: Reich, berühmt und erfolgreich
■ Schalke04 nach dem 3:0-Sieg gegen den 1.FC Köln auf dem Weg in höhere Regionen
Gelsenkirchen (dpa/taz) — Jubel nach Gehör gab es im wie immer wohlgefüllten Gelsenkirchener Parkstadion. Als sich dichter Nebel über den Platz senkte und den Gästen aus Köln vollends die Orientierung raubte, waren die Schalker Spieler die einzigen, die noch durchblickten. Unbeirrt setzten Alexander Borodjuk (73.) und Peter Sendscheid (80.) dem Nationaltorhüter Bodo Illgner noch zweimal den Ball ins Netz, nachdem in der 18. Minute schon Anderbrügge per Foulelfmeter getroffen hatte. Die 61.400 Zuschauer konnten in der Schlußphase das Geschehen auf dem Platz nur noch erahnen, harrten jedoch bis zum Schluß aus und feierten lautstark die unsichtbaren Treffer zum 3:0-Endstand.
FC-Trainer Jörg Berger, der von der schwächsten Leistung seit seinem Amtsantritt sprach, war stocksauer. „Ich bin frustriert und verärgert. Die Mannschaft hat neun Spiele nicht verloren und zuletzt 7:1 Punkte geholt. Aber dann geht sie auf den Platz und macht so ein Gurkenspiel“, schimpfte er. Zur Halbzeit las er seinen Leuten die Leviten, „aber es war zu spät“, wie er meinte. „Provokative Arroganz“ warf Berger seinem Team vor. Torwart Illgner war ratlos: „Man kann es nicht erklären. Am Ende konnte man nur die Hoffnung haben, daß der Schiedsrichter das Spiel abbricht.“
Der hatte jedoch kein Mitleid mit den Kölnern und ließ das Geisterspiel volle 90 Minuten dauern. Hochzufrieden waren danach SchalkeCoach Aleksandar Ristic und Präsident Günter Eichberg. Mit 61.400 Zuschauern am 18. Spieltag wurden die kalkulierten Einnahmen für die gesamte Saison 1991/92 von rund 13,8 Millionen Mark bereits zur Halbzeit eingespielt. Inzwischen rechnet Eichberg damit, daß zum Saisonende weit mehr als 20 Millionen in die Kassen gefloßen sein werden. Als Tabellensiebter stehen die Schalker vor dem Gastspiel beim Deutschen Meister 1.FC Kaiserslautern vor den UEFA-Cup-Plätzen.
Trainer Ristic nahm höhere Tabellenregionen ins Visier und kündigte an, daß der Aufsteiger auch am Betzenberg auftrumpfen würde: „Mit unseren 60.000 Zuschauern würden wir in Lautern gewinnen. Aber so werden wir einen Punkt holen.“
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