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Reich-Ranicki lehnt Fernsehpreis abBöse Miene zur blöden Gala

Der Literaturpapst sollte für sein literarisches Quartett geehrt werden. Doch nach Atze Schröders Fäkalhumor und Ingolf Lücks Kondomtanz weigerte er sich, ausgezeichnet zu werden.

Das Fernsehen ist vor die Hunde gegangen: Reich-Ranicki empört sich über Quatsch-Comedy und schlüpfrige Moderationen. Bild: dpa

KÖLN taz Zunächst war es zum Einschlafen, doch dann schlug die Bombe ein: "Ich nehme diesen Preis nicht an!", mit diesen schlichten, aber durchschlagenden Worten hat Marcel Reich-Ranicki bei der zehnten Verleihung des Deutschen Fernsehpreises im Kölner Coloneum deutlich gemacht, was von der 1999 gestarteten Jubelfeier der Branche mittlerweile zu halten ist. Nichts nämlich.

Das ZDF besaß die Größe, trotz des Eklats die Preis-Gala wie vorgesehen ohne Schnitte zu senden. Bis dahin war die dieses Jahr turnusmäßig vom ZDF ausgerichtete TV-Gala ohne nennenswerten Aufreger dahingeplätschert.

Und so kündigte TV-Veteran Thomas Gottschalk, der bis dato mit altgedienter Souveränität durch die Show geführt hatte, den von den Chefs der fernsehpreisstiftenden Sender (ARD, ZDF, RTL, Sat. 1) ausgelobten Ehrenpreis auch als besonderen Höhepunkt an.

Doch der 88-jährige Literaturpapst, der infolge seines die TV-Landschaft nachhaltig prägenden Schaffens laut Gottschalk als "Gesamtausgabe" für seine Sendung "Das literarische Quartett", die knapp 13 Jahre im ZDF lief, geehrt werden sollte, lehnte den Preis mit ähnlich deutlichen Worten ab, wie er vor der Kamera über Bücher gesprochen hatte: Mit der ihm eigenen höflichen Bösartigkeit. "Ich möchte niemanden verletzen, aber ich finde es schlimm, dass ich das hier vier Stunden erleben musste. Ich habe nicht geahnt, was mich hier erwartet."

Ein im Kapitänsdress auflaufenden Atze Schröder zum Beispiel, der seine Laudatio zur "Besten Late Night-Moderation" mit den Worten, "Alle anderen haben die Hosen voll, aber bei mir ist das flüssig!" einleitete. Worauf sich die in dieser Kategorie ausgezeichnete NDR-Moderatorin Ina Müller dafür bedankte, dass sie glücklicherweise für das, was sie am besten könne, auch noch Geld bekomme: Nämlich für's "Sabbeln, Saufen und Singen".

Dazu tanzte dann Ingolf Lück - visuell zweifelsohne ansprechend - im "Namen der Hose" und im schlumpfblauen "Ganzkörperkondom" vor Reich-Ranicki. Und "Deutschland sucht den Superstar" wurde zur besten Unterhaltungsshow gekürt. Zum Weinen, das.

"Herr Ranicki hat vor dem Hintergrund seines persönlichen Generationenverständnisses reagiert, bei dem Fernsehen und kulturelle Vermittlung früher eine ganz andere Rolle gespielt haben, als heute", sagte Jurymitglied und Ex-Regierungssprecherin Miriam Meckel. Sie kann die Empörung des "Soll"-Preisträgers offenbar nachvollziehen.

Auch ZDF-Intendant Markus Schächter, dessen Sender Reich-Ranickis Biographie vor exakt zwei Jahren zur großen Doku verfilmt hatte, schien etwas geahnt zu haben. Hatte er doch schon vorab gebeten, "bitte nicht so hart" zu sein. Doch Reich-Ranicki nahm kein Blatt vor den Mund: Er habe viele schöne Fernsehabende, zum Beispiel bei Arte, verbracht. "Aber nicht diesen Blödsinn."

