■ Republikaner: Dieter Langewiesche: "Republik und Republikaner"
Woran denkt man wohl, hört man das Wort Republikaner? So tief sind wir schon gesunken, daß der „Republikanische Anwalts und Anwältinnen Verein“ intern darüber debattiert, den eigenen Namen in „AnwältInnen für Demokratie und Menschenrechte“ zu ändern, da der Begriff mittlerweile eindeutig von rechts okkupiert sei. Der Tübinger Historiker Dieter Langewiesche gibt dem RAV keine Empfehlung, aber versucht in einem „Krebsgang durch die Geschichte“ zu erklären, warum die Deutschen keinen den Franzosen oder Amerikanern vergleichbaren emphatischen, demokratischen Begriff von der Republik entwickeln konnten und wollten: Ihre libidinöse Bindung an die konstitutionelle Monarchie als heilbringende Staatsform (auch für Liberale) habe von 1848 bis 1918 bewirkt, daß die Republik eben nicht wie in Frankreich „Interessengemeinschaft aller BürgerInnen und zugleich die Geltung öffentlicher Normen und Institutionen“ meinte, sondern der Begriff schließlich frei besetzbar wurde – für links und rechts.
Das Ringen, lieber RAV, geht also weiter. Ich bitte dringendst, auf keinen Fall den Vereinsnamen zu ändern. Die Republik braucht die wahren Republikaner...
Dieter Langewiesche: „Republik und Republikaner“. Klartext Verlag Essen, 58Seiten, 14,80 DM AS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen