■ Rosi Rolands Bremerhavener Klatschgeschichten: Geschichten von Gisela & Jörg
Wenn man drei Flure hatte und dann nur noch zwei bekommt, hat man weniger Geld am Ende. Das ist jedenfalls bei uns so. Auf den höheren Etagen ist das anders. Als Dr. Gisela Lehrke zum Beispiel vor rund zehn Jahren Leiterin des Kulturamts in Bremerhaven wurde, war sie noch für sogenannte „Amtsstellen“ zuständig, wie das Stadtarchiv, das Historische Museum, die Stadtbibliothek und auch den beliebten Zoo am Meer. Damals war die Stelle eine A-13-Stelle, also das, was ein Studienrat auch bekommt.
Nach einigen Jahren erhielt die Leiterin dann einen Bewährungsaufstieg nach A 14, was eine Menge Holz ist, von dem unsereiner ja nur träumen kann. Und dann geschah Folgendes: Das Historische Museum wurde verselbstständigt, Stadtbibliothek und Stadtarchiv wurden eigene Ämter und der Zoo am Meer wurde eine GmbH. Damit verlor die Kulturamtsleiterin eine Menge ihrer Aufgaben.
Flure weg, weniger Geld? Nicht so bei Frau Gisela. Im Sommer diesen Jahres tauchte ihre Stelle nämlich plötzlich auf der Beförderungsliste nach A 15 auf. Da waren einige Leute schon überrascht, sogar der zuständige Stadtrat und Dezernent Prof. Dr. Wolfgang Weiss. Der wunderte sich, dass es plötzlich an dieser Stelle mehr Geld für Kultur geben sollte. Der Magistratsdirektor aber sagte, das sei bei der Frau „politisch so gewollt“. Der Dezernent hörte sich bei den Fraktionen um, wer da was gewollt hat, fand aber keine Antwort. Als nun in der Sitzung des richtigen Ausschusses der Stellenplan für das neue Haushaltsjahr beschlossen wurde, war die Anhebung der Stelle der Kulturamtsleiterin dabei. Jetzt wird die Frau also Kulturdirektorin und erhält ein Gehalt nach A 15. Das hat jetzt ein bißchen Kopf-schütteln bewirkt, vor allem deshalb, weil die Amtsleiterin sich gerade für einige Monate hat beurlauben lassen, damit sie ein Buch über Lale Andersen schreiben kann. Und genau während dieser Beurlaubung wurde eine Fachfrau eingestellt, die die Neuordnung der Kulturverwaltung betreiben soll, bei der he-rauskommen kann, dass das Kulturamt ganz überflüssig wird.
Das Rätselraten über die wundersame Beförderung ist allenthalben. Die einen erklären es damit, dass bald Weihnachten ist. Andere sagen, dass der Personaldezernent ein besonderes Interesse an der Beförderung hatte. Wer Personaldezernent ist? Na, das ist doch der Oberbürgermeister Jörg Schulz ...
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