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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenHau die Tine

„Doofe Zicke“ oder „blöde Kuh“ – so ganz genau können sich unsere Gewährsleute nicht erinnern. Aber jedenfalls so geht es zu, wenn Senatorens gemütlich beieinandersitzen. Ort der Handlung: Rathaus. Zeit: Dienstag morgen vor der Senatssitzung, bei der informellen Frühstücksrunde, der Marmelade wegen „Schwartauer Kreis“ genannt. Handelnde Personen: Scherf himself und Sozialundsoweiter-Senatorin Tine Wischer.

Wischer hat es nicht leicht mit Scherf, insbesondere, wenn es um die BEB geht. Seitdem der ausposaunt hat, die müßten jetzt verhökert werden und Müllgebührenerhöhung kommen nicht in die Tüte – seitdem knallt und kracht es heftig zwischen ihm und Wischer. Zuerst hat Scherf, wie das seine Art ist, fröhlich lächeld Tine Wischer vor der Bürgerschaft „hoch und heilig versprochen, daß sie die Federführung in der Sache hat“. Und alle drumrum haben sich gekrümmt: Wie eklig nett, der zuständigen Senatorin die Zuständigkeit zuzugestehen. Und nun der Anschiß.

Den gab es, weil Tine Wischer am Montag gegen den Koalitionsauschuß gewettert hatte. Der hatte nämlich am Wochenende den Verkauf der BEB an die Stadtwerke beschlossen, so mir nichts, Dir nichts. Und am Sonntag nachmittag hatte Scherf Wischer per Telefon aus der Dusche geklingelt: „Du, Tine, wir haben da was beschlossen.“

Jetzt spekuliert die halbe SPD und die ganze Fraktion, was den Scherf da reitet, das Spielchen „Hau die Tine“ zu spielen. Version eins: Hinter dem BEB-Stadtwerke-Coup steckt eigentlich Klaus Wedemeier. Der wird von der VEBACOM bezahlt, die VEBA ist an den Stadtwerken beteiligt, und die VEBA steigt gerade in den Entsorgungsmarkt ein. Da ist Wischer im Weg.

Version zwei: Scherf wird langsam nervös, weil ihm erstens die Partei bei seinem Müllgebühren-Populismus nicht mehr folgen will, weil zweitens täglich deutlicher wird, daß seine Huihui-Verkaufspläne schlicht nicht gehen. Zuerst ist die CDU von dem Wochenend-Beschluß abgerückt, und gestern dann auch SPD-Fraktionschef Christian Weber. „Die Äußerungen von Scherf waren voreilig, das hat zur Verwirrung im Umweltressort geführt.“ Und weil Scherf ein Näschen dafür hat, wenn ihm die Fußtruppen weglaufen, drischt er schnell auf die nächststehende Konkurrentin ein. Motto: Je kleiner die Konkurrenz, desto größer ich selbst. Wie lange die sich das wohl noch gefallen lassen wird, fragt sich Ihre Rosi Roland

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