piwik no script img

ReligionUnterricht für Imame

Integrationsbeauftragter will die gesellschaftliche Beteiligung von Muslimen fördern und Imame schulen.

Berliner Imam Bild: Reuters

Theologische, aber auch seelsorgerische Betreuung gehört zu den Aufgaben von Geistlichen - egal, welcher Religion. Viele Imame der insgesamt circa 80 Berliner Moscheen sind dieser Aufgabe jedoch wenig gewachsen. Anders als ihre Gemeindemitglieder sind sie meist nicht nur im Herkunftsland der muslimischen Migranten geboren, sondern auch dort aufgewachsen und ausgebildet worden. Die Lebenswirklichkeit der Muslime bleibt vielen islamischen Geistlichen deshalb fremd. Ebenso mangelt es ihnen an Erfahrung mit hiesigen gesellschaftlichen Institutionen wie Schulen, Ämtern oder anderen Glaubensgemeinschaften.

Der Integrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening, will das nun ändern. "BerlinKompetenz" heißt das Fortbildungsprogramm, in dem 15 bis 20 Berliner Imame ebendiese erwerben sollen. Mit Hilfe von Diskussionsrunden und Exkursionen sollen sich die Theologen über Themen wie die Geschichte Berlins, das politische System Deutschlands, Bildung, Pflege oder aber auch das Beratungsangebot für MigrantInnen schlau machen. Entwickelt wird das Angebot mit der Muslimischen Akademie Deutschland, die gemeinsam mit dem Migrationsbeauftragten seit zwei Jahren im Berliner "Islamforum" einen ständigen Dialog mit Vertretern der Berliner Muslime etabliert hat.

In einer kleinen Broschüre mit dem Titel "Handlungsfelder der Zusammenarbeit mit islamischen Vereinen im Stadtteil", die der Migrationsbeauftragte gestern präsentierte, werden erfolgreiche Projekte mit Moscheegemeinden sowie Grundsätze solcher Zusammenarbeit vorgestellt. "Transparenz" heißt einer davon: Moscheegemeinden, die zu gesellschaftspolitischen Akteuren werden wollen, müssen Offenheit zeigen. Für viele eine ungewohnte Neuheit: Nicht wenige Moscheen, die seit Jahren in Berliner Hinterhofräumen existieren, hatten bislang kaum Kontakt zu ihrer Nachbarschaft. Misstrauen bestimmte häufig das gegenseitige Verhältnis. Das soll nun anders werden. "Wir haben ein großes Interesse daran, dass Muslime ihre gesellschaftspolitische Rolle wahrnehmen", sagt der Migrationsbeauftragte. Das gelte umgekehrt ebenso. Denn die Anregung zu der Imamfortbildung kam von den islamischen Vereinen selber, so Piening.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!