■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Scherf for President
Eigentlich hat der Wechsel des CDU-Abgeordneten Uwe Siefert zur AfB überhaupt nichts bewirkt. Zwar sitzt der gute Herr Siefert jetzt nicht mehr auf einem aussichtslosen CDU-Listenplatz Nummer 35. Dafür steigt er jetzt mit der AfB in den Wahlkampfring. Wenn das nicht aussichtslos ist!
Aber wer weiß – vielleicht hat sich der Herr Siefert in Wirklichkeit klammheimlich auf die Seite der SPD geschlagen. Vielleicht haben ihm eine Handvoll Spitzengenossen einen kongenialen Deal angeboten, der den ganzen Wahlkampf auf den Kopf stellt. Nämlich dann, wenn die Sozis kapieren, was der Herr Siefert mit seinem Wechsel zur AfB angerichtet hat.
Das ganze Parteien-Gefüge in der großkopferten Koalition hat er verschoben. Daß die Opposition gestärkt wurde, ist wurscht. Aber daß jetzt die SPD wieder mit einer Stimme vor der CDU liegt – das hätte der Herr Siefert genauer bedenken müssen. Was das alles für Konsequenzen haben kann. Fangen wir doch mal im Kleinen an. Endlich kann der SPD-Fraktionschef Herr Weber zu Recht von der taz fordern, über die SPD-CDU-Koalition zu schreiben und nicht umgekehrt. Aber das ist wirklich marginal. Schlimmere Sorgen muß man sich da schon um die Zukunft von CDU-Bürgerschaftspräsident Reinhard Metz machen. Der Chefbimmler im Parlament müßte jetzt eigentlich von seinem Stellvertreter Claus Dittbrenner abgelöst werden. Schließlich stellt die stärkste Fraktion von jeher den Präsidenten – auch wenn das zur Zeit alle dementieren.
Trotzdem wäre das die ideale Lösung, den Herrn Dittbrenner noch einmal mit erklecklichen Pensionsansprüchen zu versorgen, damit er nicht auf die Idee kommt, tatsächlich sein rotes Parteibuch als Entree zu benutzen, um Geschäftsführer bei der Bremischen zu werden. Dafür ist er nämlich überhaupt gar kein kleines bißchen nicht geeignet.
Darum kann dann der Herr Dittbrenner besser mit Präsidentenbezügen aufs Altenteil gehen. Und der Herr Siefert wechselt (wie heimlich abgesprochen?) in der nächsten Legislaturperiode als stellvertretender Bürgerschaftsboß zur SPD.
Fragt sich nur, wer die ganzen Präsidentenstühle in dieser Stadt übernehmen soll. Am besten dafür geeignet wäre Henning Scherf. Der ist schon Präsident des Senats, als Justizsenator Chef des Senatspräsidenten und da die Gewaltenteilung in Bremen bald ohnehin zu teuer ist, soll Henning auch Bürgerschaft und Bremische übernehmen,
findet Ihre Rosi Roland.
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