dieser Truppe immer wieder unkritisch viel Platz. Wer die Originaltexte nicht kennt (und wer tut das schon?), dem scheint das alles plausibel. Insbesondere, wenn man geschickt selektiv zitiert und dadurch einen falschen Eindruck erweckt. Durch ständige Wiederholungen einzelner Sätze in der Presse wird dieser(falsche) Eindruck zementiert, nämlich das Steiner die Idee gehegt haben soll, dass die weiße Menschenrasse "höherwertiger" ist als andere. Denn das diffamiert im post-nationalistischen Deutschland mehr als alles andere. Man kann auch Zitate finden, die das effektiv suggerieren. Die Taz schrieb: "Gutachterin Jana Husmann-Kastein von der Berliner Humboldt-Universität weist nach, dass die beiden Steiner-Schriften Thesen zur unterschiedlichen Wertigkeit von "Menschenrassen" enthalten, die sein Schüler Ernst Uehli übernommen hat." Das ist eine Tatsachenbehauptung. Sie ist aber falsch. Der Rudolf Steiner Verlag hat der Indizierungsstelle ein außerordentlich umfangreiches Gutachten zukommen lassen, die auf alle Behauptungen von H.K. und Lichte minutiös eingehen und falsche Behauptungen und Schlussfolgerungen richtig stellen. Vielleicht sollte man einmal beim Rudolf Steiner Verlag oder der Anthroposophischen Gesellschaft nachfragen - und nicht bei mir. Frau Mai hat mir übrigens nicht verraten, welche Steiner Zitate sie voranschicken würde, so dass ich nur allgemeine Aussagen machen konnte.

     

    In dem Vortrag, aus dem Steiner durch Husmann-Kastein zitiert wird (vom 3.5.1909) spricht Steiner von einem verschiedenartigen Verhältnis der Ich-Wesenheit zur Seele bei verschiedenen Völkern. Im Artikel erscheint es so, als wären alle Völker - außer den kaukasischen - eher "passive Seelen". Das stimmt so aber nicht, da Steiner in diesem Vortrag dem (amerikanischen) Indianer zuschreibt, das Ich sehr "stark entwickelt" zu haben (GA 107, S. 292). Im Kontrast dazu: "Das andere Extrem waren die, welche da sagten: Ach, das Ich ist nichts wert!" Es ist allgemein bekannt, dass in der Tat Asiaten eher zu einer Haltung tendieren, die das einzelne Ich nicht in den Vordergrund stellt (man schaue z.B. einmal nach China). Somit redet Steiner kulturellen Differenzen das Wort, die mit der Ausbreitung der Menschheit über verschiedene Erdteil zu tun hat (und benutzt dabei ein nicht mehr zeitgemäßes Vokabular, indem er von "Menschenrassen" spricht, wie vor einem Jahrhundert, wobei das Wort damals eine viel breitere Bedeutung hatte und man sogar von einer "britischen Rasse" sprechen konnte, was man heutzutage als Kultur bezeichnet.

     

    Jetzt sagt Steiner in der Tat in dem Vortrag, dass es vorteilhaft sei, "die Balance zu halten" in Bezug auf das Ich und dass sich so Völker besser "in die Zukunft hinein entwickeln konnten". Man muss dabei immer im Hintergrund haben, dass Steiner der Auffassung war, dass natürlich Menschen jeglicher Völker aus Einzelmenschen bestehen, die die gleiche Menschenwürde besitzen, völlig unabhängig von der Volkszugehörigkeit. Für ihn war jedes menschliche Individuum "eine Gattung für sich", vom "Ich" als Wesenskern repräsentiert. Darüber hinaus meinte er allerdings auch zu beobachten, dass die verschiedenen Völker nicht identische Konstitutionen besitzen und dass es gewisse Tendenzen bei einem Volk gibt, die stärker ausgeprägt sind als bei einem anderen Volk. Nur in diesem Zusammenhang sind die Äußerungen in dem Vortrag von Mai 1909 zu verstehen.

     

    Detlef Hardorp

  • M
    Michaela

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Wirklich ein guter Artikel: Aber mir tut die taz leid. Denn viele Antroposophen sind ja für einen Leserbrief- und Telefonterror in Zeitungsredaktionen bekannt, denen mal ein kritisches Wort über ihr großes Idol über die Lippen geht.

    Ich hoffe, Sie lassen sich nicht unterkriegen.

    Michaela

  • FH
    Felix Hau

    Haben Sie sich mal überlegt, wie es sein kann, dass die ja nun zum hundertsten Mal als total unmöglich, elitär, antidemokratisch, diskriminierend und absurd geouteten Ideen eines Haufens ahnungsloser, latent rassistischer Esoterikspinner international und kulturübergreifend in diversen Lebensfeldern ? Pädagogik, Heilpädagogik, Landbau, Medizin, Wirtschaft ? aufgegriffen und umgesetzt worden sind? Wie es sein kann, dass sie auch und ausgerechnet von Menschen, die die Anthroposophie in ihrem Rassismus diskriminiert ? von verknöcherten, aussterbenden Indianern, von innerlich kochenden Schwarzen, von sich bitte sofort auflösen sollenden Juden, von zur Passivität verdammten Asiaten ? als Alternativen zu etablierten Denkmustern und aus ihnen resultierenden Institutionen geschätzt werden?

     

    Nein, ich gehe nicht davon aus, dass die entsprechenden Menschen die inkriminierten Äußerungen Steiners kennen. Und ? nein -, ich will diese Äußerungen auch nicht verteidigen. Ich bin, ganz im Gegenteil, der Ansicht, dass endlich eine kritisch-kommentierte Gesamtausgabe Steiners erscheinen sollte ? so, wie das die Niederländische Kommission in ihrer Untersuchung 1999 vorgeschlagen hat. Dass das bisher nicht umgesetzt wurde, ist ein klares Versäumnis auf unserer Seite. Und die Argumente, mit denen die entsprechenden Zitate nach wie vor verteidigt werden, sind in den vergangenen acht Jahren auch nicht besser geworden. Der Hinweis beispielsweise darauf, dass Aussagen aus einem Kontext gerissen wurden, macht ja nur Sinn, wenn wenigstens irgendein Kontext vorstellbar ist, der die Sache besser machen würde; den kann ich allerdings bezüglich der zu Recht kritisierten Zitate kaum finden.

     

    Da dieses Versäumnis weiterhin besteht und da einige Anthroposophen nicht müde werden, auch berechtigter Kritik mit feindseliger Ignoranz zu begegnen, kann ich die sich mit schöner Regelmäßigkeit vollziehende öffentliche Wiederaufwärmung des Themas gut nachvollziehen.

    Ich würde mir allerdings wünschen, dass den Kritikern jenes Unterscheidungsvermögen tatsächlich eignet, dass ich ihnen durchaus zutraue und dass sie in die Lage versetzen kann, die Marginalität der Bedeutung zu begreifen, die Steiners entsprechende Ausführungen sowohl für die Anthroposophie als Ideengebäude als auch für die anthroposophische Praxis haben ? und zwar explizit trotzdem es mit Blick auf das hartnäckige Bemühen einiger Anthroposophen, diese Ausführungen für vernünftig zu erklären, so scheinen kann, als gehe es um Lebenswichtiges.

     

    Es gibt eine Lieblingsidee der Anthroposophie-Kritik, die so alt ist, wie Anthroposophie selbst: Zieht man ein Steinlein aus dem Ideengebäude, beginnt das Ganze zu wanken, stürzt zusammen und begräbt auch seinen Architekten unter sich. Es mag sein, dass das Verhalten von Anthroposophen zur Veranlassung dieser Vorstellung beigetragen hat (und weiterhin beiträgt). Ich glaube allerdings, dass sie sich vor allem aus jener anderen Vorstellung speist, die sich Kritiker von Steiners ?Hellsehen? machen, mit dem sie schlicht nichts anzufangen wissen, das sie aus diesem Grund nur als eine Art ?Offenbarung? und somit als keiner Kritik zugänglich verstehen können. Es fehlt hier der Platz ? aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass man sich die Sache auch ganz anders erklären kann; man müsste sich nur ein bisschen mit Steiner befassen und ein Interesse an der Frage entwickeln, wie aus einem individualanarchistischen Philosophen mit naturwissenschaftlicher Bildung ein scheinbar durchgeknallter Wüstenprediger werden konnte.

     

    Meinen etwas länglich geratenen Kommentar möchte ich zur Abwechslung mit einem Steiner-Zitat schließen, das weniger bekannt ist als dasjenige des innerlich kochenden Negers:

     

    ?Alle wirklichen Philosophen waren Begriffskünstler. Für sie wurden die menschlichen Ideen zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche Methode zur künstlerischen Technik.?

    (R. St.: ?Die Philosophie der Freiheit?, 1894/1918)

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    Felix Hau, Redaktion www.info3.de

  • M
    Matthias

    Danke Herr Bestvater für das konkrete Zitat. Das Problem in dieser Frage besteht doch darin, dass Beschreibungen im Lesenden wertend belegt werden und zwar auf der Wertungsgrundlage rassistischer Einstellungen. Wer sich über die Zuschreibung "träumerisch" oder "passiver Seelenzustand" echauffiert, sollte bedenken, dass die Abwertung, die er dabei empfindet, aus seinem rassistischen Wertebewusstsein kommt. Es kann genausogut als Auszeichnung verstanden werden. Oder einfach wertneutral als Beschreibung. Wertneutralität ist natürlich schwierig, aber genau die Prämisse, unter der Steiner die Volkskunde vorgenommen hat. Nicht um einzelne, andere zu diffamieren, sondern um die Eigenheiten, die die Völker entwickelt haben zu beschreiben mit der Aufgabe, alle Eigenheiten in die menschliche Entwicklulng aufzunehmen: Es sei Aufgabe der Menschen, die verschiedenen Errungenschaften in einer rassenlosen Gesellschaft zu übernehmen. Das ist wesentlich weltoffener, als nur das eigene WErteschema einer WEltgesellschaft zugrunde zu legen.

  • CZ
    Christian Zimmermann

    Die Steiner Jünger müssen sich endlich konsequent von solchen Aussagen distanzieren. Diese Halbherzigkeit dieses Vertreters der Waldorfschulen zeigt nur leider zu deutlich das sie eben immer noch nicht verstanden haben. Diese Aussagen zu relativisieren und klein zu reden tut nicht gut und verschleiert nur eines : Die Rassistischen Überzeugungen die dieser Mann einst hatte. Auch wenn er sich weiter entwickelt hatte(so wie es ja immer konsequent behauptet wird) : Haben Werke mit diesen eindeutig Rassistischen Tendenzen nichts in Schulen zu suchen. Die Anthroposophen müssen sich von solchen Werken distanzieren, wenn sie die sehr guten Aspekte dieser Pädagogischen Richtung weiter leben wollen.

  • T
    Tanja

    Also, ich finde, man soll so altes Zeug nicht auf den Index stellen. Liest ja sowieso keiner.

  • Y
    Yossarian

    @ Frau Brigitte Hentschel:

    "Weltanschauung" ist ein durch die Nazis, resp. später durch die SS geprägter und durch regelmäßigen Gebrauch auch heutzutage nicht sympathischer werdender Begriff, der ist nun wirklich nicht geeignet, irgendwelchen soziokulturellen Gruppen (und seien es Anthroposophen) mehr Vorwürfe für irgendeine "nicht ganz zeitgemäße" Sprache zu machen, als irgendwem sonst in dieser teils immer noch xenophoben Gesellschaft.

    Der Begriff enthält - über seine Konnotate - die Option zur Wertung jedweden "weltanschaulichen" Gehaltes anhand gesellschaftlich anerkannter "Moral", und zwar genau _nicht_ aus Sicht des "welt anschauenden" Individuums, sondern bedingt durch und bewirkend durch Herrschaftssprache.

    Wenn ich sie wäre (deutsche Staatsbürgerin?) würde ich diesen Begriff vermeiden, es sei denn, sie beschäftigen sich wie gewisse Kirchenangstellte mit "Weltanschauungsfragen" und werden aus Steuergeldern dafür bezahlt (was aus handlungsethischer Sicht die un- oder halbreflektierte Begriffswahl bezüglich derartiger "Ämter" selbstredend noch verschlimmern dürfte). Der Rest ihres Dafürhaltens und ihre sogar aus ihrem kurzen Text erkennbare "Obrigkeitsorientierung" sowie der Vorwurf von "Rassismus", einengend verwendet zuungunsten einer einzelnen Gruppe, welche weder politische Partei noch "superfiese Geheimsekte" ist, ist so gesehen vernachlässigbar, sie sind damit wahrscheinlich wirklich "in bester Gesellschaft". Grüßen sie mir die Ministerin!

     

    @ Herrn Klaus Glatzel:

    Die Berliner TAZ ist ein Nischenblättchen, dessen Relevanz im untersten Mittelfeld bundesdeutscher Tagespresse liegen dürfte. Aber was wäre die Pressevielfalt ohne sie?

    Den Rest ihres Textes schenke ich ihnen, m.E. ähnelt das lediglich dem typisch "altlinken" Geschwurbel, dem sowieso nie was recht ist. Oh Herr, ich bitte Dich: gib uns unsere tägliche Dosis horizonteinsparendes Kleinbürgertum! Ach ja, bevor ichs vergesse: Es gibt bestimmt nicht nur "Steiner-Gefolge" unter "den" Anthroposophen. Bitte bedenken sie das, falls sie mal Zeit und Lust haben.

     

    @ Herrn Dr. Sachlich:

    Wo haben sie denn promoviert, mein Bester?

    Der typische "Zeitgeist" im dt. Kaiserreich (und im europäischen Umfeld der Zeit) wird hier

    http://preview.tinyurl.com/2y5ep7

    ausreichend angerissen. Promovieren sie doch gleich nochmal, sobald sie den Gesamtkontext einigermaßen erfaßt haben!

    Apropos, zu Herrn Hardorp: (Zitat, ihr Link: "...Vor einem Jahrhundert waren sich Europäer noch weitgehend einig, daß die westliche Zivilisation der Weißen den Kulturen der ?wilden?, meist farbigen Völker überlegen sei. Heute distanziert man sich von derartigen Gesinnungen...") der Gute scheint einigen gesellschaftlichen Konditionierungen ebenso stark aufzusitzen, wie ihre Wenigkeit. An R. Steiners individuellem Weltentwurf gibt es nämlich auch ohne den Rassismusvorwurf etc. _inhaltlich_ genug auszusetzen, aber gesinnungsehtische Versatzstücke helfen hier mit Sicherheit niemandem. Das rassistisch motivierte, allgemeine Dafürhalten vor 100 Jahren, welches sich wie auch heute im wesentlichen auf menschliche Phänotypen und deren angeblich "rassisch" bestimmte Verhaltensweisen beschränkte ("Die rosa/grüne/blaue/weisse Rasse blablabla..."), war damals genauso unsinnig, wie heute. Hardorp irrt, indem er offensichtlich meint, nach der griechischen Philosophie habe es in unserem Kulturkreis auch nur den geringsten Werte-Sprung gegeben, auch ein Steiner ist mitnichten der Quantenspringer, als den manche ihn vielleicht gerne sehen wollen. Was heute an ethischen Werten da ist, gilt, seit es erarbeitet wurde: vor mehr als 2500 Jahren. Dabei muß uns heute nicht alles Recht sein, was etwa im antiken Athen gang und gäbe war, aber es ist mit Sicherheit keineswegs "hochmütig", den Rassismus, welcher sich stets eindeutig definieren läßt, von vor 100 Jahren nebst Konsequenzen dezidiert anzuprangern und dementsprechend zum selbständigen Denken und friedlicheren Handeln aufzufordern. Das ist aber immer noch kein Grund, "die (damaligen wie heutigen) Anthroposophen" als quasi-Rassisten anzuprangern.

     

    @ Herrn Christoph:

    Wahnsinn. Das ist echt Wahnsinn. "Die Journalisten sollten endlich begreifen"... was für ein gelungener Satz. Und schon wieder der Ruf nach Herrschaftsdenke, "übergeordneter" Kontrolle in den Köpfen und vorauseilender Selbstzensur, diesmal sogar einer ganzen Berufsgruppe gegenüber: "DIE Journalisten sollten...". Schon mal was davon gehört, daß ein Journalist immer noch individuell verantwortet, was er denkt, wann er denkt, wie er es denkt, wen er damit anspricht, und wo und für wen er/sie seine Gedanken erarbeitet?

