: Riots gegen brutalen Polizeieinsatz
■ Nach dem traditionellen karibischen Karneval im Londoner Stadtteil Notting Hill rückte die Polizei nach Augenzeugenberichten brutal gegen Jugendliche vor: Es kam zu 250 Festnahmen, 30 wurden verletzt
London (dpa) - Der traditionell im August stattfindende karibische Karneval in London ist in der Nacht zum Dienstag nach zweitägigem, ausgelassenem Feiern mit blutigen Gewalttätigkeiten zu Ende gegangen. Die Polizei machte in einer ersten Bilanz am Morgen Betrunkene für die Auseinandersetzungen verantwortlich. Insgesamt 250 Personen wurden festgenommen und 30 verletzt, als die Polizei in der Nacht brutal gegen die meist schwarzen Besucher des Karnevals vorging.
Die Auseinandersetzungen hatten begonnen, als eine Streitmacht von rund 5.000 Polizisten am Vorabend gegen 20 Uhr versucht hatten, zu Pferd und mit Schilden geschützt eine Gruppe von Jugendlichen auseinanderzutreiben, die nach Angaben der Polizei Rempeleien mit Ordnungshütern angefangen und mit Flaschen geworfen hatten. Augenzeugen berichteten allerdings, die Polizei sei äußerst rücksichtslos in die Menge vorgerückt, und die Jugendlichen hätten erst später begonnen, mit Flaschen zu werfen.
Der Karneval der Einwanderer aus der Karibik im Londoner Stadtteil Notting Hill hat die Polizei noch in jedem Jahr in höchste Alarmbereitschaft versetzt. 1987 waren an dem Karneval-Wochenende 395 Straftaten gemeldet worden, in diesem Jahr waren es nur 50. Ein konservativer Londoner Abgeordneter, Terry Dicks, hat Innenminister Douglas Hurd inzwischen aufgefordert, den Karneval zu verbieten. Ihm sind die Kosten für die angeblich notwendigen Polizeieinsätze zu hoch.
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