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Ringtausch der Berufsschulen

■ Fachoberschule für Elektrotechnik soll in ungewisse Zukunft umziehen

An der Fachoberschule in der Meta-Sattler-Straße herrscht helle Aufregung. Zumindest bei den Lehrern der E-Technik. Denn für die KollegInnen dort läuft, wenn es nach Willen der Schulbehörde geht, nur noch das letzte Schuljahr in gewohnter Umgebung. Zum 1. August kommenden Jahres sollen die E-TechnikerInnen ihre Sachen packen und zur Berufsschule E-Technik beim alten Berufsschulzentrum ziehen. Dort wiederum sollen die Optikschulklassen ihre Räume aufgeben und in die Meta-Sattler-Straße wechseln.

An der Weisheit des Ringtauschs gibt es im Kollegium der Fachoberschule Meta-Sattler- Straße erhebliche Zweifel. Denn die Umzieherei bringt nicht nur alte Gewohnheiten durcheinander, sondern kostet nach behördeninternen Kalkulationen bis zu einer Millionen Mark, wenn der Unterrichtsstandard gehalten werden soll. Und daß die Schulbehörde in einer Zeit, in der beispielsweise die Gesamtschule Mitte um jeden Dachziegel kämpfen muß, eine solche Summe tatsächlich auch zur Verfügung stellt, das mögen die LehrerInnen nicht so recht glauben.

Die Umzugspläne sind alt. Im sogenannten PeBesch, in dem die Perspektiven der beruflichen Schulen festgeschrieben sind, wird bereits festgelegt, daß die Berufsschule für Elektrik und die Fachoberschule unter ein Dach sollen.

Und auch das Standortprogramm STEP von 1988 sieht die Umsiedlung vor. Der Rektor der Berufsschule, Friedhelm Eicker, steht voll hinter diesen Plänen. Eicker: „Die Zusammenlegung ist schul- und regionalpolitisch von großer Bedeutung.“

Eicker möchte, daß seine Berufsschule so zu einem Schulzentrum aufgewertet wird und die Facharbeiterausbildung inhaltlich mit der Ausbildung an der Fachoberschule verzahnt wird. Allerdings verlangt er, daß die LehrerInnen nicht nur die SchülerInnen, sondern auch die Lehrmittel und die Gerätschaften mitbringen.

Dies aber wird kaum möglich sein, wie der Rektor an der Meta- Sattler-Straße, Volkhardt, in einer Stellungnahme aufgeschrieben hat. Dort heißt es: „Wegen der gemeinsamen Nutzung der Gerätschaften auch in anderen Bildungsgängen ist nur in einem sehr begrenzten Umfang eine Auslagerung der Gerätschaften möglich.“

Doch neben der technischen Ausrüstung fehlt an der Berufsschule auch eine angemessene Medienausstattung, Aufenthaltsräume und auch Chemie- und Physik-Fachräume.

Auch der Umzug der OptikerInnen zur Meta-Sattler-Straße wird Geld kosten, und zwar nach Berechnungen der Fachkonferenz Optik etwa 300.000 Mark.

Der Umzug, der vom Senatsdirektor Bildung, Reinhard Hoffmann, vorangetrieben wird, ist noch nicht endgültig politisch beschlossen. Am 20. Dezember soll die zuständige Deputation die Planungsentscheidung treffen. Die Bildungsbehörde beschwichtigte am Freitag die Befürchtungen der Lehrer. Selbstverständlich würden die notwendigen Gelder bereitgestellt.

Daran aber hat das Kollegium erhebliche Zweifel. Ein Lehrer berichtet von einer Konferenz in er vergangenen Woche. Da hatte der zuständige Behördenplaner den Finanzbedarf auf etwa eine Millionen Mark geschätzt und gleichzeitig zugegeben, daß Zusagen über Gelder nicht gegeben werden könnten. Erst im Februar will die Bildungs-Deputation über die Finanzen beraten. hbk

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