Da hielten nicht nur 1.300 Kulturschaffende im Saal die Luft an. Auch Thomas Gottschalk war authentisch verstört - und redete mit Engelszungen auf den Literaturpapst ein: "Sie dürfen alles, wenn sie ihn [den Ehrenpreis, die Red.] nehmen." Dass er das tatsächlich durfte, darüber schien sich Reich-Ranicki im Klaren. Einen unterhaltenderen wie geistreicheren Auftritt hätte er kaum "inszenieren" können.

Das Ende vom Lied: Gottschalk bot eine einstündige Sendung an, in der er das Thema mit ihm diskutieren wolle. Die soll es laut ZDF auch wirklich geben. Ein Sendeplatz werde bereits gesucht, hieß es am Sonntag schon vor der Ausstrahlung des Fernsehpreises. In zwei Wochen soll das Konzept stehen. Und der Literaturpapst, der seine TV-Karriere als Grantler vom Dienst dem ZDF zu verdanken hat, würdigte das Friedensangebot, indem er Gottschalk um den Hals fiel: "Ab heute sagen wir 'Du'!"

Verbeten hätte sich Reich-Ranicki derlei Intimitäten wohl mit Laudatoren wie den TV-Richtern Barbara Salesch und Alexander Hold (beide Sat.1), die ihre Kategorie "Beste Reality-Sendung" unreflektiert mit dem Sprichwort "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" anmoderierten und damit allen Ernstes die grassierenden "Selbsthilfe"-Formate meinten:

Dort würde schließlich "echten Menschen mit echten Problemen echte Hilfe" geboten. Senta Berger sekundierte Reich-Ranicki dagegen als kritische Stimme und fragte sich, was wohl aus ihr geworden wäre, wenn sie in ihrer Jugend schon das heutige Nachmittagsprogramm hätte gucken können.

Dass auch überflüssige Preis-Galas etwas Gutes haben - nämlich Aufmerksamkeit für Wesentlicheres schaffen, bewies immerhin die Königskategorie "Bester Fernsehfilm". Die Auszeichnung geht an den ARD-Zweiteiler "Contergan", der Anfang des Jahres bereits die Goldene Kamera, aber keinen Grimme-Preis gewann.

Schon die frühabendliche Promischau am roten Teppich wurde begleitet von Demonstranten, die auf Plakaten höhere Entschädigungszahlungen der Herstellerfirma Grünenthal für die Opfer forderten. Und "Contergan"-Produzent Michael Souvignier widmete seinen Preis dem Contergan-Opfer Stephan Nuding, der zusammen mit seiner Mutter und seiner Lebensgefährtin seit drei Wochen im Hungerstreik ist.

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25 Kommentare

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  • R
    Riff

    Wenn ich die Kommentare hier lese, wird mir eins besonders deutlich: MRR werden hier Worte in den Mund gelegt, die er gar nicht gesagt hat. Er ist nicht einmal wirklich konkret geworden, sondern hat nur etwas herumpöbelt. Würde er eine Kritik über seine Rede bei der Fernsehpreisverleihung schreiben, sie würde vernichtend ausfallen.

    Fakt ist, dass er entweder nicht in der Lage war sich zu informieren, was in den letzten Jahren bei der Preisverleihung nominiert und geehrt wurde, oder er hat gewusst was ihn erwartet und dann den Empörten gespielt. Letzeres passt zu seiner Art, sich durch spektakuläre Auftritte in die Medien zu rufen.

     

    Ich halte die meisten privaten Fernsehsender auch für überflüssig. Das Öffentlich-Rechtliche-Fernsehen aber mit diesen Sendern in einen Topf zu werfen ist schon sehr weltfremd.

