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Rosa Löwen in Alsterdorf

■ Badminton: Schwul-lesbisches Turnier von „Startschuß“

Kennen Sie Alan Budi Kusuma? Oder vielleicht Susi Susanti und Kim Moon-so? Allesamt waren sie 1992 die ersten Olympiasieger in einer Disziplin, die hierzulande sukzessive zum Volkssport konvertiert. Die Sportart heißt Badminton, kommt ursprünglich aus Indien und hat in Deutschland vier Millionen Anhänger. Auch einige bei Startschuß, Hamburgs einzigem schwul-lesbischen Sportverein, der am Wochenende das zweite Internationale schwul-lesbische Badmintonturnier mit 250 TeilnehmerInnen durchführte.

Aufgrund der zahlreichen Sponsoren konnte im Einvernehmen mit der Stadt die Alsterdorfer Sporthalle angemietet werden, merkte Organisator Jens Vietmayer positiv an. Der Vorstand von Startschuß wertete dies euphorisch als „Anerkennung aller schwul-lesbischen Aktivitäten durch offizielle Stellen“. Und Bürgermeister Henning Voscherau schwadronierte dann auch in einem Grußwort von „mehr Offenheit gegenüber Homosexuellen in einer weltoffenen Stadt, in der Toleranz groß geschrieben wird“ – nicht ganz ohne Fingerzeig von Seiten der Schwusos, wie ein Mitarbeiter der schwul-lesbischen TV-Sendung Q-Mag mutmaßte. AIDS-Hilfe-Projekte wie das „Hamburger Leuchtfeuer“ und „big spender“ waren ebenso mit Info-Ständen von der Partie, wie auch ein Tischchen von den Grünen.

Als Sportveranstaltung geplant, bot das Meeting von Teams wie den Leipziger „Rosa Löwen“ oder der Saarbrücker „Schwubasaar“ für viele Homosexuelle auch die Möglichkeit, auf internationaler Ebene Kontakte zu knüpfen und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. „Startschuß ist ein ganz normaler Sportverein“, stellt Vietmayer klar, aber sei für einige der 350 Mitglieder auch eine „kommunikative Einrichtung“ und insbesondere eine „erste Anlaufstelle, um ihr coming-out zu erleben“, so der 32jährige Werbekaufmann.

„Badminton ist leicht zu lernen. Anders als beim Tennis hat man hier relativ schnell Erfolgserlebnisse“, meint Vietmayer auf die Frage nach der Wahl der Sportart ganz pragmatisch. Nach Volleyball stellt Badminton mit 90 Aktiven die zweitgrößte Sparte bei Startschuß, das neben Selbstverteidigung und Fußball auch Sport für HIV-Positive anbietet.

Martin Golob

Mittwoch um 21.25 Uhr berichtet Q-Mag im Offenen Kanal (TV)

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