■ Robbie ist weg: Hilfe! Erwachsene!
Wenn die Erwachsenen von heute nicht mehr weiterwissen, greifen sie für gewöhnlich zu Meyers Enzyklopädie. Die Jugend, heißt es dort, sei eine physische und psychische Altersstufe zwischen Kindheit und Erwachsensein, beginnend mit der Geschlechtsreife und endend mit der Übernahme voll verantwortlicher gesellschaftlicher Erwachsenenrollen. Schüttel!
Wenn die Jugend nicht mehr weiterweiß, dachte sich die Senatsverwaltung für Jugend und Familie, greift sie, anders als bei der Pleite mit dem Zeugnistelefon, womöglich zum Telefonhörer. Gedacht, getan. Kaum hatte Robbie von Take That die Seinen verlassen, hatte der Senat eine Leitung frei, als hätte ein ausgeklüngelter Katastrophenplan („Operation Juve“) schon monatelang in der Schublade gelegen. Unter der 26542654 darf nun ein Amtsschimmel Doktor Sommer spielen. Doppelt Schüttel!
Daß der Jugend, dem unbekannten Wesen, geholfen werden muß, stand erst neulich wieder in einer Titelstory im Spiegel. Aufgeschreckte Erwachsene dokumentierten anschließend in Leserbriefen den Stand an Zivilisiertheit. „Wenn es uns nicht mehr gelingt, die Jugend mit Visionen zu füllen“, schreibt da einer, „wird sie verdorren wie Blumen auf steinigem Acker.“ Schüttelschüttelschüttel!
Will man die Erwachsenen von heute verstehen, bleiben bloß Vermutungen. Die Adoleszenz als Projektionsfläche für eigene Verlustzonen? Frust als Ventil fürs Helfersyndrom? Welcher unserer Träume ist wahr geworden? Habe ich Irene Sheer geheiratet oder einen Briefwechsel mit den Bay City Rollers zu hinterlassen? Hier besteht Aufklärungsbedarf! Junger Aust, Doktor Biolek, Opa Böhme, hören und helfen Sie! Uwe Rada
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