■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Schule im Wonnemonat
Nun ist er vorbei, der schöne Monat Mai. „Beliebt bei Schülern und natürlich auch bei Lehrern ob der vielen Feiertage“, schrieb der Leiter des Gymnasiums Kippenberg zu Beginn des Wonnemonats an Eltern und Schüler. Eben aus diesem Grunde entlocke der Blick auf den Kalender bei Arbeitgebern - offenbar sind das die Lehrer nicht - „ein mehr oder weniger ernst gemeintes und begründetes Stöhnen“. Der Feiertagsplan am Kippenberg aus der Sicht des Schulleiters, wörtlich:
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„ 29. April Schriftliches Abitur, Wandertag für einige Klassen von wegen der Notwendigkeit, die nötige Zahl ruhiger und ausreichend großer Prüfungsräume zu bekommen. Ab der 3. Stunde Personalversammlung für alle Lehrkräfte zum Thema Arbeitszeit-Erhöhung.
30. April: Schriftliches Abitur, Wandertag siehe oben. Aufruf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu einem Lehrerstreik mit noch ungewissen Auswirkungen.
1. Mai Feiertag
2. Mai Schriftliches Abitur, verkürzter Unterricht für zahlreiche Klassen... (...)
5. Mai Mündliches Abitur, kein Unterricht für die Klassen 5-12
7. Mai Mündliches Abitur; verkürzter Unterricht für zahlreiche Klassen...
8. Mai Himmelfahrt
9. Mai Beweglicher Feiertag (von der Schulkonferenz vor ca. 1 Jahr festgelegt)
14. Mai Schulinterne Lehrerfortbildung zum Thema Auswirkungen der Arbeitszeiterhöhung für Lehrer auf die Qualität von Schule und Unterricht (vorbehaltlich der Zustimmung der Schulkonferenz, die am 5. Mai tagt)
20.-23. Mai Pfingstferien.
Soweit unsere Vorschau auf den Wonnemonat, der Sie hoffentlich positiver Seiten abgewinnen können“, schließt das Schreiben des Schulleiters an die Eltern.
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Natürlich stimmte die Schulkonferenz auch der Fortbildung zu. Heute geht somit die einzige Mai-Woche zu Ende, in der an der Schule normal unterichtet wurde. Unter den so angesprochenen Eltern war auch Innensenator Ralf Borttscheller. Der steckte das Schreiben des Schulleiters gleich vertraulich der Senatorin zu – er konnte dem Sachverhalt überhaupt keine positiven Seiten abgewinnen. Was er vor allem nicht verstand: daß Lehrer, wenn sie innerhalb ihrer bezahlten Arbeitszeit mehr unterrichten sollen, von „Arbeitszeiterhöhung“sprechen. Der Mann hat eben keinen Humor, findet
Rosi Roland
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