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Rote Zahlen für Güterwaggons

■ Bahnschuldenberg wächst / 30.000 neue Entlassungen

Frankfurt (AP/dpa) – Die Bahn will ihren Personalbestand von knapp 390.000 Ende Juni auf 360.000 zum Jahresende verringern. Damit werden in diesem Jahr 40.000 Mitarbeiter von Bundes- und Reichsbahn entlassen oder abgesprungen sein, wie das Unternehmen bei Vorstellung seiner Halbjahresbilanz in Frankfurt mitteilte. Die Verringerung der Belegschaft solle über Fluktuation und bei der Reichsbahn mit Abfindungen erreicht werden, hieß es. Erst in der vergangenen Woche hatte die Bahn mitgeteilt, daß 23.000 Reichsbahnmitarbeiter ein Abfindungsangebot zum vorzeitigen Ausscheiden bis Jahresende angenommen hätten.

Unterdessen rasen die deutschen Bahnen immer schneller in die roten Zahlen. Im voraussichtlich letzten Jahr ihres Bestehens als Staatsbahnen rechnet der Bundes- und Reichsbahn-Vorstand bis zum Jahresende mit mehr als 14 Milliarden DM Verlusten. Damit werde sich der Schuldenberg der beiden Bahnen auf rund 67 Milliarden DM erhöhen.

Ursachen für die rasante Fahrt des Schuldenzuges sind unter anderem die hohe Zinslast, der Ausbau des ostdeutschen Schienennetzes und der Einbruch im westdeutschen Güterverkehr. Zinsen machen nach Angaben der Bahn inzwischen rund ein Drittel des jährlichen Fehlbetrages aus. Die anhaltende Konjunkturflaute bekamen beide Unternehmen vor allem im Güterverkehr zu spüren. Die Reichsbahn konnte zwar ihren Anteil bei ihren Hauptkunden aus der Braunkohle-, Stahl- und Baustoffindustrie halten, gleichwohl sackte der Umsatz in den ersten sechs Monaten um 3,3 Prozent auf 810 Millionen Mark. Schlimmer erwischte es die Bundesbahn, die einen Einbruch von 11,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Mark verkraften mußte.

Als wichtige Umsatzsäule erwies sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres der Personenverkehr bei der Bundesbahn. Mit 5,7 Milliarden DM stieg der Umsatz beim Passagiertransport um 10,3 Prozent, wobei der Fernverkehr um 2,7 zulegte und der Nahverkehr sogar um 15,9 Prozent.

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