     

    Und gab es konkrete Punkte an denen MRR angesetzt hat? Nein, nur ein unkonkreter Rundumschlag. Mich erinnerte das einen kauzigen Rentner, der den ganzen Tag mit einem Kissen im Fenster hängt und einen Grund zum herumnörgel sucht. Ist das etwa besseres Niveau? MRR sollte seine Massstäbe, mit denen er andere misst, auch mal bei sich selbst anwenden, dann hätte er das Recht herumzumeckern.

     

    Auch seine Verbesserungsvorschläge bei der Diskussion mit TG am vergangenen Freitag waren nicht besonders innovativ: Brecht und Shakespearverfilmungen! Die gibt es doch schon lange... und hat sich mal einer die Mühe gemacht, die Werke von Shakespeare auf die blosse Handlung herunterzurechen? Da bleibt auch nicht mehr viel Niveau übrig.

     

    Das sich in der Fernsehlandschaft was tun sollte steht ohne Zweifel fest. Dass ein 88jähriger, kauziger Mann, der durchs Fernshen gross geworden ist, in einer Sendung unqualifiziert herumpoltert wird aber daran nichts ändern.

    Vielleicht sollte man zu Ehren von MRR eine wöchentliche Sendung bringen, in der wir alternde Menschen mal etwas herumprollen lassen. Dann würde sich das ganze mal an MRRs Niveau anpassen.

  • M
    masti

    Zu RR gibt es nur zu sagen, dass wir das Fernsehen bekommen, das wir verdienen. Wenn wir uns anspruchsvolle Dokumentationen und aufklärerische Politdokus ansehen würden, dann würden diese auch nachmittags bei Sat1 und RTL laufen, da bin ich überzeugt. Allerdings sehen wir uns lieber Richterin Salesch und Unsere erste gemeinsame Wohnung an und deswegen kommt es auch zu Quotenhits wie Imbiss live(!).

    Das Programm machen wir mit der Fernbedienung, da ich auch ab- und umschalten kann, lässt mich der ganze Mist relativ kalt. Viel interessanter als diese Pauschalkritik an letztlich uns allen fand ich das ruhige und unaufgeregte Statement von Senta Berger, die sich zu Recht fragte, ob aus ihr das geweorden wäre, was aus ihr geworden ist, wenn Sie zu ihrer Zeit schon rund um die Uhr mit dutzenden TV-Sendern zugedröhnt worden wäre.

    Killerspiele, Internet und Handy verblassen meiner Ansicht nach im Vergleich zu dieser permanenten, allgegenwärtigen Präsenz des Fernsehens, das mir sagen will, was wichtig ist und dieses offensichtlich bei sehr vielen Menschen auch tatsächlich erreicht.

    Machen wir uns doch nix vor, solange die BILD-Zeitung die erfolgreichste Zeitung in Deutschland bleibt, solange werden wir auch noch mit Trash-TV gequält.

  • DP
    Dr. Pirwitz

    "Das ZDF besaß die Größe, trotz des Eklats die Preis-Gala wie vorgesehen ohne Schnitte zu senden."

     

    Welcher Redakteur schreibt denn so einen gedankenlosen Unsinn????

    Oder ist es -selbst für die taz- heute schon "normal", dass alles der Zensur unterliegt?

    Es ist eine SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT, dass das ZDF diese Sendung unzensiert zeigt, und keine "Größe"!

  • J
    JJeshen

    Ich sehe sonst keine Fernsehshows, aber nachdem ich im Radio von dem "Vorfall" hörte, musste ich den Auftritt von R-R erleben: Es gibt sie also noch, die Entlarver der Verblöder, die gehört werden. Dem ZDF darf man Größe unterstellen: Wer so mit der Kritik umgeht ist ok.