    Pressefreiheit:

    http://www.presserat.de/pressekodex.html

     

    @ Frau/Herrn R. Bestvater:

    Leider nicht ganz richtig, wenngleich ihre Idee, auf die journalistische Methodik bezogen, nicht ganz falsch ist. Die "BILD" allerdings hat sich in den letzten Jahren erstaunlich verbessert, sowohl stilistisch, als auch recherchetechnisch und inhaltlich. Die TAZ hingegen... ja, irgendwie gehört sie halt immer noch zu "Berlin". Paßt, wackelt und hat Luft.

     

    --

     

    Gruezi!

  • SG
    Sebastian Gronbach

    Zum Thema unterschiedlicher menschlicher Rassen gibt es Äußerungen Rudolf Steiners, die in der Tat problematisch sind. Während sie im Kontext der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch relativierbar erscheinen, ist es wichtig, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass diese Äußerungen heute befremdlich und teilweise auch diskriminierend wirken. Dies hat bereits im Jahr 1998 auch eine von Anthroposophen eingesetzte Fachkommission selbstkritisch eingeräumt, die zu dem Ergebnis kam, dass es bei Steiner keinen "Rassismus", wohl aber einige nach heutigen Maßstäben diskriminierend wirkende Äußerungen gibt. Diese sind zum Beispiel die Aussagen über die negativen Folgen der Lektüre von "Negerromanen" oder das angeblich "notwendige" Aussterben der Indianer.

    Diese Aussagen sind so verletzend und falsch, dass sie unter keinen Umständen und zu keinem Zeitpunkt richtig gewesen sein konnten.

     

    Entscheidend ist, dass diese zu Recht kritisierten Bemerkungen Steiners nie eine Rolle für das Werk Rudolf Steiners oder für die in den anthroposophischen Arbeitsfeldern stehenden Menschen gespielt haben und dass sie in keiner Weise für sie relevant sind.

     

    Sollte dies in einzelnen Fällen dennoch vorkommen, werden kritische Beiträge als Anreiz genommen, etwaigen Vorwürfen nachzugehen und eventuelle Fehlleistungen abzustellen. In diesem Sinne unterstützen wir jeden fairen Versuch, Anthroposophie von Diskriminierungen jeder Art frei zu halten, verwahren uns aber auch gegen pauschale Verdächtigungen. Entgegen einem verbreiteten Vorurteil ist nämlich nicht jedes Wort Rudolf Steiners für die, die sein Werk in Theorie und Praxis weiterbringen wollen, eine unantastbare Offenbarung.

     

    Selbstverständlich muss auch Steiner gegenüber die Möglichkeit von Irrtum und Fehlleistungen eingeräumt werden. Vereinzelte Fehlgriffe Rudolf Steiners sind, wie bei allen Mitmenschen, verzeihlich und mindern in keiner Weise die spirituelle und humanistische Bedeutung seines Gesamtwerkes und schon gar nicht die Integrität seiner herausragenden Persönlichkeit. Eine kritische und emanzipierte Würdigung der Person und des Werkes Steiners trägt dazu bei, dass die überwältigend positiven Anregungen aus der Anthroposophie weiterhin voll wirksam sein können.

     

    Fehlbar sind aber vor allem immer wieder einzelne Vertreter der anthroposophischen Bewegung. Wie in allen gesellschaftlichen Bereichen finden sich auch hier Dogmatiker und ewig Gestrige. Abgesehen davon bleibt festzustellen, dass Anthroposophie eine internationale, der Vielfalt der Kulturen positiv gegenüberstehende spirituelle Strömung darstellt. Sie setzt sich nachweislich seit ihrer Gründung und prinzipiell ohne Einschränkung mit aller Kraft für das Recht jedes Menschen ein, sich körperlich, seelisch und geistig ohne Rücksicht auf seine religiöse, nationale oder ethnische Herkunft nach seinen individuellen Bedürfnissen zu entfalten.

     

    Der Anthroposophie gilt diese Selbstverwirklichung als grundlegendes Menschenrecht und sie stellt zu ihrer Umsetzung zahlreiche und wirksame Hilfen zur Verfügung.

     

    Sebastian Gronbach für inmedia/info3

  • RB
    R. Bestvater

    Das Foto mit den Kindern in Zusammenhang mit dem Steiner-Zitat hat Bildzeitungsniveau!!! - Stimmungsmache durch Suggestion.

    Zum Nachdenken hier mal noch ein anderes Steiner-Zitat:

    "Ein Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit. Und wenn er in diesen sogenannten Idealen glaubt, fortschrittliche Ideale vor die Menschheit hinzustellen, so ist das die Unwahrheit. Denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen." (GA 177(Die spirituellen Hintergründe . . .), S.205

  • C
    Christoph

    Zu Dr. Sachlich:

     

    Der erste Link, den Sie empfehlen, verweist auf ein wichtiges "Dokument".

     

    Der zweite auf ein Blog, in dem diese "Dokument" u.a. zur Kenntnis genommen wurde.

     

    Ich habe nach dem Artikel, auf den Sie verlinken, sämtliche Texte dieses noch recht jungen Blogs gelesen, und kann nur sagen:

     

    Danke für diesen Hinweis.

     

    Die Journalisten sollten endlich begreifen, dass die Rhetorik von Anthroposophen wie Detlef Hardorp mehr Tücken birgt als es gemeinhin auch nur entfernt für möglich gehalten wird.

     

    Nochmals Dank, Christoph

  • DS
    Dr. Sachlich

    Die "fünf anthropologischen Grundrassen" waren auch um 1900 nicht "Zeitgeist", sondern anthroposophischer "Geist". Das sind sie bis heute in Theorie und Praxis geblieben. Auch Herr Hardorp hält daran unbeirrt fest und verweist allein auf das modernisierte Vokabular anthroposophischer "Öffentlichkeitsarbeit" und

    "pädagogischer" Vermittlung.

     

    Herr Hardorp erklärt:

     

    ?Ich folge übrigens Steiner, der später erklärte, dass der Rassenbegriff aufhören würde, eine jegliche Bedeutung zu haben.?

     

    Das ist richtig. Diese Bedeutung verliert er aber für Steiner (und für Hardorp) erst 4000 bis 8000 Jahre n. Chr., in den sogenannten sechsten und siebten ?nachatlantischen Kulturepochen? der Steinerschen Hellsichts-Zeitrechnung.

     

    Hierzu Herr Hardorp selbst:

     

    http://www.themen-der-zeit.de/content/Unzeitgemaesses_Vokabular.92.0.html

     

    Und ein Kommentar:

     

    http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/07/attacke_31.html

  • KG
    Klaus Glatzel

    Wann überdenkt die TAZ endlich die regelmäßige Anthroposophen-Plattform in Form von halbjährlichen Sonderseiten in der Wochenendausgabe?

     

    Angesichts der in dem Artikel dokumentierten steinerschen "Rassenideologie", der ebenfalls bei Steiner nachzulesenden undemokratischen Elite- und Führerkultur sowie der oftmals historisch-politisch völlig unkritischen Haltung vieler Anthroposophen gegenüber ihrem großen Vorbild ärgere ich mich jedes Mal über die Anthroposophen-Seiten in der TAZ.

  • BH
    Brigitte Hentschel

    Endlich ! Der gute Artikel zur mutigen Aktion der Ministerin.

    Eine rassistische Weltanschaung versteckt hinter wohlklingenden padagogischen Angeboten und einer Masse von unwissenden Mitarbeitern.

  • C
    Christian

    Zitat von Christian Topp:

    "Nun stellt sich die Frage, ob alle diese Herren Kant, Hegel, Schweitzer und Steiner etwa Rassisten sind."

     

    Korrekt, aber jeder der Herren waren eher wissenschaftlich und haben sich ihre Leistung eher erarbeitet als der erleuchtete Steiner (wobei es auch Arbeit war, alles was ihm in den Kram passte einzusammeln und als seine "Erleuchtung" zu präsentieren).

    Ausserdem kenne ich keinen vergleichbaren Ort wie den holzigen Steiner-Schrein im Goetheanum in Dornach, um Hegel, Kant oder Schweitzer anzubeten.

     

    Ich schätze mal - Steiner war ein aussergewöhnlicher Mann, unglaublich charismatisch und wortgewandt, und für die damalige Zeit sicher überdurchschnittlich gebildet.

