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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenDer Niederflur-Staatsrat

Günther Niederbremer ist ein armer Mann. Da wurde er zu Beginn der Legislaturperiode vom einfachen CDU-Abgeordneten zum Staatsrat für Europafragen befördert, und seitdem wird er nur geprügelt. Seit dem Sommer steht er fast ohne Mitarbeiter da, sein Vorgesetzter, Wirtschaftssenator Hartmut Perschau, erzählt frank und frei, Niederbremer sei sowieso unnütz, wenn es um wichtige Gespräche auf EU-Ebene geht, die böse Presse zieht nur über ihn her, und nun wird auch noch Hohn und Spott über ihm ausgegossen. Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller erzählt nämlich gern und oft das schöne Bonmot vom „Niederflur-Staatsrat“ Niederbremer: vereinfachter Einstieg, aber dann geht der Lift nicht.

Haller ist eh bekannt für die muntere Lebenshaltung „ist mir doch egal, wer unter mir als Senator arbeitet“, logisch, daß er da keinen anderen Staatsrat neben sich duldet. Und sowieso wäre das nicht die erste Regierung, in der Haller arbeitet, gegen die er aber hintenrum heftig und erfolgreich stänkert. Die Ampel hat er schon kaputt- und seinen früheren Vorgesetzten Claus Jäger aus dem Amt intrigiert, als er bei der Gründung der AfB graue Eminenz spielte und deren Programm in wesentlichen Punkten mitschrieb. Armer Niederbremer, gegen diesen taktischen Vollprofi ist er eben doch nur Kreisklasse.

Die Sache mit Europa wäre ja für Niederbremer nicht so schlimm, wenn wenigstens die Funktion klappen würde, für die Niederbremer eigentlich in die Staatsräte-Position berufen worden ist. Vor allem sollte er nämlich den Aufpasser der Partei und Fraktion in der Regierung spielen, sozusagen den politischen Anstandswauwau. Nur darf er mittlerweile nicht mal mehr Wuff sagen, weil ein anderer den christdemokratischen Hofhüter spielt: Johannes Beermann, der Chef der Senatskommission für das Personalwesen. Der war früher der Kettenhund vom CDU-Generalsekretär Peter Hinze, und das nicht ohne Erfolg. Jedem der's nicht hören will erzählt Beermann stolz, daß er himself der Erfinder der glorreichen „Rote-Socken-Kampagne“ war. So hat der Mann den heißen Draht zur Bonner Parteizentrale. Niederbremer: komplett kaltgestellt

Was wird bloß aus dem Mann, der so gar nichts mehr ist? Da fällt einigen in der CDU aber was ein. Es gibt nämlich innerhalb der Fraktion eine Combo, die vor allem den Bausenator Bernd Schulte loswerden will, weil der nicht so ganz spurt, wie er soll. Jens Eckhoff, oberster Jungunionist und Handballmanager ohne Fortune, braucht unbedingt einen Job und Geld, und stänkert deshalb gegen Schulte. Dieter Focke, baupolitischer Sprecher der CDU, wohnt in Borgfeld, ist deshalb gegen die geplante Hollerland-Schnellstraße und damit auch gegen Schulte. Und Niederbremer braucht Trost und Zuspruch. Eine echte Negativ-Koalition. Den Schulte kriegt man auf den ersten Rutsch nicht los, aber vielleicht seinen Staatsrat, den weithin unbekannten Johannes Baltes. Baustaatsrat, das wäre doch was für den armen Niederflur-Staatsrat, findet Niederbremer. Baustaatsrat, noch besser Senator, das wäre doch wass für den armen Eckhoff, findet Eckhoff. Einen Baustaatsrat oder Senator stürzen und neu küren, das wäre doch was für mich, findet Focke. Und der nächste Krawall ist vorprogrammiert. Demnächst in Ihrem Theater, Ihre

Rosi Roland

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