  • TD
    Tobias Dohrn

    Man muss Reich-Ranicki nicht mögen, aber wo er recht hat, hat er recht. Bleibt nur zu hoffen, dass der Eklat eine fruchtbare Diskussion bezüglich des deutschen Fernsehens zur Folge hat. Zeit wird's, wenn selbst der bade-württembergische Ministerpräsident Oettinger für die Früchte der geistig-moralischen Wende des Helmut Kohl nur noch eine Bezeichnung kennt: "Scheiß Privatfernsehen,"

  • G
    Gabi

    Nachtrag:

    Mir persönlich wäre Kultur, die sich nur auf diese Art der Literatur bezieht, die Herrn Reich-Ranicki gefällt, zu wenig.

    Z.B. Goethes Faust, da wehrt sich in mir alles beim Lesen. Dieses ewige Reimen; da schwirrt mir der Kopf, mir wird übel. Ich fühle mich sogar angegriffen durch diese "hypnotische " Sprach- und Redeart.

    Deshalb muss auf die Verschiedenheit der Menschen geachtet werden. Eigentlich hat uns das erst wirklich weitergebracht. Oder?

  • G
    Gabi

    Na ja, ich kann ihn verstehen. Allerdings sollte nun wirklich einmal über Verbesserungen gesprochen werden. Schön, dass Herr Reich-Ranicki diese Debatte angestoßen hat.

     

    Mir ist es auch zuwider, wenn ich diese eigenartigen Talk-Shows zur Schlulschluss-Stunde sehe. Teilweise liegen ja da sehr übergewichtige Figuren in Dessous vor die Kamera (z.B.). Ansonsten wurde da etwas als "normal" dargestellt, das eben nicht so "normal" sein sollte. Eben wegen der täglichen Wiederholung.

     

    Ich wünsche mir jetzt auch etwas: Ich wünsche mir einige Sender, die ausschließlich Dokumentationen oder Lehrfilme senden, die für das Abiturwissen geeignet sind. Die sich auch mit der Wirtschaft und der Börse beschäftigen, aber auch mit den verschiedenen Wirtschaftstheorien (nicht nur die des Hernn Milton Friedman).

    Und wenn es um Geschichte geht, möchte ich z.B. auch alles über die Geschichte Amerikas, Polens,usw. sehen; also nicht nur permanent über diesen Herrn Hitler.

    Und diese Sender müssten rund um die Uhr senden. Nachts haben wir ja meist nur diese Anrufsender, die "Wir-möchten-jetzt-Geld-verdienen-Sender", mal mit Nackedeis und mal mit "Promis"!!!!

    Diese Leute hätten übrigens noch gefehlt auf dieser Gala. Aber manche von denen laufen ja heute schon über die roten Teppiche und der Zuschauer sagt nichts dazu.

     

    Ansonsten muss aber auch ein Herr Reich-Ranicki einsehen, dass nicht alles aus "geistiger Literatur" bestehen kann.

  • B
    Beany

    Zunächst einmal würde ich zu dieser Thematik gerne auf den Film "Free Rainer - Dein Fernseher lügt" verweisen, wobei mir ein Spruch noch deutlich in Erinnerung ist: "Wir zeigen den Leuten solange Dreck, bis sie nur noch Dreck sehen wollen" - sie kennen dann nichts anderes mehr und wollen halt immer nur neuen Dreck. Hier setzte ich auch mit meinem Kommentar an.

     

    Die Kritik von Herrn Reich-Ranicki geht mir meiner Meinung nach nicht weit genug. Nicht nur, dass diese Gala-Sendung und auch viele andere Sendungen einfach nur Blödsinn sind, die Unsinnigkeit solcher Sendungen ist schon so krotesk geworden, wir merken überhaupt nicht mehr, dass wenn wir uns soetwas ansehen eigentlich über NICHTS unterhalten werden. Dieser ganze Schrott muss Raus aus dem Programm - raus mit Stumpfsinnigen Stars- und Sternchen-Shows, raus mit all den Reality-Tv-Menschen-aus-Hartz4-Schicht-im-Zoo-ansehen-Shows, welche nur noch entwürdigend sind, raus mit allem, wo Menschen ihres letzten Bischiens Selbstachtung beraubt werden.

