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Robotron-Arbeiter erzwangen Sozialplan

■ Mit einer Besetzung des Betriebes erreichten die Chemnitzer eine Unterschrift ihres Betriebsdirektors

Berlin (ap) - Rund 4.000 Arbeiter des DDR -Computerherstellers Robotron haben im Buchungsmaschinenwerk Chemnitz mit der Drohung, den Werkshof zu besetzen, die Unterschrift des Betriebsdirektors unter einen Sozialplan erzwungen. Betriebsdirektor Dieter Gertler unterschrieb nach einem Bericht der DDR-Nachrichtenagentur 'adn‘ am Montag den Plan. Gertler habe aber seine Auffassung bekräftigt, daß der Plan eine Finanzierungslücke von 13 Millionen Mark aufreiße.

In dem Bericht ist von der „wohl dramatischsten Betriebsversammlung“ in der Geschichte des Werks die Rede. Die Arbeiter versammelten sich im Hof, weil Gertler sich in der Vergangenheit wiederholt geweigert habe, dem mit der Gewerkschaft ausgearbeiteten Sozialplan zuzustimmen. Mit dem Programm sollen Abfindungssummen für zu entlassende Arbeiter sichergestellt werden, andere Beschäftigtengruppen sollen durch den Plan ihren Arbeitsplatz behalten können.

Die Geschäftsführung des Betriebes, der von Juli an eine Aktiengesellschaft werden solle, habe ein langfristiges Sanierungsprogramm ausgearbeitet, worauf Gertler auch während der Konfrontation mit den Arbeitern verwiesen habe, hieß es in der Meldung von 'adn‘. Die Arbeiter wollten aber wissen, wie es mit ihnen in den nächsten Wochen weitergehen solle. Nach der Drohung der Beschäftigten, den Hof bis zur Unterschrift unter den Sozialplan zu besetzen, habe Gertler nach einer kurzen Konferenz mit der Geschäftsleitung eingelenkt und den Sozialplan unterzeichnet, berichtete 'adn‘.

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