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Archiv-Artikel

Rosi Rolands Bremer Geschichten Leberwürste im Purpurmantel

„Det is ja tiefstet Hinterland bei Euch, wa“, sagt doch neulich meine Freundin aus der Hauptstadt zu mir. Unverschämtheit, sag ich zu ihr, nur weil du für jeden Weg mindestens ’ne Stunde brauchst, dein Chef immer unfreundlich ist und der Busfahrer auch und du nie und nimmer Bekannte auf der Straße triffst. Da war sie erstmal still.

Aber als ich am nächsten Tag dann wieder zur Arbeit war, da musste ich doch dran denken, an den Spruch vom Hinterland und an der Provinz. Da rannten sie nämlich herum wie die aufgescheuchten Hühner bei Radio Bremen. Na gut, nicht alle, ein paar haben auch bloß lässig gegrinst.

Die SPD hatte nämlich buten un binnen, das gute alte bubi, aus ihrem Presseverteiler gekickt. Muss man sich mal reinziehen, von wegen Hinterland: Die größte Partei des kleinsten Bundeslandes schießt die einzigen TV-Regionalnachrichten aus ihrer Adressliste. Schon peinlich, oder? Hab ich übrigens meiner Freundin nicht erzählt, einmal Hinterland reicht mir.

Es soll ja auch einen Anlass für diese eigentümliche SPD-Aktion gegeben haben: bubi habe irgendein Sitzungszeugs vermeldet, aber ohne die dröhnenden Wir-sind-die-Größten-Kommentare der SPD, mit denen die Meldung garniert war. Dumm nur, dass die SPD nun die einzige Quelle dieser Meldung war und fand, dafür solle sie auch lobend erwähnt werden. So gestatteten sich die Sozen, richtig fett beleidigt zu sein. Und kickten bubi raus. Passt ja. Leberwürste sind auch rot. Na gut, rosa-rot.

Aber Purpurmäntel sind richtig rot. Purpurrot.

Weniger purpur-, mehr puterrot waren dann erstmal SPD-Böhrnsen und bubi-Chef Meyer, zwischen denen es heftig hin und her ging.

Hätte mir nicht einer der RB-Granden die Tür vor der Nase zugeknallt, dann hätte ich auch mehr mitgekriegt von dem Ärger, den es zwischen Meyer und SPD-Pressemann Werner Alfke, Ex-Radio-Bremen-Mitarbeiter, einst gegeben haben soll und der den Jahresendkonflikt wohl noch lecker verschärft hat.

Dann hatte die SPD ihr geselliges Weihnachtskegeln, und der echt gesellige bubi-Abgesandte war nicht dabei – wie blöd, hat sich wohl nicht getraut. Aber da war der SPD schon lang klar, dass sie irgendwie Mist gebaut hat. „Das kriegen wir wieder hin“, raunten da die geselligen Genossen Richtung Landessender.

Doch nun könnte ja – ick lach mir scheckich, täte meine Berlin-Freundin sagen und: Sowat kommt von sowat – nun könnte ja also ein Steinchen aus der hiesigen Sozenkrone bröseln, gäbe man die Überreaktion zu.

Was also tun? Am besten den Presseverteiler aktualisieren, muss eh mal passieren, also die ganze Presselandschaft nochmal nach ihren Adressen, Fax und Mail usw. fragen. Alle fragen heißt auch bubi fragen, und damit sind sie wieder drin im SPD-Presseverteiler, die Kollegen vom Fernsehen.

Über so ’ne Nummer würden in Berlin viel mehr Leute lachen. Hat auch was Gutes, die Provinz, fand schon immer

Ihre Rosi Roland