     

    Gerade die Privat-Sender produzieren diesen Mist doch nur, weil sie mit der geschalteten Werbung Geld verdienen wollen. Was glaubt ihr, wozu es Privatsender gibt und warum die sich überhaupt diese ganze Arbeit machen sollten. Sie wollen uns nur vor den Fernseher ziehen um uns mit Werbung zu bombardieren, wodurch die erst ihr Geld verdienen.

    Und dafür ist ihnen jedes Mittel recht und wenn sie uns zeigen, wie sich Menschen gegnseitig mit Kot bewerfen, sie würden es ausstrahlen. Das es in einigen Sendungen ernste Sichtweisen auf menschliche Probleme gibt, wage ich zu bezweifeln, da erstens diese Probleme dabei auch nur ausgeschlachtet werden, zweitens es fast immer nur best Gesellschaftsgruppen trifft und drittens darf man nicht vergessen - all das dient in der Regel nur zur Unterhaltung, nicht zu Dokumentationszwecken, d. h. dass auch der Realitäts-bzw. Wahrheitsgehalt von 99% dieser Sendungen ebenfalls anzuzweifeln ist, also vieles einfach nur gestellt ist um dem Konzept der Sendung zu dienen.

     

    Das muss endlich aufhören. Gerade Menschen aus bildungsferner Schicht, welche oft nichts anderes als den Fernseher kennen und sich wahrscheinlich auch keine Bildung leisten können (Bücher sind nunmal recht teuer, gerade für ALGII-Empfänger) muss, damit sie auch mit Bildung in Kontakt kommen Bildung über eben dieses Medium Fernsehen ranngebracht werden. Und wenn ihnen dass nicht zusagt und sie den Fernseher ausschalten, dann würden sie womöglich etwas lesen, womit schonmal ein erster richtiger Schritt getan wäre.

    Ausserdem gäbe es so viel mehr Raum um wirklich wichtige und informative Informationen und Inhalte durch das Medium Fernsehen zu verbreiten. Wir müssen meiner Meinung nach von einer auf Unterhaltung ausgerichteten zu einer auf Bildungsinhalte ausgreichteten Bildungsfernsehen-Medien-Landschaft wechseln in der in erster Linie sinnvolle und zum Nachdenken anregende Inhalte zählen und nicht platte Unterhaltungsformate wo Leute fast nur noch apatisch auf den Bildschirm starren. Ich habe nichts gegen den einen oder anderen Spielfilm oder gegen ein paar Serien, aber plattes Programm darf nicht den Großteil der Fernsehlandschaft ausmachen.

     

    Sinnvolle Inhalte können auch spannend sein und gleichzeitig etwas zum geistigen Niveau beitragen. Und wenn dann einige Leute, die sonst nur vor dem Fernsehr hängen, ihr Gerät ausschalten, dann würden sie die Fenster aufschlagen und feststellen, dass es auch noch einer andere Welt dadrausen gibt, als die, welche ihnen sonst von RTL2 und Co. präsentiert wird. Wir wollen eine Bildungsgesellschaft werden und sein, also sollten wir Bildung auch dort hinbringen wo sie viele Leute erreichen kann.

  • WS
    Winnie Schäfer

    Was soll man sagen. Respekt für Herrn Reich-Ranicki für diese durchaus angebrachten offenen Worte.

    Respekt auch für Herrn Gottschalk und seinen Umgang mit der Situation.

    Und Respekt auch für das ZDF, vertreten durch den Intendanten, eine Diskussion darüber im Programm zu führen!

    Hoffen wir, dass es hilft - besonders optimistisch bin ich allerdings nicht.

    Aber nett war immerhin der deutliche Gesichtsausdruck von Fr. Schäferfordt.

