apocalypse now: Rudi ist entsetzt
Wohlgefällig sah Rudi, mehr denn je der Nation oberster Teamchef, auf seine locker trainierenden Mannen. Brav hatten sie gekämpft in Kiew, die Ukrainer in der Luft geradezu talibanmäßig beherrscht, wenn er mal so denken durfte – gesagt hätte er so was natürlich nie – und diesem naseweisen Schewtschenko keine Schnitte gegönnt – wenn man mal von dem bierhoffartigen Trullerball absah, den er Olli an den Fuß gestupst hatte. Und morgen, ja morgen würde man den Sack in Dortmund endgültig zumachen. Genüsslich leckte er sich die Lippen, die noch etwas wund waren, weil er am linken Pfosten festgefroren war, als er sich nachts nochmal ins Kiewer Olympiastadion geschlichen hatte, um die Stelle zu küssen, an die der Ball gleich nach Anpfiff gepatscht war. Ein stilles Lächeln stahl sich in sein Gesicht, bis er zufällig über den Zaun auf einen Nebenplatz blickte und nicht glauben konnte, was seine entsetzten Augen da sahen: Ukrainer! Und mittendrin: ein Kopfballpendel. Diese verdammten Schweine!
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