a última verdade : Robbe Rooney
Zwischen den Spielen geht er ein paar Liter dickflüssiges Ale trinken, davon ist er mit der Muttermilch abhängig geworden
Diesmal ist ja der Ball schuld, wenn mal etwas nicht so ausgeht, wie man es erwartet hatte. Denn der neue Roteiro, das hatten ein paar Spieler vorher durchsickern lassen, geht anscheinend irgendwie nicht so gut ins Tor.
Aber erzähl das mal einer Wayne Rooney. Ha. Da lacht die britische Segelohrrobbe nur drüber. Wenn es nicht so unfein wäre, für England zu sein, weil man sich dann mit all den dicken, blassen, trompetenden Hooligans solidarisieren müsste, wäre ich in jedem Fall für Rooney. Genau so sollten Engländer aussehen – und auch spielen: Rooney steht meistens nur rum, und hin und wieder bewegt er seinen babyspeckigen Engländerleib und ballert einen ins Tor. Zwischen den Spielen geht er ein paar Liter dunkles, dickflüssiges Ale trinken, denn davon ist er bereits mit der Muttermilch abhängig geworden (was bei ihm noch nicht so lange her ist), und den Rest der Zeit ruft er „Bingo!“ oder was Engländer sonst so rufen.
Rooney, der zu Hause Roonaldo genannt wird, bildet außerdem ein schönes Gegenstück zu Becks. Der übrigens, und dafür tut er mir Leid, in seiner Heimat minütlich zu allen Themen dieser Erde nach seiner Meinung gefragt wird und dessen dünnes Jungenstimmchen beim Antworten gar nicht mehr gehört wird.
Schlimm, wenn Sportler in der Medienmaschine zermalmt werden. Deren Qualität ist es schließlich nicht, sich gut zu verkaufen oder zu jedem Mist ihren Senf dazuzugeben, so wie die landläufigen Talkshow-Promis, sondern Bälle aus unglaublichen Positionen in unglaubliche Winkel zu pfeffern. Oder stehen zu bleiben, auch wenn einem einer gerade einen Metallkoffer auf die Birne gehauen hat, so wie Sven Ottke, als er noch aktiv war.
Jetzt sitzt der Boxer lieber mit seiner Frau in Petra Lierhausens täglicher Fußball-Talkshow und ist der lebende Beweis für das mit der malmenden Medienmaschine: Vorgestern hockten links Rezzo Schlauch und Tina Ruland, zwei Medienprofis, glatt wie Roteiro und schleimig wie der Schaum auf einem schlecht gezapften Guinness, und rechts Mario Basler, Ottke und seine Frau Gabi, medienuntauglich und rührend-ehrlich, wie eben nur Sportler (und Sportlerfrauen) sein können. Zur deutschen Mannschaft sagten sie, dass ihnen der Druck auf Völler Leid tue.
Irgendwie hat dieser Rudi Völler erstaunlicherweise etwas, was die meisten Menschen Mitleid mit ihm empfinden lässt, anstatt sich über ihn lustig zu machen, wie man es bei Menschen mit solchen Frisuren normalerweise tut. Mal abwarten, was passiert, wenn es die Deutschen bis ins Halbfinale schaffen. Irgendwo hat Mitleid schließlich auch Grenzen. JENNI ZYLKA