  • HK
    Hellmuth Karasack

    Der eitle MRR soll sich mal nicht so aufspielen. Zur Verleihung eines Gnaden-Preises an IHN für das vor ewigen Zeiten mal gelaufene Literarische Quartett zu kommen, war ihm natürlich nicht peinlich.

  • TD
    tyler durden

    jawohl - das hat er fein gemacht der M.R.R. - und das ausgesprochen, was vielen bereits seit langem am deutschen fehrnsehn und auch hörfunk stört. vielleicht ist es mal wieder zeit ernsthaft über die legitimation der GEZ-gebühren nachzudenken.

  • NW
    Neue Wege

    Wirklich schön der Auftritt von RR. Leider Wäre diese grauselige Gala im Normalfall total untergegangen. Jetzt wird jedes Blatt und jede Zeitung darüber schreiben. Leider hebt sich die taz kaum von der normalen Presse ab, dabei hätte mensch auch ohne RR eine ähnliche Kritik formulieren können. Wenn mensch nur wollte. Ihr, ich, Zeitungen. Warum passiert das nur als "Ausrutscher"? Leute, werdet und bleibt kritisch!

  • RS
    ruth spicker

    .... Marcel Reich-Ranitzki sei dank,

    er hat der versammelten in sich selbst verliebten

    Gilde, einschließlich der anwesenden Journalisten einen Spiegel vorgehalten und Alle erstarrten, angesichts der Tatsache, das Einer ausgeschert ist.

    Die wenigen Sternstunden des TV liegen nicht in der Geschmacksverirrung, das hat RR anprangern wollen, denn ER war es doch, der uns deutsche Kultur in Erinnerung rufen wollte.

    Ruth Spicker, Berlin

  • P
    Peter

    Der Auftritt von Herrn Reich-Ranicki spricht mir aus der tiefsten Seele. Die Verdummung der Fernsehkonsumenten schreitet in einem immer noch schnelleren Mase voran. Obwohl ich selbst mit 29 Jahren der Generation TV angehöre ist es auch für mich mehr als primitiv was die letzten Jahre für Unterhaltungsformate gesendet werden und wurden.

     

    Hier gibt es zum einen den 18 jährigen Teenager welcher glaubt ein Superstar zu sein und dafür die Schule am besten schon gestern verlassen möchte oder die Nannies und Superherlfer für Kind, Tier und Haus welche uns lebensfremden Individuen zeigen wie man sich in der realen Welt zurecht findet. Es ist doch ganz verständlich seine Kinder oder sein seniles Haustier von einer Nany erziehen zu lassen als von den Eltern. Von den ganzen Wissensshows ganz zu schweigen.

     

    Um 20:15 ist Start mit einem Bündel Fragen die während der Sendezeit von A- und B-Prominenten im Studio mitsamt 100er Wissensgästen gelöst werden um am Ende der Show zu erfahren wie Doof oder Schlau man selbst eigentlich wirklich ist. Gibt es dazwischen noch eine Werbepause oder wie es so schön heist einen Werbebreak, hat man natürlich noch die Möglichkeit auf die schnelle zigtausend Euros mit nur einem Anruf zu gewinnen.

     

    Es ist aber klar das die Qualität der Frage nicht zu schwierig sein darf, sonst könnten es ja die gedanklichen Schwachmatiker unserer Gesellschaft nicht lösen. Hier wird dann danach gefragt was man in einer Küche findet. Als Antwort steht unter A der Schneebesen oder B die Skistöcke. Wieviele der Anrufer werden hier wohl B nennen? In der deutschen Fernsehlandschaft werden mehr Soaps, Klatsch und Lebenshilfesendungen gezeigt als es Sterne im Universium gibt.

     

    ARTE ist hier wirklich ein wohltuende Insel der Glückseeligen. Keine Quizshows und unterbelichtete Fragerunden an grenzdebile Fernsekonsumenten.

