piwik no script img

■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenSpezis durchboxen bei RB

Neue Besen kehren gut. Das hat sich dem Vernehmen nach die Programmdirektorin bei Radio Bremen, Claudia Schreiner, gedacht. Die Autorin des Buches „Wenn Frauen zu viel arbeiten“ will zwei wichtige Stellen im Sender besetzen. „Leiter zentrale Programmkoordination“ heißt die eine, die andere ist mit dem Kurzwort „Nachrichtenchef“ überschrieben.

Stellenbesetzungen machen viel Arbeit. Sogar so viel Arbeit, dass man im Sender über sie erzählt, sie komme zu gar nichts anderem mehr. Claudia Schreiner möchte diese beiden hoch dotierten Stellen, die im Gegensatz zu ihrer eigenen sogar auf Lebenszeit gelten sollen, gern mit Vertrauten von außen besetzen. Zwei Kollegen von ihrem letzten Arbeitgeber, dem Mitteldeutschen Rundfunk (mdr), möchte sie gerne nach Bremen holen, heißt es. Und das sorgt für böses Blut im Sender.

Radio Bremen muss bis 2005 rund 50 Millionen Mark einsparen. Das ist mehr als ein Viertel des Etats. Über 200 Stellen wurden und werden abgebaut, wie es auf Neudeutsch heißt. Zwar hat Intendant Heinz Glässgen noch keine MitarbeiterInnen entlassen müssen. Doch monatelang waren die KollegInnen bei Radio Bremen über die Zukunft ihrer Programme, Sendungen und Steckenpferdchen so sehr im Ungewissen, dass sich viele auf eigene Initiative nach einem neuen Arbeitsplatz umsahen. Und die Ungewissheit hält noch an.

Trotzdem sind noch Menschen da. Das beweist das tägliche Radio- und Fernsehprogramm. Und von diesen Dagebliebenen können sich einige gut vorstellen, die Jobs als LeiterIn der Programmkoordination und als NachrichtenchefIn selbst zu machen. Es gab also interne Bewerbungen von Leuten, die sich nicht nur selbst für geeignet halten. Auch andere denken so. Andererseits: Einer der Bewerber soll bei einer ARD-Sitzung einmal eingeschlafen sein. Das kommt gar nicht gut an und klebt an einem wie Hundescheiße. Jedenfalls gab es schon Absagen für interne Bewerbungen. „Die Schreiner will doch nur ihre Spezis durchboxen“, erzählt man sich.

Wie es der Zufall will, hat der Personalrat vor ein paar Wochen einen Initiativantrag für einen Einstellungsstopp von MitarbeiterInnen, die nicht schon bei Radio Bremen arbeiten, gestellt. In der nächsten Woche muss das Direktorium dazu Stellung nehmen. „Da gibt es bestimmt eine Ausnahmeregelung“, erzählt man sich.

So ganz kann ich den Argwohn nicht verstehen. Denn meiner Meinung nach sind interne Besetzungen auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Für die Leitung des Politikbereiches des neuen Programms „Bremen Eins“ gilt ein Kandidat als aussichtsreich, der gar nicht findet, dass neue Besen gut kehren. Er hat in einer Berufsverbandszeitschrift mal einen wüsten Text über Leute veröffentlicht, die von Zeitungen und Privatradios zu den Öffentlich-rechtlichen Sendern kommen und das Niveau verflachen. Auch das hat böses Blut gegeben. Und es gibt KollegInnen, die unter dem nie arbeiten würden.

So ist es fast egal, ob die Besen neu sind oder alt. Denn Stellenbesetzungen machen wirklich viel Arbeit, seufzt

Ihre Rosi Roland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen