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Archiv-Artikel

Reines Renditedenken in Kreuzberg

betr.: „Der Bau hält exakt die Traufhöhe ein“, taz vom 3. 2. 06

Das vom grünen Baustadtrat Dr. Franz Schulz forcierte Neubauvorhaben in der Bergmannstraße sieht nicht nur die typischerweise in einem Ärztehaus anzutreffenden Einrichtungen vor. So sind Supermarkt, Discounter, Gaststätten, Wellnessbereiche und Sportanlagen geplant, im Gesundheitsbereich auch Klinikbetriebe. Darüber hinaus werden Flächen für Gewerbebetriebe mit unbestimmter Nutzung bereitgehalten. Auch nicht gesundheitsbezogener Einzelhandel soll zumindest in „untergeordneter Bedeutung“ zulässig sein. Und weil man sich der Sache nicht sicher ist, werden gleich noch zweijährige Zwischennutzungen gestattet, die von den festgelegten Nutzungen abweichen dürfen.

Für das Bauvorhaben wird eine Nutzfläche von 15.700 Quadratmetern ausgewiesen. Der Geschäftspartner des Investors Wabe Bauentwicklungs KG, Herr Wilfried Salomon, hat sich, bevor ihm das Grundstück in der Bergmannstraße angetragen wurde, mehrfach dahin gehend geäußert, dass ein Ärztehaus nicht über 6.000 Quadratmeter Nutzfläche aufweisen sollte (sonst unüberschaubar, logistische Probleme). Es liegt also auf der Hand, dass es hier nur um eine möglichst hohe Geschossflächenzahl zur Profitmaximierung geht!

Die Bürger hatten im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung massive Kritik an der Größe des Projektes und den sich daraus ergebenden Folgen für Wohnqualität, Verkehr, ansässiges Gewerbe und städtebauliches Erscheinungsbild geübt. Weshalb ist der Planungsausschuss von seinem Beschluss vom 2. Juni 2004, die Bebauungsdichte zu verringern, abgekehrt? Weshalb wurden dem Verkehrsgutachter der Bürgerseite nicht die gleichen Möglichkeiten gewährt, seine Darlegungen zu präsentieren, wie sie den Gutachtern des Investors in mehreren Veranstaltungen eingeräumt wurden? Es kann doch nicht sein, dass letztlich auch in Kreuzberg reines Renditedenken Einzelner Primat gegenüber den Interessen der Bürger bekommt! HEINZ KLEEMANN, Mieterrat Chamissoplatz e. V.