    Heutzutage jedoch, wo Aufklärung und Bildung breiten schichten zugänglich wurde und nicht zuletzt durch die Informationsgesellschaft, in welcher jeder "Scharlatan" umgehend entlarvt werden kann ist spätestens der Zeitpunkt gekommen, adieu zu sagen, die restliche Arbeit den Historikern zu überlassen, und die staatl. Unterstützung der Waldorfschulen sowie der beiden Kliniken und der Privat-Uni zu streichen, bis dort alle "Spuren" dieses Gurus und seinen wirren Lehren verschwunden sind.

     

    Alles was während der Anthroposophie-Bewegung positives dabei herauskam, gerne behalten und weiter ausbauen, warum nicht? Aber bitte ohne Hokus-Pokus.

     

    Ich will jedenfalls keine Angst haben, auf dem OP-Tisch in Witten oder Filderstadt zu liegen, mit einem Chirurgen, welcher sich sicher ist, dass wenn ich jetzt in jungen Jahren das zeitliche segne, ein umso besseres nächstes Leben habe.

     

    in diesem Sinne,

     

    chris

  • CT
    Christian Topp

    Neger-Zitate:

    Immanuel Kant: ?Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische steigt.?

    Georg W. F. Hegel: ?Der Neger stellt den natürlichen Menschen in seiner ganzen Unbändigkeit dar. Obgleich sie sich der Abhängigkeit vom Natürlichen bewusst sein müssen, so führt dies doch nicht zum Bewusstsein eines Höheren.?

    Albert Schweitzer: ?Der Neger ist ein Kind. Ohne Autorität ist bei einem Kinde nichts auszurichten. [...] Den Negern gegenüber habe ich dafür das Wort geprägt: Ich bin dein Bruder; aber dein älterer Bruder."

     

    Nun stellt sich die Frage, ob alle diese Herren Kant, Hegel, Schweitzer und Steiner etwa Rassisten sind. Bei Goethe finde ich bestimmt auch noch was und in der Bibel auf jeden Fall. Was soll das alles? Ist doch Unsinn! Natürlich sind sie keine Rassisten! Man sollte immer ein Zitat aus dem zeitgeschichtlichen Kontext heraus verstehen. Des Weiteren wäre es im Fall Steiner sicherlich hilfreich, sich etwas ausführlicher bzw. umfassender mit Anthroposophie zu befassen, einem so großen Gebiet, welches man nicht in einer Woche mal eben analysieren kann. Es gibt aber in der anthroposophischen Literatur von Steiner einige Textstellen (16 Stellen) welche aus heutiger Sicht (aus heutiger Sicht wohlbemerkt!) als "rassistisch" einzustufen sind. Doch dieses Thema ist fast schon alt. Man wird in Zukunft die teils 100 Jahre alten Textstellen kommentieren. Doch die Lager der taz (taz.de, ?Die Tageszeitung?) und SZ (?Süddeutsche Zeitung?) wird das nicht ruhig stellen. Man wird weiter suchen um etwas zu finden, was man missbrauchen kann. Und die anderen 90% der Bevölkerung werden mangels Interesse oder Überforderung (und hoher Müdigkeit) gar nicht erst bis zu diesen Textstellen vorstoßen. Ein Jugendlicher wird Steiner-Bücher eher nicht verstehen.

    Fragt sich, in wie weit sich die taz politisch missbrauchen lassen möchte. (Bin mal gespannt, ob mein Artikel überhaupt übernommen wird).

     

    Einen rein privaten Blog (http://rudolf-steiner.blogspot.com), der anonyme Beiträge veröffentlicht und ohne Namen und ohne Impressum erscheint kann ich nicht ernst nehmen. Das ist ja nun das erste was man lernt: offen zu dem zu stehen, was man schreibt und sagt!

     

    Ich besuchte die Waldorfschule 13 Jahre lang mit Abitur. Mir sind zu keiner Zeit rassistisches Gedankengut vermittelt worden, geschweige denn Äußerungen, die auch nur versteckt darauf hindeuten könnten. Unser Geschichtsunterricht war ähnlich wie an einem Gymnasium, nur hatten wir eben keine Schulbücher. Sehr wohl aber lagen uns täglich viele andere Dokumente wie Fotos, Analysetafeln, Tabellen, Auswertungen, historische Zeitungs-Artikel, Schilderungen von Zeitzeugen und anderes, auch aktuelles Info-Material vor. Anthroposophie war niemals Unterrichtsinhalt, geschlagen wurde ich auch nie und mit Seife musste ich den Mund ebenfalls nicht ausspülen - mir sind diese angeblichen Vorgehensweisen nur aus den Medien bekannt! In meiner Klasse kam ein Kind aus Bolivien, bei meinem Bruder gab es einen schwarzen Mitschüler. In Berlin besuchen auch manche jüdische und türkische Kinder die Waldorfschule.

    Ich persönlich finde die Steiner-Rassismus-Debatte lächerlich - aber wenigstens amüsant. Es ist ganz einfach: das Richtige, das Wahrhaftige oder das Ehrliche (hier grundsätzlich gemeint!) werden sich in der Welt immer irgendwann durchsetzen, aber es dauert und ist ein viel mühsamerer Weg als mit der Masse mitzuschwimmen. Manches davon kann leider erst die Geschichte zeigen. Menschen, alle Menschen, können sich irren. Und wenn sich Anthroposophen von manchen Textstellen ihres Gründers heute distanzieren müssen, ob sie wollen oder nicht, dann hat es seine Richtigkeit.

    Wer jedoch daneben Steiners mündliche und schriftliche Literatur gründlich studiert (und zwar auch mit dem Gefühl, dem Herz, und nicht nur mit dem Kopf) wird sehr bald bemerken, dass Steiner ein großer Humanist, ein ausgesprochener Menschenfreund war. Seine kulturellen Schilderungen sind niemals dazu ausreichend um ihn effektvoll als Rassisten abstempeln zu können. Autoren die so schreiben müssen es aus Böswilligkeit oder Unkenntnis heraus tun.

     

    Zum Ende ein Zitat von Steiner: ?Ich habe den Menschen nie nach etwas anderem beurteilen können als nach den individuellen, persönlichen Charaktereigenschaften, die ich an ihm kennenlerne. ... Und ich habe im Antisemitismus nie etwas anderes sehen können als eine Anschauung, die bei ihren Trägern auf Inferiorität des Geistes, auf mangelndes ethisches Urteilsvermögen und auf Abgeschmacktheit deutet.?

    Rudolf Steiner, ?Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887-1901? (GA 31), S. 378 f

    Andere Zitate: http://de.wikipedia.org/wiki/Neger

    Christian Topp

  • HB
    H. Bergmann

    Magnus Severin schrieb:

     

    >> "...ist es schwer zu akzeptieren, dass es auch Leute gibt , die nichts von "Freiem Geisterleben" halten?

  • MS
    Magnus Severin

    Ist das hier ein anthroposophisches Forum? Warum rennen Anthroposophen gleich bei der kleinsten Kritik Sturm,

    ist es schwer zu akzeptieren, dass es auch Leute gibt , die nichts von "Freiem

    Geisterleben" halten? Die taz ist leider auf eurer Seite liebe Herren und Damen der kosmischen Gesetze.

  • MS
    Magnus Sirevaag

    Anthroposophen lassen sich ungern kritisieren, und wenn das geschieht, ist entweder von unzufriedenen Mitläufern oder Dummköpfen die Rede, die nicht wissen was der Guru meinte. Sorry,aber Sekten wie die Waldorfs sind wohl kaum der Boden für einen vernünftigen Umgang miteinander.

  • G
    graham

    zitat hardorp:

    "?Rassismus ist der Versuch, andersartige Gruppierungen zu erniedrigen. Dieser Versuch wird derzeit gegenüber Anthroposophen von einer kleinen Truppe effektiv inszeniert?"

     

    da bringt der hardorp wohl einiges durcheinander. sind die anthros jetzt schon eine eigene rasse?!

  • DJ
    Daniel Jankowski

    Wollen wir uns nicht darauf einigen, dass die rassistischen Aussagen, wie durch die niederländische Kommission vorgeschlagen, nur noch kommentiert herausgegeben werden? Der Großteil des steinerschen Lebenswerkes ist alles Mögliche, aber zuletzt rassistisch, wie die eigentlichen Nationalsozialisten sicher wussten, denen sich einige ?gekippte? Anthroposophen versucht hatten zu nähern. Dass Fremdenfeindlichkeit an den Waldorfschulen gerade am wenigsten das Thema ist (Studie von Pfeiffer), unterstreicht das nachdrücklich.

    Es bleibt für mich persönlich die Frage warum man gerade Steiner so absucht und sogar indizieren will. Wenn es um Rassismus und Antisemitismus geht, dann fallen mir spontan Luther, Kant, Goethe, Marx und Nietzsche ein, die dann gleichfalls unter Verschluss gehören würden. Darüberhinaus frage ich nach der Verhältnismäßigkeit. Währenddem die NPD immernoch als Sammelbecken für allerlei rechtsextreme Tendenzen dient, als Partei anerkannt den nationalen Befreiern Deutschlands den Rücken stärkt, wird sich leidenschaftlich dem Versuch hingegeben, einen Autoren zu ?rassistisieren?. Kindeswohl? Die Kinder sind doch heute nur Spielsteine, die in die Verteilungskämpfe der nächsten Jahre geworfen werden sollen, oft nur eine weitere Zielgruppe, die mit werbepsycholgischen Tricks als Käuferschicht erhalten werden soll. Ihr Schicksal ist meist durch ihre Herkunft besiegelt. Es gibt moralische Fragen, die einen anspringen, vor denen man kunstvoll entweichen muss, um sie nicht wahrzunehmen und andere, die irgendwie an den Haaren herbeigezogen erscheinen, bestenfalls Nebenschauplätze. Alibis?

  • M
    matthias..

    Es geht Steiner nun wirklich nicht darum, einen Rassismus zu begründen, sondern ihn aufzulösen. Es scheint als sein Vergehen angesehen zu werden, darüber zu berichten. Es ist ja gerade erfreulich, wie stark sich Menschen heute gegen rassistische Gefühle wehren und das ist auch gerade der Moment, der wirkt, zumindest erst einaml im Wollen, den Rassismus in unserer Vorstellungswelt zu durchbrechen. Und wenn das lange dauert (s.o.), so ist das ein Anzeichen, dass, so sehr wir es auch wollen, wir noch lange brauchen, um auch selbst nicht-rassisch/rassistisch zu sein. Das kann ja jeder für sich einmal prüfen. Und vielleicht gelingt es uns ja schneller, sicher ist nur: von alleine passiert das nicht. Dass das Thema also so vehement diskutiert wird, ist also ein Anzeichen eines Wunden Punktes unserer Zeit zu einer Erkenntnis über ein unrechtbewusstsein gelangt zu sein. Steiner spricht ja auch davon, dass die Aufsplittung in verschiedene Menschengruppen dazu nötig war, um die verschiedenen Eigenheiten überhaupt zu entwickeln. Wie hätte dann der Mensch (und wann in seiner Entwicklung) den Gleichmut der Fremdenliebe enrwickeln sollen? In den Affen war das nicht angelegt. RAssismus ist einer jener tierischen Eigenschaften, die wir überwinden. NAch und nach.

    Und was wäre ein besserer Beweis für die Unterschiedlichkeit der Völker, wenn nicht unser Multikulti-Tourismus? Leute, die nach Asien fliegen, nach Indien oder Tibet o.ä., die dort etwas suchen, was sie hier nicht finden. geistig gesehen. Aber das ist doch keine Abwertung.

  • JW
    Joh Wagner

    @Michaela:

    Also ich kann verstehen, was der Herr Hardorp mit "es ist allgemein bekannt" meint. Das hat nichts mit Biologie zu tun, sondern mit Soziologie.

    Für japanische Geschäftsmänner zum Beispiel ist ihre Firma oft ihre Heimat, für sie investieren sie alles, selbst ihr Leben.

    Ich kann irgendwie nachvollziehen, was Hardorp damit meint...

     

    LG

  • AW
    Arfst Wagner

    Das Hauptziel des Buddhismus ist die Auslöschung der Individualität des einzelnen, die eintritt, sobald wir aufhören, irgend etwas mit unserem Selbst zu identifizieren. Durch lange Gewohnheit ist es uns natürlich geworden, unsere eigenen Erfahrungen unter der Kategorie des ICH und MEIN zu betrachten. Selbst wenn wir wir im Grunde überzeugt sind sind, dass diese Ausdrücke zu nebelhaft sind, um eine klare Definition zu ermöglichen, und dass ihre gedankenlose Verwendung im täglichen Leben nichts als Unheil hervorruft, so gebrauchen wir sie doch immer wieder. Die Gründe dafür sind vielfältig.

    (Aus: Edward Conze: Der Buddhismus. Urban-tb. S. 100).

  • HB
    H. Bergmann

    Sebastian Gronbach meinte:

     

    "Vereinzelte Fehlgriffe Rudolf Steiners sind, wie bei allen Mitmenschen, verzeihlich und mindern in keiner Weise die spirituelle und humanistische Bedeutung seines Gesamtwerkes und schon gar nicht die Integrität seiner herausragenden Persönlichkeit."

     

    Da muss man dann aber schon ganz fest dran glauben, möglichst wenig Steiner lesen und die wissenschaftliche Literatur auf keinen Fall anrühren.

  • DS
    Dr. Sachlich

    @Yossarian

     

    Ich darf doch darauf aufmerksam machen, dass ich in meinem ersten Kommentar wörtlich schrieb:

     

    "Die 'fünf anthropologischen Grundrassen' waren auch um 1900 nicht 'Zeitgeist', sondern anthroposophischer 'Geist'."

     

    Es geht dabei nicht darum, dass Rassismus im Kaiserreich nicht weit verbreitet gewesen wäre, sondern die "Wurzelrassen-Theorie" eine expizite Rassismustheorie darstellt, die von den Theosophen entwickelt und von Steiner in modifizierter Form übernommen wurde.

     

    Diese "Theorie" war nicht fester Bestandteil des allgemeinen "Zeitgeistes" sondern einer kleinen Sekte.

     

    R. Tomeo hat gerade auf die einschlägige Publikation zu diesem Thema hingewiesen.

  • M
    Michaela

    Detlef Hardorp schrieb:

    "Es ist allgemein bekannt, dass in der Tat Asiaten eher zu einer Haltung tendieren, die das einzelne Ich nicht in den Vordergrund stellt (man schaue z.B. einmal nach China). Somit redet Steiner kulturellen Differenzen das Wort, die mit der Ausbreitung der Menschheit über verschiedene Erdteil zu tun hat."

     

    Vielleicht könnten Sie das mal genauer erklären? Sorry, aber für mich liest sich das, als würden hier kulturelle Unterschiede biologisch erklärt und begründet werden. Und sowas lehne ich grundsätzlich ab.

    Michaela

  • RT
    R. Tomeo

    Vielen Dank Herr Hardorp,

     

    dass Sie auch hier noch einmal ihr "Weltbild" verdeutlicht haben.

     

    In jeder größeren Tageszeitung wurde das Buch von Helmut Zander über "Anthroposophie in Deutschland" besprochen.

     

    Wenn es nun auch noch gelesen würde, begänne ihr Lügengebäude zu bröckeln.

     

    Ihre Erklärung hier war aber auch insofern überflüssig, als Dr. Sachlich bereits auf einen Text verlinkte, den Sie 2006 im "Goetheanum" veröffentlicht hatten.

     

    Dort machten Sie Ihren Standpunkt bereits hinreichend deutlich.

  • DH
    Detlef Hardorp

    Frau Henschel schrieb: "Endlich ! Der gute Artikel zur mutigen Aktion der Ministerin." Das war keine mutige Aktion der Ministerin! Die taz fragte den Ministeriumssprecher, der sagte: "Ein Bürger hatte uns gegenüber seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass dies jugendgefährdende Schriften seien. Wir waren deshalb gesetzlich verpflichtet, einen Prüfauftrag an die Bundesprüfstelle zu stellen." Mit anderen Worten: sie mussten etwas weiterleiten, welches von einem einzelnen Bürger kam.

     

    Es gibt eine ganz kleine Gruppe von Menschen, die derzeit auf dem Trip sind, Anthroposophie bzw. Waldorfpädagogik in ein möglichst schlechtes Licht zu stellen, aus weltanschaulichen Gründen. Es ist erstaunlich, wie es dieser Truppe immer wieder gelingt, ein Medienecho zu produzieren. Andreas Lichte hat Rainer Fromm von Frontal21 mit Material versorgt, hat versucht über die Kirche eine Anti-Waldorf Tagung zu organisieren, die er - als diese abgesagt wurde - an der HU zusammen mit der Doktorandin und Stipendiatin der Rosa Luxemburg Stiftung Jana Husmann-Kastein unterbrachte. Dann haben die beiden den Indizierungsantrag begutachtet. Wenn der "besorgte Bürger", der den Prüfauftrag laut Ministeriumssprecher auslöste, nicht Andreas Lichte selber war, dann mit großer Wahrscheinlichkeit ein Bekannter von ihm, wie z.B. sein ehemaliger Kommiliton Marcus Beauchamp, der auch in Frontal21 auftrat.

     

    Rassismus ist der Versuch, andersartige Gruppierungen zu erniedrigen. Dieser Versuch wird derzeit gegenüber Anthroposophen von einer kleinen Truppe effektiv inszeniert. Und die Presse gibt den Thesen dieser Truppe immer wieder unkritisch viel Platz. Wer die Originaltexte nicht kennt (und wer tut das schon?), dem scheint das alles plausibel. Insbesondere, wenn man geschickt selektiv zitiert und dadurch einen falschen Eindruck erweckt. Durch ständige Wiederholungen einzelner Sätze in der Presse wird dieser(falsche) Eindruck zementiert, nämlich das Steiner die Idee gehegt haben soll, dass die weiße Menschenrasse "höherwertiger" ist als andere. Denn das diffamiert im post-nationalistischen Deutschland mehr als alles andere. Man kann auch Zitate finden, die das effektiv suggerieren. Die Taz schrieb: "Gutachterin Jana Husmann-Kastein von der Berliner Humboldt-Universität weist nach, dass die beiden Steiner-Schriften Thesen zur unterschiedlichen Wertigkeit von "Menschenrassen" enthalten, die sein Schüler Ernst Uehli übernommen hat." Das ist eine Tatsachenbehauptung. Sie ist aber falsch. Der Rudolf Steiner Verlag hat der Indizierungsstelle ein außerordentlich umfangreiches Gutachten zukommen lassen, die auf alle Behauptungen von H.K. und Lichte minutiös eingehen und falsche Behauptungen und Schlussfolgerungen richtig stellen. Vielleicht sollte man einmal beim Rudolf Steiner Verlag oder der Anthroposophischen Gesellschaft nachfragen - und nicht bei mir. Frau Mai hat mir übrigens nicht verraten, welche Steiner Zitate sie voranschicken würde, so dass ich nur allgemeine Aussagen machen konnte.

     

    In dem Vortrag, aus dem Steiner durch Husmann-Kastein zitiert wird (vom 3.5.1909) spricht Steiner von einem verschiedenartigen Verhältnis der Ich-Wesenheit zur Seele bei verschiedenen Völkern. Im Artikel erscheint es so, als wären alle Völker - außer den kaukasischen - eher "passive Seelen". Das stimmt so aber nicht, da Steiner in diesem Vortrag dem (amerikanischen) Indianer zuschreibt, das Ich sehr "stark entwickelt" zu haben (GA 107, S. 292). Im Kontrast dazu: "Das andere Extrem waren die, welche da sagten: Ach, das Ich ist nichts wert!" Es ist allgemein bekannt, dass in der Tat Asiaten eher zu einer Haltung tendieren, die das einzelne Ich nicht in den Vordergrund stellt (man schaue z.B. einmal nach China). Somit redet Steiner kulturellen Differenzen das Wort, die mit der Ausbreitung der Menschheit über verschiedene Erdteil zu tun hat (und benutzt dabei ein nicht mehr zeitgemäßes Vokabular, indem er von "Menschenrassen" spricht, wie vor einem Jahrhundert, wobei das Wort damals eine viel breitere Bedeutung hatte und man sogar von einer "britischen Rasse" sprechen konnte, was man heutzutage als Kultur bezeichnet.

     

    Jetzt sagt Steiner in der Tat in dem Vortrag, dass es vorteilhaft sei, "die Balance zu halten" in Bezug auf das Ich und dass sich so Völker besser "in die Zukunft hinein entwickeln konnten". Man muss dabei immer im Hintergrund haben, dass Steiner der Auffassung war, dass natürlich Menschen jeglicher Völker aus Einzelmenschen bestehen, die die gleiche Menschenwürde besitzen, völlig unabhängig von der Volkszugehörigkeit. Für ihn war jedes menschliche Individuum "eine Gattung für sich", vom "Ich" als Wesenskern repräsentiert. Darüber hinaus meinte er allerdings auch zu beobachten, dass die verschiedenen Völker nicht identische Konstitutionen besitzen und dass es gewisse Tendenzen bei einem Volk gibt, die stärker ausgeprägt sind als bei einem anderen Volk. Nur in diesem Zusammenhang sind die Äußerungen in dem Vortrag von Mai 1909 zu verstehen.

     

    Detlef Hardorp

  • M
    Michaela

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Wirklich ein guter Artikel: Aber mir tut die taz leid. Denn viele Antroposophen sind ja für einen Leserbrief- und Telefonterror in Zeitungsredaktionen bekannt, denen mal ein kritisches Wort über ihr großes Idol über die Lippen geht.

    Ich hoffe, Sie lassen sich nicht unterkriegen.

    Michaela

  • FH
    Felix Hau

    Haben Sie sich mal überlegt, wie es sein kann, dass die ja nun zum hundertsten Mal als total unmöglich, elitär, antidemokratisch, diskriminierend und absurd geouteten Ideen eines Haufens ahnungsloser, latent rassistischer Esoterikspinner international und kulturübergreifend in diversen Lebensfeldern ? Pädagogik, Heilpädagogik, Landbau, Medizin, Wirtschaft ? aufgegriffen und umgesetzt worden sind? Wie es sein kann, dass sie auch und ausgerechnet von Menschen, die die Anthroposophie in ihrem Rassismus diskriminiert ? von verknöcherten, aussterbenden Indianern, von innerlich kochenden Schwarzen, von sich bitte sofort auflösen sollenden Juden, von zur Passivität verdammten Asiaten ? als Alternativen zu etablierten Denkmustern und aus ihnen resultierenden Institutionen geschätzt werden?

     

    Nein, ich gehe nicht davon aus, dass die entsprechenden Menschen die inkriminierten Äußerungen Steiners kennen. Und ? nein -, ich will diese Äußerungen auch nicht verteidigen. Ich bin, ganz im Gegenteil, der Ansicht, dass endlich eine kritisch-kommentierte Gesamtausgabe Steiners erscheinen sollte ? so, wie das die Niederländische Kommission in ihrer Untersuchung 1999 vorgeschlagen hat. Dass das bisher nicht umgesetzt wurde, ist ein klares Versäumnis auf unserer Seite. Und die Argumente, mit denen die entsprechenden Zitate nach wie vor verteidigt werden, sind in den vergangenen acht Jahren auch nicht besser geworden. Der Hinweis beispielsweise darauf, dass Aussagen aus einem Kontext gerissen wurden, macht ja nur Sinn, wenn wenigstens irgendein Kontext vorstellbar ist, der die Sache besser machen würde; den kann ich allerdings bezüglich der zu Recht kritisierten Zitate kaum finden.

     

    Da dieses Versäumnis weiterhin besteht und da einige Anthroposophen nicht müde werden, auch berechtigter Kritik mit feindseliger Ignoranz zu begegnen, kann ich die sich mit schöner Regelmäßigkeit vollziehende öffentliche Wiederaufwärmung des Themas gut nachvollziehen.

    Ich würde mir allerdings wünschen, dass den Kritikern jenes Unterscheidungsvermögen tatsächlich eignet, dass ich ihnen durchaus zutraue und dass sie in die Lage versetzen kann, die Marginalität der Bedeutung zu begreifen, die Steiners entsprechende Ausführungen sowohl für die Anthroposophie als Ideengebäude als auch für die anthroposophische Praxis haben ? und zwar explizit trotzdem es mit Blick auf das hartnäckige Bemühen einiger Anthroposophen, diese Ausführungen für vernünftig zu erklären, so scheinen kann, als gehe es um Lebenswichtiges.

