Rihannas Hitproduzent Terius Nash: Umbrella, ella, ella, eh, eh, eh...
Terius Nash schreibt Hits für Rihanna oder Justin Bieber. In seinen eigenen Balladen-Alben feiert er als "The Dream" mit Fruchteis-Stimme Sex und Geld.
Einmal hat ihm eine Freundin den Wagen zerkratzt. Die Reifen sind heil geblieben. Wenigstens die Reifen. Rachegelüste hegt der R&B-Produzent Terius Nash alias The Dream deswegen nicht. Er besitzt einen großen Fuhrpark.
Doch für den hat der 29-jährige afroamerikanische Produzent aus Atlanta meistens gar keine Zeit. Seit er 2007 Beyoncés Hitsingle "Single Ladies, Put a Ring on it" am Mischpult veredelte, gelingen ihm Hits am laufenden Band. Rund 200 Songs hat er in den letzten Jahren komponiert, viele davon schafften es ganz nach oben in die Charts, darunter Singles für Rihanna ("Umbrella") und Justin Bieber ("Baby").
Terius Nash schreibt nicht nur Songs für Superstars und produziert ihre Musik massentauglich, die Aura eines Auserwählten umgibt ihn auch selbst. In den Peoples-Spalten des Boulevards kommt sein turbulentes Privatleben mindestens so oft vor wie in renommierten Musikblogs, die seine geschmeidige Stimme loben: "… aus ihr fließt nur so der vokale Honig", schrieb etwa das britische Magazin Fact. Als sein Markenzeichen gelten perlende, balladesk vorgetragene Pianoakkorde. Überhaupt, die Balladen sind die Spezialität von The Dream, und man fragt sich, wieso er nicht längst als legitimer Nachfolger von Prince gehandelt wird, so genüsslich walzt er die Melodien in die Breite.
Wie sein Vorbild singt auch der pausbäckige Terius Nash im Falsett über markengestählte Statussymbole und misogyne Männerfantasien. Das Ding ist: Noch das versauteste Plädoyer für einen Quickie ("Panties to the Side") wird durch The Dreams Fruchteis-Stimme zum bonbonfarbenen Poptraum. Shoppen und Ficken wurden ja auch früher in Popsongs thematisiert, oftmals in codierter Form. The Dream behandelt beide Themen ausschließlich, und er kommt beim Sex ohne Umschweife zur Sache. Seine Texte sind eine einzige Feier des Seriellen. Er liebt Aufzählungen, seien es Mädchennamen, Modemarken oder Autotypen. Und manchmal assoziiert er sogar Mädchen mit Marken. "Everytime I mention you, Ill say Yamaha, Yamaha, ohh Yamaha", singt er in dem Track "Yamaha", dem Herzstück seines neuen Albums. Alle drei bisher veröffentlichten The-Dream-Alben tragen "Love" im Titel. Angefangen beim Debütalbum "Love/Hate", dem Nachfolger "Love vs. Money" und nun also "Love King". Liebe scheint für The Dream auch nur eine Ware zu sein.
Der Begriff "Baby Tunes" wurde zwar nicht erst für seinen Testosteronrausch erfunden, aber er passt perfekt zu ihm: Baby Tunes, so genannt wegen ihres Potenzials, Schwangerschaften zu stiften bei den Fans im Teenager-Alter. Man ist gleichzeitig wie gelähmt und gebannt von den bizarren Soap-Opera-Vorstellungswelten und den aufregenden Hooklines, die mit The Dream im US-R&B wachgerufen werden.
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Schon in seinem Künstlernamen The Dream steckt eine Geschichte. Der "American Dream" genannte Traum, sich selbst zu verwirklichen, und der Pursuit of Happiness sind ein Ziel, dem besonders die afroamerikanische Mittelklasse, aus der Terius Nash stammt, verpflichtet ist. "Mein Onkel mahnte, dass ich den Traum der Familie erfülle, ihm schwebte vor, dass ich einmal den Anwaltsberuf ergreife, das Musikbiz meinte er sicher nicht. So oder so, jetzt verdiene ich genügend Geld", sagte The Dream in einem Interview. Und so entspricht Terius Nash doch den Idealen, die Martin Luther King einst in seiner "I have a dream"-Rede angemahnt hat, wenn auch umgemünzt in viel Geld.
The Dream "Love King" (Radio Killa/DefJam/Universal)
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