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Rettungsaktion für die letzten Mauerreste

■ Der Verein „Aktives Museum“ mahnte die Mauerspechte zur Hammerabstinenz am „historischen Denkmal“

Kreuzberg. „Die Mauer ist ein historisches Denkmal, kein Steinbruch“, appellierten gestern Mitglieder des Vereins „Aktives Museum“ in einer Plakataktion an meißelnde Touristen und Mauerverkäufer. Nachdem man sich in Ost und West politisch allgemein darüber einig ist, daß die Mauer hinter dem Martin-Gropius-Bau und entlang des ehemaligen Gestapo-Geländes zwischen Niederkirchner- und Wilhelmstraße in Kreuzberg stehen bleiben soll, engagiert sich der Verein schon seit längerem vergeblich dafür, daß sie auch tatsächlich erhalten bleibt und nicht unter den Hämmern der Mauerspechte doch noch fällt. „Die Gestapo-Ruinen und die Mauer sollten hier in dieser engen Konstellation als Mahnmal erhalten bleiben“, meint Günter Koziol vom „Aktiven Museum“. Das Ensemble am ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais zeige den ursächlichen Zusammenhang zwischen Nationalsozialismus und Nachkriegszeit. Deshalb fordert der Verein von Senat und Magistrat, dem touristischen Mauerraubbau an dieser Stelle Einhalt zu gebieten. Der Schwierigkeit, um „die Mauer eine Mauer zu ziehen“, ist sich Koziol dabei bewußt. Als Alternative schlägt er deshalb das Aufstellen von Informationsschildern vor. Die meisten Touristen zeigten sich gestern einsichtig. „Ich halte das für eine gute Idee“, meinte beispielsweise ein Amerikaner, hörte auf zu meißeln und fragte: „Wo können wir uns denn sonst noch einen Stein holen?“ Weniger begeistert waren dagegen die zahlreichen Mauerhändler, die oftmals auch das nötige Werkzeug vermieten. Ein Verkäufer meinte: „Die Mauer muß überall weg, und damit basta!“

Marc Fest

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