■ Rosi Rolands Bremer Klatsch-Geschichten: Ich, Jens A. Eckhoff
Die Bremer CDU-Fraktion ist auf großer Fahrt. Der Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff, ein „Amerika-Fan“, hat auf seiner Landkarte kleine Fähnchen aufgesteckt an den Orten der USA, die er schon „kennt“. Wenn er sich über den Provinzialismus seiner Bremer CDU ärgert, und das kommt vor, dann bläst er kräftig in den Fahnen-Wald.
Um seinen Parteifreunden einmal die große weite Welt zu zeigen, hat er sie zu einer USA-Rundreise überredet. Heute zum Beispiel ist Boston dran, da war das Fähnchen schon, Eckhoff kennt sich aus: Da gibt es einen Technologiepark an der Autobahn, zum Beispiel.
Wer gedacht hatte, bei dieser Chance, die Quellen von Eckhoffs Bildungserlebnissen mit eigenen Augen schauen zu dürfen, sei die gesamte Fraktion wie ein Mann im Flugzeug, der irrt. Knapp die Häfte der Gruppe sagte ab, ist nicht mit dabei, und wird in den nächsten Monaten schweigen müssen, wenn der Vorsitzende sagt: Ihr wisst ja, wir haben das ja in Amerika gesehen ...
Warum so viele nicht mitgefahren sind? Naja, darüber spricht man nicht. Der Rolf Herdehorst, der Polizist in der CDU-Fraktion, der fährt bei sowas sowieso nicht mit. Fahren die nicht links in Amerika, diese Chaoten? Irgendwas war da doch, da gibt es nichts abzugucken. Ralff Hubertus Borttscheller fährt natürlich bei sowas auch nicht mit. Weil er nicht gerufen wurde, als jetzt der Posten des Innensenators frei wurde? Nee, mehr eigentlich, weil kein Freiraum für den Besuch auf Golfplätzen ist im engen Programm des Vorsitzenden. Denn um dem Vorwurf zu entgegen, das sei ja eine Lust-Reise, joggt Eckhoff mit seiner Truppe regelrecht durch „Amerika“.
Und dafür soll jeder Abgeordnete noch 3.000 Mark Eigenbeitrag zahlen, um sich dann im Doppelzimmer wiederzufinden. Wir sind doch alles christliche Brüder, alles Parteifreunde, fand Eckhoff offenbar, was spricht gegen Doppelzimmer? Er selbst hat aber keinen Freund in der Fraktion, er buchte Einzelzimmer – und zahlt kräftig drauf dafür. Nun hat nicht jeder die dreifache Diät wie der große Vorsitzende, 3.000 Mark für Doppelzimmer war einigen doch recht happig. Und dann über Pfingsten wegfahren...
Es gab auch ganz private Gründe, nicht mitzufahren. Anders gesagt: Nicht alle, die nicht mitfahren wollten, sind eingefleischte Jens-Amerika-Eckhoff-Gegner. Beruhigend, findet Ihre Rosi Roland
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