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Retro-Look der Los Angeles LakersNackte Oberschenkel

Die Los Angeles Lakers ziehen sich an, wie es für Basketballer vor 20 Jahren üblich war. Mit ihren knappen Höschen werden sie allerdings zur Lachnummer der NBA.

Lakers-Guard Derek Fisher (r.) litt besonders unter den kurzen Retro-Shorts Bild: ap

Als die Los Angeles Lakers kürzlich im heimischen Staples Center gegen die Boston Celtics antraten, geriet das traditionsreiche Duell der zwei erfolgreichsten Teams der NBA-Geschichte fast zur Nebensache. Die Lakers machten vielmehr durch ihre Kleiderwahl auf sich aufmerksam. An jenem Abend nämlich trugen die Kalifornier nicht nur - wie geplant - ihre Retro-Trikots im Stil der 80er Jahre, sondern auch die Retro-Shorts im arg spärlich bemessenen Schnitt von vor über 20 Jahren. Was damals, in Zeiten von Run DMC und der ersten Star Wars-Reihe, durchaus üblich war, sah im Jahr 2008 eher aus, als hätte der Zeugwart der Jungs mit den goldenen Leibchen Bunt- mit Kochwäsche verwechselt. Zwar sind Abende, an denen ausgewählte Teams in den Trikots früherer Jahre auflaufen, zum geschätzten Ereignis geworden. Doch wenn, dann doch in geräumig-lässiger Konfektion der heutigen Zeit.

"Wenn Ihr das Spiel verpasst habt, seid froh, dass Ihr nicht sehen musstet, wie Derek Fisher Windeln trug", kommentierte Marcel Mutoni vom Slam Magazine die Tatsache, dass dem Guard der Lakers sein Oberschenkelumfang zum unästhetischen Verhängnis wurde. "Ich habe mich gefühlt, als wäre ich nackt. Es ist anders, als wenn man das auf Video sieht. Ich habs lieber warm" zeigte sich auch Lakers-Star Kobe Bryant wenig begeistert von den unkomfortablen Beinkleidern. Dabei achtet gerade Liga-Chef David Stern ansonsten wie ein Besessener darauf, seine Untergebenen ins vorteilhafteste Licht zu rücken.

Erst vor zwei Jahren setzte er den viel diskutierten "Dress-Code" durch, der dem ihm verhassten Hip Hop-Look der Spieler außerhalb des Platzes ein Ende setzte und sie dazu verdonnerte, an Spieltagen und bei offiziellen Anlässen stets im Anzug zu erscheinen. Auf wirkliche Gegenliebe stieß die neue (und mittlerweile akzeptierte) Regelung anfangs nicht. "Den Ansatz versteh ich ja, aber dass sie so weit gehen, ist einfach nur bescheuert" äußerte sich selbst der sonst so wortkarge Star-Forward Tim Duncan (San Antonio). Dass der 65-jährige Stern vor einigen Jahren Allen Iverson, der das Titelbild einer NBA-Publikation zierte, alle Tätowierungen wegretuschieren ließ und sogar die von Iverson eingeführten überknielangen Shorts verbieten wollte, ist legendär.

Schon in Sterns ersten Jahren als Liga-Chef achtete man auf das, was an den Spielern dran war. Als NBA-Legende Michael Jordan 1984 das erste Paar seiner eigenen Schuhkollektion trug, zog er prompt die Aufmerksamkeit der Offiziellen auf sich - der zu großen Teilen in rot gehaltene Schuh verstieß gegen die Vorschrift, die Treter der Korbjäger hätten überwiegend weiß oder schwarz zu sein. Die ohnehin Harry-Potter-gleichen Verkaufszahlen der schicken Stiefel schnellten nach dieser Art PR eher weiter nach oben.

Zurück im L.A. der Gegenwart, machten die Lakers Schluss mit dem Revival der knappen Höschen und spielten ab dem dritten Viertel wieder im heute gängigen Stil. Trotzdem verloren sie 91:110 gegen die Celtics. Bostons Coach Doc Rivers, in den Achtzigern selbst aktiv, bemerkte danach augenzwinkernd: "Seit heute weiß ich, dass unsere Spielergeneration einfach besser aussah, denn diese hier sah wirklich furchtbar aus in solchen Shorts." Übrigens: Zur Halbzeit noch lagen die Lakers nur mit acht Punkten zurück - in den Retro-Shorts.

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2 Kommentare

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  • HH
    Helmut Handwerker

    Die Hosenlänge und der Schnitt der Trikots ist auch in der 2. Basketball - Regionalliga SO ein unheimlich wichtiges Thema...

     

    http://www.franken-basketball.de/board/viewtopic.php?p=49527#49527

     

    Die Kartoffelsackmode ist nicht nur Spießer - Mode (und paßt damit haarklein in unser Sportumfeld 2008) - sie ist sportwidrig (weil hinderlich) - und lächerlich, wenn sie von Jugendlichen getragen wird, bei denen dann zündholzsteckerlähnliche Unterschenkel aus dem Kartoffelsäcken 'ragen.'

  • NS
    Norbert schubert

    Lieber Herr Digili,

    welch ein Artikel! Kleidung respektive Sportkleidung und deren Beurteilung des Aussehens ist immer eine Frage des Geschmacks. Ich, Jahrgang 1964 und aufgewachsen mit "wirklich" kurzen Hosen, finde die heutige Sportkleidung gelinde ausgedrückt spießig. Diese "kurzen" Hosen, die bis zu den Knien reichen, sind einfach nur furchtbar anzusehen. Für mich. Sie passen aber auch in die heutige Zeit, denn wenn man sich die siebziger und achtziger Jahre ansieht, kann man in der heutigen Zeit eine Hinwendung zum Konservativen in fast allen Bereichen des Lebens nicht übersehen. Heute ist nichts mehr von der Aufmüpfigkeit, von der Freiheit oder gar von dem Querdenken der oben erwähnten Zeit zu spüren. Das Stichwort ist, weichgespült. Gucken Sie sich breite Teile der sog. und selbsternannten Elite, den Akademikern doch an. Mainstream! Sehen Sie sich Ausgaben ihrer Zeitung von vor 20 oder 25 Jahren an und Sie werden womöglich verstehen was ich ausführe. Und dazu gehört auch die länge einer Sporthose. So banal das klingt. Es ist nämlich auch immer ein Zeichen der geistigen Haltung, was man trägt oder sich traut zu tragen!

    Sollte ich mich missverständlich ausgedrückt haben, dann sehen Sie sich doch die Bademode der ersten sechzig Jahre des letzten Jahrhunderts an. Dann wissen Sie was ich meine.

    Übrigens. Der Sportteil der "taz" wäre weitaus interessanter, würden sich die Herren und Damen des Sportjournalismus auf Sportberichte konzentrieren. Das fehlt mir leider sehr oft.

     

    Mit freundlichen Grüßen aus Trier Ihr Norbert Schubert