     

    Das Herr Reich-Ranicki diesen Preis nicht angenommen hat zeugt von persönlicher Größe. Egal was die Gesellschaft dazu sagt, dieser Mensch hat Rückgrat. Bleibt nur zu hoffen das die angebotene gemeinsame Show mit Gottschalk nicht doch noch zur Farce gerät.

     

    Was mich jedoch zu tiefst negativ erstaunte war während Reich-Ranichkis Rede, das viele Anwesende Unterhaltungsprofis im Publikum anscheinend nicht begriffen was er eigentlich zum Ausdruck brachte. Da sah man ein Grinsegesicht neben dem anderen. Von Jung bis Alt, von Moderatoren über Intendanten bis zu Showgrößen und solche die es sein möchten. Obwohl, es wundert mich ja eh das mancher der Gäste überhaupt der deutschen Sprache mächtig ist um der Show zu folgen, vom Schreiben und Lesen ganz abgesehen.

     

    Zur Ehrenrettung der deutschen Fernsehlandschaft muss ich dazusagen, dass das Angebot natürlich nur so gut ist wie die Konsumenten die danach schreien. Wieso sollten sich die Fernsehstationen überhaupt groß Gedanken über ein qualitativ hochwertiges Niveau machen wenn sie mit seichten Unterhaltungsshows, Nachmittagtalks auf Vorschulniveau und zusammengezwirbelten Super/Deutschlands Beste/Hilfe...-Formaten mehr Einschaltquote erreichen.

     

    Natürlich bleiben diese Formate nicht sonderlich lange am Leben um Kultstatus zu erreichen denn das gemeine Fernsehvolk wünscht nach immer neuen Sendungen die noch primitiver sind als das jeweils letzte.

     

    Deshalb, hoch lebe die Dummheit! So müssen wir FernSeher wenigstens nicht miterleben wie Dumm wir schon sind und nicht wissen das ein Schneebesen zum Abfahrtslauf gehört und die Skistöcke sich prima als Saucenumrührhilfe machen. Falls sie nun doch zu den wenigen gehören, die sich ein solideres Progamm wünschen, dann leiden sie mit mir oder schalten die Flimmerkiste doch besser ab.

     

    So beende ich meinen Kommentar mit den Worten Albert Einsteins:"Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die mennschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher"

  • I
    ich

    ich frag mich warum das publikum lacht.

     

    jede gesellschaft bekommt das fernsehen, was sie verdient

  • MF
    Manuel F.

    Ich bewundere Marcel Reich-Ranicki immer wieder für seine direkte Offenheit. Selbst ich mit "zarten" 22 Jahren beschränke meine Fernsehaktivitäten mittlerweile fast ausschliesslich auf Fussball, da man sich die "nornmalen" Sendungen kaum noch anschauen kann.

     

    Wenn ich jetzt sogar lese, dass DSDS einen Preis gewonnnen hat, dann bestätigt mich das in meinem Verhalten. Ich hoffe, durch Herrn Reich-Ranickis Auftritt wurde einigen Leuten mal die Augen geöffnet, wie es um unsere Fernsehlandschaft und (einhergehend) die Gesellschaft (wie bereits in einem Kommentar erwähnt wurde: Das Angebot passt sich den Bedürfnissen an) bestellt ist.

  • PB
    Pater Braun

    "'Ich habe nicht geahnt, was mich hier erwartet.' Ein im Kapitänsdress auflaufenden Atze Schröder zum Beispiel..." (Einen im Kapitäsndress)

     

    "... früher eine ganz andere Rolle gespielt haben, als heute" (Da ist ein Komma aus dem Streuer gefallen.)

     

    "Dort würde schließlich 'echten Menschen mit echten Problemen echte Hilfe' geboten." ("Würde", wenn es sie denn gäbe? Nein, die meinen "es wird" und deshalb "werde".)

  • KE
    Karl Eisenhauer

    TV Deutschland sollte mal über eine reeducation-policy nachdenken. Davon ist da MRR gepraegt und wettert mit Recht gegen den Null-Informations/ Null-Bildungs-Müll dieser privaten und halbstaatlichen Rundfunkgesellschaft.

