■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Frensels Posten und Pöstchen
Wie eine Spinne sitzt der alte Bezirks-Fürst der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG), der Hartmut Frensel, momentan auf seinem Prokuristensessel. Jetzt zieht er die Fäden bei der Gebäudemanagement-Tochter der Stadtwerke. Über seine Vergangenheit redet er gar nicht mehr viel. Die Gewerkschaftszeiten sind vorbei, hat er ja zu seinem Abschied gesagt. Jetzt komme ein neuer Lebensabschnitt – bei den Stadtwerken, hieß es. Das stimmt leider nicht. Der Frensel Hartmut setzt seine Gewerkschafts-Vergangenheit momentan höchst profitabel um.
Da trifft es sich gut, daß er damals für die DAG im Aufsichtsrat der Stadtwerke saß. Das tut er nämlich immer noch und beaufsichtigt sich jetzt selbst. Schließlich ist das Mandat für die Beschäftigten personenbezogen. Drum kann ihn keiner zwingen, abzutreten. Außerdem ist er immer sofort toll informiert, wenn der Aufsichtsrat mal was übers Gebäudemanagement wissen will, was der Prokurist gar nicht wissen soll. Dafür ist ein Aufsichtsgremium da. Und wenn das nicht aufpaßt, passiert dasselbe wie beim Vulkan.
Den Hartmut Frensel stört das nicht. Schon gar nicht, weil sich doch im Moment sein zweites Aufsichtsratspöstchen so gewinnbringend einsetzen läßt. Über die DAG ist er einst bei der Aufsicht von STN Atlas Elektronik gelandet. Und jetzt wittert der Herr Frensel das große Geschäft, seit der neue STN-Boß mit eisernem Besen kehrt. Als einem der ersten serviert der ihm die neue Unternehmensstrategie sozusagen auf dem Silbertablett. Alles was der STN-Chef Krischer billig an andere Firmen auslagert, kann sich Prokurist Frensel für sein Gebäudemanagement unter den Nagel reißen. Schließlich will er nicht immer nur Mieten eintreiben und Fenster putzen. Außerdem kann er dann oben bei den Stadtwerken den Zampano spielen.
Was der ex-glühende Gewerkschaftsmensch inzwischen völlig vergessen hat, daß sind die Angestellten. Die sind total sauer auf ihren alten Hartmut. Eigentlich soll der ja ihre Interessen vertreten. Und jetzt, wo es ihnen schlecht geht wegen dem neuen Chef, da werden sie auch noch vom Prokuristen Hartmut über den Tisch gezogen. Der schachert lieber fleißig mit um seine Posten und Pöstchen. So, wie's beim Vulkan war.
Und was macht die DAG dagegen? Sind doch deren Aufsichtsratjobs. Aber die sitzen nur dumm im Gewerkschaftshaus rum anstatt dem Ex-Kollegen mal den Marsch zu blasen, findet Ihre Rosi Roland
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