     

    Es gibt eine Lieblingsidee der Anthroposophie-Kritik, die so alt ist, wie Anthroposophie selbst: Zieht man ein Steinlein aus dem Ideengebäude, beginnt das Ganze zu wanken, stürzt zusammen und begräbt auch seinen Architekten unter sich. Es mag sein, dass das Verhalten von Anthroposophen zur Veranlassung dieser Vorstellung beigetragen hat (und weiterhin beiträgt). Ich glaube allerdings, dass sie sich vor allem aus jener anderen Vorstellung speist, die sich Kritiker von Steiners ?Hellsehen? machen, mit dem sie schlicht nichts anzufangen wissen, das sie aus diesem Grund nur als eine Art ?Offenbarung? und somit als keiner Kritik zugänglich verstehen können. Es fehlt hier der Platz ? aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass man sich die Sache auch ganz anders erklären kann; man müsste sich nur ein bisschen mit Steiner befassen und ein Interesse an der Frage entwickeln, wie aus einem individualanarchistischen Philosophen mit naturwissenschaftlicher Bildung ein scheinbar durchgeknallter Wüstenprediger werden konnte.

     

    Meinen etwas länglich geratenen Kommentar möchte ich zur Abwechslung mit einem Steiner-Zitat schließen, das weniger bekannt ist als dasjenige des innerlich kochenden Negers:

     

    ?Alle wirklichen Philosophen waren Begriffskünstler. Für sie wurden die menschlichen Ideen zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche Methode zur künstlerischen Technik.?

    (R. St.: ?Die Philosophie der Freiheit?, 1894/1918)

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    Felix Hau, Redaktion www.info3.de

  • M
    Matthias

    Danke Herr Bestvater für das konkrete Zitat. Das Problem in dieser Frage besteht doch darin, dass Beschreibungen im Lesenden wertend belegt werden und zwar auf der Wertungsgrundlage rassistischer Einstellungen. Wer sich über die Zuschreibung "träumerisch" oder "passiver Seelenzustand" echauffiert, sollte bedenken, dass die Abwertung, die er dabei empfindet, aus seinem rassistischen Wertebewusstsein kommt. Es kann genausogut als Auszeichnung verstanden werden. Oder einfach wertneutral als Beschreibung. Wertneutralität ist natürlich schwierig, aber genau die Prämisse, unter der Steiner die Volkskunde vorgenommen hat. Nicht um einzelne, andere zu diffamieren, sondern um die Eigenheiten, die die Völker entwickelt haben zu beschreiben mit der Aufgabe, alle Eigenheiten in die menschliche Entwicklulng aufzunehmen: Es sei Aufgabe der Menschen, die verschiedenen Errungenschaften in einer rassenlosen Gesellschaft zu übernehmen. Das ist wesentlich weltoffener, als nur das eigene WErteschema einer WEltgesellschaft zugrunde zu legen.

  • CZ
    Christian Zimmermann

    Die Steiner Jünger müssen sich endlich konsequent von solchen Aussagen distanzieren. Diese Halbherzigkeit dieses Vertreters der Waldorfschulen zeigt nur leider zu deutlich das sie eben immer noch nicht verstanden haben. Diese Aussagen zu relativisieren und klein zu reden tut nicht gut und verschleiert nur eines : Die Rassistischen Überzeugungen die dieser Mann einst hatte. Auch wenn er sich weiter entwickelt hatte(so wie es ja immer konsequent behauptet wird) : Haben Werke mit diesen eindeutig Rassistischen Tendenzen nichts in Schulen zu suchen. Die Anthroposophen müssen sich von solchen Werken distanzieren, wenn sie die sehr guten Aspekte dieser Pädagogischen Richtung weiter leben wollen.

  • T
    Tanja

    Also, ich finde, man soll so altes Zeug nicht auf den Index stellen. Liest ja sowieso keiner.

  • Y
    Yossarian

    @ Frau Brigitte Hentschel:

    "Weltanschauung" ist ein durch die Nazis, resp. später durch die SS geprägter und durch regelmäßigen Gebrauch auch heutzutage nicht sympathischer werdender Begriff, der ist nun wirklich nicht geeignet, irgendwelchen soziokulturellen Gruppen (und seien es Anthroposophen) mehr Vorwürfe für irgendeine "nicht ganz zeitgemäße" Sprache zu machen, als irgendwem sonst in dieser teils immer noch xenophoben Gesellschaft.

    Der Begriff enthält - über seine Konnotate - die Option zur Wertung jedweden "weltanschaulichen" Gehaltes anhand gesellschaftlich anerkannter "Moral", und zwar genau _nicht_ aus Sicht des "welt anschauenden" Individuums, sondern bedingt durch und bewirkend durch Herrschaftssprache.

    Wenn ich sie wäre (deutsche Staatsbürgerin?) würde ich diesen Begriff vermeiden, es sei denn, sie beschäftigen sich wie gewisse Kirchenangstellte mit "Weltanschauungsfragen" und werden aus Steuergeldern dafür bezahlt (was aus handlungsethischer Sicht die un- oder halbreflektierte Begriffswahl bezüglich derartiger "Ämter" selbstredend noch verschlimmern dürfte). Der Rest ihres Dafürhaltens und ihre sogar aus ihrem kurzen Text erkennbare "Obrigkeitsorientierung" sowie der Vorwurf von "Rassismus", einengend verwendet zuungunsten einer einzelnen Gruppe, welche weder politische Partei noch "superfiese Geheimsekte" ist, ist so gesehen vernachlässigbar, sie sind damit wahrscheinlich wirklich "in bester Gesellschaft". Grüßen sie mir die Ministerin!

     

    @ Herrn Klaus Glatzel:

    Die Berliner TAZ ist ein Nischenblättchen, dessen Relevanz im untersten Mittelfeld bundesdeutscher Tagespresse liegen dürfte. Aber was wäre die Pressevielfalt ohne sie?

    Den Rest ihres Textes schenke ich ihnen, m.E. ähnelt das lediglich dem typisch "altlinken" Geschwurbel, dem sowieso nie was recht ist. Oh Herr, ich bitte Dich: gib uns unsere tägliche Dosis horizonteinsparendes Kleinbürgertum! Ach ja, bevor ichs vergesse: Es gibt bestimmt nicht nur "Steiner-Gefolge" unter "den" Anthroposophen. Bitte bedenken sie das, falls sie mal Zeit und Lust haben.

     

    @ Herrn Dr. Sachlich:

    Wo haben sie denn promoviert, mein Bester?

    Der typische "Zeitgeist" im dt. Kaiserreich (und im europäischen Umfeld der Zeit) wird hier

    http://preview.tinyurl.com/2y5ep7

    ausreichend angerissen. Promovieren sie doch gleich nochmal, sobald sie den Gesamtkontext einigermaßen erfaßt haben!

    Apropos, zu Herrn Hardorp: (Zitat, ihr Link: "...Vor einem Jahrhundert waren sich Europäer noch weitgehend einig, daß die westliche Zivilisation der Weißen den Kulturen der ?wilden?, meist farbigen Völker überlegen sei. Heute distanziert man sich von derartigen Gesinnungen...") der Gute scheint einigen gesellschaftlichen Konditionierungen ebenso stark aufzusitzen, wie ihre Wenigkeit. An R. Steiners individuellem Weltentwurf gibt es nämlich auch ohne den Rassismusvorwurf etc. _inhaltlich_ genug auszusetzen, aber gesinnungsehtische Versatzstücke helfen hier mit Sicherheit niemandem. Das rassistisch motivierte, allgemeine Dafürhalten vor 100 Jahren, welches sich wie auch heute im wesentlichen auf menschliche Phänotypen und deren angeblich "rassisch" bestimmte Verhaltensweisen beschränkte ("Die rosa/grüne/blaue/weisse Rasse blablabla..."), war damals genauso unsinnig, wie heute. Hardorp irrt, indem er offensichtlich meint, nach der griechischen Philosophie habe es in unserem Kulturkreis auch nur den geringsten Werte-Sprung gegeben, auch ein Steiner ist mitnichten der Quantenspringer, als den manche ihn vielleicht gerne sehen wollen. Was heute an ethischen Werten da ist, gilt, seit es erarbeitet wurde: vor mehr als 2500 Jahren. Dabei muß uns heute nicht alles Recht sein, was etwa im antiken Athen gang und gäbe war, aber es ist mit Sicherheit keineswegs "hochmütig", den Rassismus, welcher sich stets eindeutig definieren läßt, von vor 100 Jahren nebst Konsequenzen dezidiert anzuprangern und dementsprechend zum selbständigen Denken und friedlicheren Handeln aufzufordern. Das ist aber immer noch kein Grund, "die (damaligen wie heutigen) Anthroposophen" als quasi-Rassisten anzuprangern.

