: Rostiges Rohr lebt
Von unserer Kontext-Redaktion↓
Endlich hatte man sich, mit viel Tamtam und Entschädigungszahlungen an Energieunternehmen in Milliardenhöhe, von der Atomkraft gelöst und den Ausstieg beschlossen – und jetzt? Jetzt wollen ausgerechnet die Grünen, die Anti-Atom-Partei schlechthin, zwei davon zu Ersatzkraftwerken gegen einen dräuenden Blackout machen. Nahezu traurig ist das.
Zumal es um die Sicherheit von Isar 2 in Bayern erst im Frühjahr einige Aufregung gab, als Gerrit Niehaus (oberster Atomaufseher von Deutschland im Bundesumweltamt) einem Isar-2-TÜV-Bericht bescheinigte, er würde „den Grundsätzen der deutschen Aufsichtspraxis widersprechen“.
Das zweite Notkraftwerk soll Neckarwestheim II werden, liebevoll „Reaktor Rostiges Rohr“ genannt, weil Umweltschutzorganisationen und Kernkraftgegner:innen befürchten, die Korrosion an über 350 Rohren in den Dampferzeugern könnte uns demnächst um die Ohren fliegen. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat keine Bedenken, seine grüne Umweltministerin Thekla Walker will immerhin noch „sicherheitstechnische Aspekte klären“. Der BUND Baden-Württemberg dagegen ist schon dabei, eine Klage zu prüfen.
Wie auch immer: Blackout oder GAU, beides Apokalypsen, beides blöd. Oder? Thomas Meier würde dem wohl nicht so pauschal zustimmen. Der Apokalypse-Experte von der Uni Heidelberg sieht nicht alle Weltuntergänge als ganz so düster an und plädiert für eine gewisse Offenheit, was nahende Enden anbelangt. „Unsere Spezies hält einiges aus und selbst in den düsteren Szenarien wird es wohl eine Handvoll Überlebende geben“, sagt er im Interview. Das ist beruhigend.
Dem Ende, sagt man ja so schön, wohnt immer ein Anfang inne. Ein Anfang könnte zumindest sein, bei der CDU eine Frauenquote einzuführen. Weil der Bundesvorstand quotenmäßig bereits einen Antrag auf Einführung für den Parteitag am Wochenende vorbereitet hat, feuern Quotengegner:innen schon wieder aus den Schützengräben. Da sitzt beispielsweise die Junge Union drin. Die keinesfalls eine Quote unterstützt. Viel lieber, schreibt die CDU-Jugend in einer Pressemeldung, hätten sie gerne „feste Anfangs- und Endzeiten bei Sitzungen“.
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