: Rindfleisch und Bafög
■ Studentenwerk legt Jahresbericht vor. Neue Wohnheimplätze müssen her
100 Mark mehr haben Hamburgs Bafög-Empfänger seit Umsetzung der Bulmahn-Reform am 1. April im Portemonnaie. Das teilte Studentenwerk-Chef Manfred Klee gestern anlässlich seiner Jahresbilanz mit. Die Reform bliebe zwar hinter seinen Vorstellungen zurück, bedeute aber für die Studierenden „einen großen Schritt nach vorne“.
Allerdings nur für wenige. Nur 6000 der knapp 60.000 Hamburger Studierenden kommen in den Genuss der Ausbildungshilfe. Seit Anhebung der elterlichen Freibeträge, so Klee, seien nochmal 600 hinzugekommen. Er rechne mit einem Ansturm zum Wintersemester, „so dass wir auf eine Förderquote von 15 bis 16 Prozent kommen“. Einen Anteil von 24 Prozent, wie noch 1992 üblich, „werden wir wohl nie wieder erreichen“. Klee erklärte dies mit dem Auseinanderklaffen in der Zweidrittelgesellschaft: Die oberen Einkommen verdienten gut, „Kinder aus dem unteren Drittel neigen nicht dazu, ins Studium zu gehen“.
Größere Erfolge konnte der Geschäftsführer über die Mensen berichten: Als Konsequenz aus dem BSE-Skandal wird es ab 1. August nur noch Fleisch aus „kontrollierter Aufzucht“ geben, die den Tieren „deutlich bessere Bedingungen“ biete als Massentierhaltung. Im Gegenzug werden fleischhaltige Gerichte 30 bis 60 Pfennig teurer. Klee: „Wenn die Preise für Bio-Fleisch sinken, werden wir ganz darauf umstellen.“
Insgesamt verteilte das Studentenwerk in seinen 13 Kantinen über 2,5 Millionen Mahlzeiten. Mit dem Neubau der Mensen im Phil-Turm, am Berliner Tor (Fachhochschule) und am Lerchenfeld (Kunsthochschule) kommen drei weitere hinzu. Noch offen dagegen ist die Entscheidung für den Mensa-Neubau in Stellingen. Es werde, so Klee, „auf höchster Ebene“ darüber nachgedacht, den Fachbereich Informatik zum Campus zurückzuverlegen. Die Stadt verhandle mit der Telecom über den Kauf der alten Post an der Schlüterstraße.
Dringend erforderlich sind laut Klee auch 600 neue Wohnheimplätze für ausländische Studierende. Möglicherweise werden dafür, wie von Wissenschaftssenatorin Krista Sager gefordert, Bundesmittel aus dem UMTS-Lizenz-Verkauf bereitgestellt. Den Bau der Wohnheime wird Klee wohl nicht mehr verkünden. Er geht im Herbst nach 39 Jahren in den Ruhestand.
Kaija Kutter
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