     

    @ Herrn Christoph:

    Wahnsinn. Das ist echt Wahnsinn. "Die Journalisten sollten endlich begreifen"... was für ein gelungener Satz. Und schon wieder der Ruf nach Herrschaftsdenke, "übergeordneter" Kontrolle in den Köpfen und vorauseilender Selbstzensur, diesmal sogar einer ganzen Berufsgruppe gegenüber: "DIE Journalisten sollten...". Schon mal was davon gehört, daß ein Journalist immer noch individuell verantwortet, was er denkt, wann er denkt, wie er es denkt, wen er damit anspricht, und wo und für wen er/sie seine Gedanken erarbeitet?

    Pressefreiheit:

    http://www.presserat.de/pressekodex.html

     

    @ Frau/Herrn R. Bestvater:

    Leider nicht ganz richtig, wenngleich ihre Idee, auf die journalistische Methodik bezogen, nicht ganz falsch ist. Die "BILD" allerdings hat sich in den letzten Jahren erstaunlich verbessert, sowohl stilistisch, als auch recherchetechnisch und inhaltlich. Die TAZ hingegen... ja, irgendwie gehört sie halt immer noch zu "Berlin". Paßt, wackelt und hat Luft.

     

    --

     

    Gruezi!

  • SG
    Sebastian Gronbach

    Zum Thema unterschiedlicher menschlicher Rassen gibt es Äußerungen Rudolf Steiners, die in der Tat problematisch sind. Während sie im Kontext der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch relativierbar erscheinen, ist es wichtig, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass diese Äußerungen heute befremdlich und teilweise auch diskriminierend wirken. Dies hat bereits im Jahr 1998 auch eine von Anthroposophen eingesetzte Fachkommission selbstkritisch eingeräumt, die zu dem Ergebnis kam, dass es bei Steiner keinen "Rassismus", wohl aber einige nach heutigen Maßstäben diskriminierend wirkende Äußerungen gibt. Diese sind zum Beispiel die Aussagen über die negativen Folgen der Lektüre von "Negerromanen" oder das angeblich "notwendige" Aussterben der Indianer.

    Diese Aussagen sind so verletzend und falsch, dass sie unter keinen Umständen und zu keinem Zeitpunkt richtig gewesen sein konnten.

     

    Entscheidend ist, dass diese zu Recht kritisierten Bemerkungen Steiners nie eine Rolle für das Werk Rudolf Steiners oder für die in den anthroposophischen Arbeitsfeldern stehenden Menschen gespielt haben und dass sie in keiner Weise für sie relevant sind.

     

    Sollte dies in einzelnen Fällen dennoch vorkommen, werden kritische Beiträge als Anreiz genommen, etwaigen Vorwürfen nachzugehen und eventuelle Fehlleistungen abzustellen. In diesem Sinne unterstützen wir jeden fairen Versuch, Anthroposophie von Diskriminierungen jeder Art frei zu halten, verwahren uns aber auch gegen pauschale Verdächtigungen. Entgegen einem verbreiteten Vorurteil ist nämlich nicht jedes Wort Rudolf Steiners für die, die sein Werk in Theorie und Praxis weiterbringen wollen, eine unantastbare Offenbarung.

     

    Selbstverständlich muss auch Steiner gegenüber die Möglichkeit von Irrtum und Fehlleistungen eingeräumt werden. Vereinzelte Fehlgriffe Rudolf Steiners sind, wie bei allen Mitmenschen, verzeihlich und mindern in keiner Weise die spirituelle und humanistische Bedeutung seines Gesamtwerkes und schon gar nicht die Integrität seiner herausragenden Persönlichkeit. Eine kritische und emanzipierte Würdigung der Person und des Werkes Steiners trägt dazu bei, dass die überwältigend positiven Anregungen aus der Anthroposophie weiterhin voll wirksam sein können.

     

    Fehlbar sind aber vor allem immer wieder einzelne Vertreter der anthroposophischen Bewegung. Wie in allen gesellschaftlichen Bereichen finden sich auch hier Dogmatiker und ewig Gestrige. Abgesehen davon bleibt festzustellen, dass Anthroposophie eine internationale, der Vielfalt der Kulturen positiv gegenüberstehende spirituelle Strömung darstellt. Sie setzt sich nachweislich seit ihrer Gründung und prinzipiell ohne Einschränkung mit aller Kraft für das Recht jedes Menschen ein, sich körperlich, seelisch und geistig ohne Rücksicht auf seine religiöse, nationale oder ethnische Herkunft nach seinen individuellen Bedürfnissen zu entfalten.

     

    Der Anthroposophie gilt diese Selbstverwirklichung als grundlegendes Menschenrecht und sie stellt zu ihrer Umsetzung zahlreiche und wirksame Hilfen zur Verfügung.

     

    Sebastian Gronbach für inmedia/info3

  • RB
    R. Bestvater

    Das Foto mit den Kindern in Zusammenhang mit dem Steiner-Zitat hat Bildzeitungsniveau!!! - Stimmungsmache durch Suggestion.

    Zum Nachdenken hier mal noch ein anderes Steiner-Zitat:

    "Ein Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit. Und wenn er in diesen sogenannten Idealen glaubt, fortschrittliche Ideale vor die Menschheit hinzustellen, so ist das die Unwahrheit. Denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen." (GA 177(Die spirituellen Hintergründe . . .), S.205

  • C
    Christoph

    Zu Dr. Sachlich:

     

    Der erste Link, den Sie empfehlen, verweist auf ein wichtiges "Dokument".

     

    Der zweite auf ein Blog, in dem diese "Dokument" u.a. zur Kenntnis genommen wurde.

     

    Ich habe nach dem Artikel, auf den Sie verlinken, sämtliche Texte dieses noch recht jungen Blogs gelesen, und kann nur sagen:

     

    Danke für diesen Hinweis.

     

    Die Journalisten sollten endlich begreifen, dass die Rhetorik von Anthroposophen wie Detlef Hardorp mehr Tücken birgt als es gemeinhin auch nur entfernt für möglich gehalten wird.

     

    Nochmals Dank, Christoph

  • DS
    Dr. Sachlich

    Die "fünf anthropologischen Grundrassen" waren auch um 1900 nicht "Zeitgeist", sondern anthroposophischer "Geist". Das sind sie bis heute in Theorie und Praxis geblieben. Auch Herr Hardorp hält daran unbeirrt fest und verweist allein auf das modernisierte Vokabular anthroposophischer "Öffentlichkeitsarbeit" und

    "pädagogischer" Vermittlung.

     

    Herr Hardorp erklärt:

     

    ?Ich folge übrigens Steiner, der später erklärte, dass der Rassenbegriff aufhören würde, eine jegliche Bedeutung zu haben.?

     

    Das ist richtig. Diese Bedeutung verliert er aber für Steiner (und für Hardorp) erst 4000 bis 8000 Jahre n. Chr., in den sogenannten sechsten und siebten ?nachatlantischen Kulturepochen? der Steinerschen Hellsichts-Zeitrechnung.

     

    Hierzu Herr Hardorp selbst:

     

    http://www.themen-der-zeit.de/content/Unzeitgemaesses_Vokabular.92.0.html

     

    Und ein Kommentar:

     

    http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/07/attacke_31.html

  • KG
    Klaus Glatzel

    Wann überdenkt die TAZ endlich die regelmäßige Anthroposophen-Plattform in Form von halbjährlichen Sonderseiten in der Wochenendausgabe?

     

    Angesichts der in dem Artikel dokumentierten steinerschen "Rassenideologie", der ebenfalls bei Steiner nachzulesenden undemokratischen Elite- und Führerkultur sowie der oftmals historisch-politisch völlig unkritischen Haltung vieler Anthroposophen gegenüber ihrem großen Vorbild ärgere ich mich jedes Mal über die Anthroposophen-Seiten in der TAZ.

  • BH
    Brigitte Hentschel

    Endlich ! Der gute Artikel zur mutigen Aktion der Ministerin.

    Eine rassistische Weltanschaung versteckt hinter wohlklingenden padagogischen Angeboten und einer Masse von unwissenden Mitarbeitern.