  • BB
    Benjamin Beck

    Eine der wenigen Augenblicke, in denen ich es wirklich bereue, keinen Fernseher zu haben, und das bereits seit sieben Jahren(immerhin ein viertel meines Lebens; wenn man dann meine Kindheit abzieht, in welcher ich maximal eine Stunde am Tag schauen durfte, und dann nur nach TV-Programm, bleibt gar nicht mehr soviel übrig). Die Medienlandschaft ist unterstes Niveau, nicht nur in Deutschland...

     

    Bleibt zu hoffen dass ich zumindest selbst noch ein Buch publizieren kann, das von M.R.R. kritisiert wird,dem größten Kritiker aller Zeiten, denn selbst wenn man von IHM zerrissen wird, so hat er einen immerhin gelesen.

  • D
    DMann

    Ihr Heuchler! Pharisäer!

     

    Haben wir den selben Preis gesehen? In meinem Fernsehen wurde eine Auslandskorrespondentin in Birma ausgezeichnet, eine Doku über die NS-Verstrickungen der BMW-Eigner Quandt, die kompetente Nachwuchsjournalistin Eva Müller und der tolle Kinderschauspieler Wolf-Niklas Schykowski, ferner das tolle Gesicht Misel Maticevic, die ziemlich okaye Computershow "Neues", die großartige Improvisations-Sauf-Sabbel-Sing-Show der laut grölenden Ina Müller, die treffend parodierten TV-Posen durch die Crew von "Switch Reloaded", ein TV-Film mit Behinderung "Contergan" usw...

    Das soll alles "Blödsinn" sein?

    Blödsinn ist es einen verwirrten, grantligen, undifferenzierten, alten Kritiker übermäßig ernst zu nehmen und zur alleinigen Gerichtsbarkeit über das Fernsehen zu machen. By the way, man kann auch ausschalten.

  • SD
    Stefan Dernbach

    Blödsinn wem Blödsinn gebührt

     

    Verbalrasenmäher Reich-Ranicki zertrümmert für ein paar Minuten die TV-Gute-Laune-Gesellschaft.

    "Aber wir waren doch immer so nett zu dir, Marcel."

     

     

    Stefan Dernbach, Siegen (Flimmerwelt)

  • RP
    Robson Paul

    man kann m.r.r. gar nicht genug dankbar sein für sein klares urteilsvermögen; den jungen unter uns ist diese fähigkeit offenbar dank all der geistigen "umweltverschmutzung" in presse, funk und fernsehn nur noch bedingt möglich.

  • 1
    19kiki62

    fernsehen passt sich den ansprüchen, der zuschauer an . . .

     

    die wut von rr ist verständlich - mehr niveau durchzuhalten setzt voraus, dass menschen ihr fernsehverhalten ändern -

    37 grad, ttt, reportagen werden erst am tieferen abend gesendet - leider

    bleibt arte - phönix, 3 sat -

    freue mich auf freitag, wenn rr u. gottschalk dies thematisieren - aber es wird dabei bleiben: schmalspur fernsehen, hausfrauen-sendungen und das gewäsch von rlt u. sat 1 -

    ist es absicht verblödungsfernsehen zu senden?

  • SK
    Sabine Klein

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    Schade, dass Reich-Ranicki nicht bis zum Schluss konsequent

    geblieben ist. Gottschalk das DU anzubieten - widerwärtig!

  • V
    vic

    Ich kann den alten Grantler gut verstehen.

    Atze Schröder, Ina Müller, Ingolf Lück, Deutschland sucht den Superstar...

    Das ist es, wofür sich die Menschen vor die Glotze hocken.

    Aber was mich persönlich am meisten erschreckt; dieses Publikum geht auch zu Wahlen.

    Wirklich zum Weinen, das.