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Rehabilitierung von Stalins Opfern

Moskau (ap/taz) - Für eine Rehabilitierung „prominenter Kommunisten“, so die Nachrichtenagentur ap, die in der Stalin–Ära Säuberungen zum Opfer gefallen sind, hat sich am Mittwoch der sowjetische Historiker Isaak Minz eingesetzt. In einem Interview mit der Moskauer Nachrichtenagentur TASS sagte Minz, man beginne heute, viele Tatsachen und Entwicklungen seit der Oktoberrevolution leidenschaftsloser, ohne Scheuklappen und Dogmatismus, zu betrachten. Die Erneuerung der inneren sowjetischen Politik zwinge dazu. Der Prozeß der Umgestaltung fordere auch von den Historikern, die Geschichte der Oktoberrevolution und die spätere Geschichte „in größerem Umfang“ zu beschreiben. Die Namen vieler Revolutionäre und Vorkämpfer für die sowjetische Gesellschaftsordnung, besonders jener, die in den Jahren 1937–38 Säuberungen zum Opfer fielen, seien in Vergessenheit geraten. „Es ist die Pflicht der Historiker, ihre Namen wieder in die Geschichte der großen sozialistischen Oktoberrevolution aufzunehmen“, fügte Minz hinzu. Namen werden jedoch auch in dem Interview nicht genannt. Die Rede ist nur von den „Opfern einer bestimmten Periode in unserer Entwicklung“. Bereits vor einigen Wochen tauchte erstmals ein historisches Gruppenfoto mit Trotzki in einer sowjetischen Zeitung auf, ohne das sein Name in der Bildunterschrift jedoch genannt wurde. Mit den ungenannten „Prominenten Kommunisten“ dürften die Opfer der Moskauer Schauprozesse gemeint sein, die in den Jahren 36 bis 38 wegen des Vorwurfs des Trotzkismus zum größten Teil liquidiert wurden. Darunter befand sich auch der Chefredakteur der Prawda, Bucharin.

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