piwik no script img

Rekordverluste bei General Motors

■ Fahrzeugbranche in den USA in einer schweren Krise/ Massenentlassungen und Rationalisierung als Heilmittel

New York (dpa/ap/taz) — Das Rezessionsjahr 1991 hat allen in- und ausländischen Autoanbietern auf dem US-Markt einen Verlust von über 15 Milliarden Dollar beschert. Der größte Automobilkonzern der Welt, General Motors, wies mit 4,45 Milliarden Dollar den höchsten Verlust aus, den je ein US-Großkonzern hinnehmen mußte. GM, Ford und Chrysler haben zusammen im letzten Jahr einen Rekordverlust von 7,5 Milliarden Dollar verbucht. Auch die japanischen Anbieter bleiben von der US-Wirtschaftskrise micht verschont und haben nach Schätzungen im letzten Jahr vier Milliarden Dollar beim US-Geschäft verloren. Selbst die europäischen Kfz-Zulieferer mußten Federn lassen und auf dem Zubehörmarkt gewaltig zubuttern.

Am schlimmsten traf es den Autorießen General Motors: Der Konzernumsatz brach auf 109,15 Milliarden Dollar ein; der weltweite Automobilabsatz ist auf sieben Millionen Stück zurückgegangen. Der GM-Marktanteil in den USA schrumpfte auf ganze 35 Prozent zusammen. Der beispiellose GM-Konzernverlust war vor allem auf die US- Rezession, die Absatzmisere in den USA sowie auf die Preiskriege mit Ford, Chrysler sowie den japanischen und europäischen Automobilkonzernen in Nordamerika zurückzuführen. Die Rekordgewinne der Luft- und Raumfahrttochter Hughes, der Finanzoperationen und der Computer-Servicetochter Electronic Data Systems sowie das gute Abschneiden der ausländischen Operationen, die einen Betriebsgewinn von 2,1 Milliarden Dollar verbuchten, reichten jedoch nicht aus, um die großen Verluste in den USA und Kanada auszugleichen.

Hinzu kam eine Sonderbelastung in Rekordhöhe von 1,8 Mrd. Dollar für die geplante Schließung von 21 Automobilfabriken in Nordamerika. Sie ist mit der Entlassung von 74.000 Automobilarbeitern sowie zehn Prozent der amerikanischen GM-Angestellten verbunden. Das Übermaß an ungenutzten Kapazitäten ist für Unternehmen eine schwere chronische Belastung geworden. In einer firmenintern übertragenen Fernsehansprache kündigte GM-Boß Robert Stepmel am Montagabend an, daß in weiteren zwölf Werken mit 16.000 Beschäftigten die Fertigung eingestellt werden soll.

Für die großen Drei aus Detroit geht es aber um mehr als um ein oder zwei schlechte Jahre. Ford und Chrysler haben bereits in den achtziger Jahren viele der schmerzlichen Abspeckungsmaßnahmen durchgeführt, die GM jetzt erst in Angriff nimmt. Die Übernahme in Europa erprobter Arbeitszeitstrukturen soll GM wieder in die Gewinnzone führen. In den nach den Schließungen verbliebenen Werken wird dann mit neuer Produktionstechnik rund um die Uhr gearbeitet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen