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■ Rollstuhlmarathon„Faszinierend wie ein Wagenrennen“

Hans-Jürgen Friese, 60 Jahre, Rentner

Ich finde, man sollte den Rollstuhlmarathon getrennt vom Laufmarathon veranstalten. Das paßt einfach nicht ganz zusammen. Das sind zwei verschiedene Sachen. Und daß bei den Rollstuhlfahrern auch Menschen mitfahren, die gar nicht behindert sind, gehört sich nicht. Wenn ich nicht behindert bin, kann ich keinen Rollstuhl in Anspruch nehmen. Das ist geschmacklos.

Thomas Grünberg, 20 Jahre, Student

So ein Marathon ist was für Fitneßfanatiker und Masochisten. Also nichts für mich. Aber der Rollstuhlmarathon ist ein gutes Beispiel für Integration. Auch daß da Gesunde im Rollstuhl mitfahren, ist okay und eine vernünftige Lösung. Im Rollstuhl sind die 42 Kilometer wahrscheinlich auch einfach nicht so anstrengend. Die wollen die Behinderten doch nicht verarschen.

Christine Schütze, 33 Jahre, Diplomkauffrau

Wenn sich ein Nichtbehinderter in den Rollstuhl hockt und da mitfährt: Bitte sehr, wenn er sich das antun will. Aber vielleicht muß bei so jemand eine Schraube fehlen, damit man auf so eine Idee kommt. Gottseidank sind die Behinderten ja im Vorteil. Die sind sicher routinierter, weil die ja jeden Tag mit ihrem Rollstuhl rumfahren müssen. Deshalb soll auch ein Behinderter den Rollstuhlmarathon gewinnen.

Kai Burmeister, 17 Jahre, Schüler

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Leute einfach so mitrennen, um am Ende knülle zu sein. Aber vielleicht sind wir ein Volk von Athleten. Ein Marathon sollte irgendeine Botschaft haben. So wie der Behindertenmarathon. Aber bitte dann nur mit wirklich Behinderten. Denn wenn ich als Rollstuhlfahrer sehe, daß da einer nur aus Jux im Rollstuhl sitzt, käme ich mir verarscht vor.

Marianne Lenz, 76 Jahre, Rentnerin

Der Rollstuhlmarathon gehört genauso wie der normale Marathon dazu. Und bei einem so großen Marathon können die Behinderten dann zeigen, wieviel sie können, wie die anderen auch. Aber wenn sich da Nichtbehinderte in den Rollstuhl setzen und mitfahren, ist das nicht in Ordnung. Die können doch froh sein, daß sie nicht behindert sind. Das ist diskriminierend für die Rollstuhlfahrer.

Carsten Strauß, 20 Jahre, Rundfunkpraktikant

Ich habe selbst bei der Behinderten-Leichtathletik-Weltmeisterschaft mitgearbeitet. Leider war da die Medienpräsenz nicht sehr groß. Ich finde das eine Supersache, wie Behinderte Leistungssport machen. Das ist faszinierend, besonders bei den Rollis. Das hat fast etwas von einem Wagenrennen. Wenn da einer bei so einem Marathon gewinnt, ist das für den, als ob er fliegen kann.

Umfrage: Adrian Prechtel

Fotos: Boris Geilert / G.A.F.F.

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