: Regierungskrise in Indien
Neu Delhi (afp) — Der indische Ministerpräsident Singh will nicht zurücktreten, obwohl sein Kabinett gestern durch den Austritt der radikal- hinduistischen Bharatiya-Janata- Partei (BJP) aus der Regierungskoalition die Mehrheit im Parlament verlor. Die BJP reagierte mit dem Austritt auf die Festnahme ihres Vorsitzenden Advani, der sich auf einer Pilgerreise zu den heiligen Stätten von Ayodhya befand, wo er Ende des Monats den Beginn eines Tempelbaus beaufsichtigen wollte. Die Regierung ließ Advanis festnehmen, um die Errichtung des Tempels und den dafür notwendigen Abriß einer Moschee zu verhindern. Sie will damit befürchtete blutige Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus vermeiden, die jeweils Ayodhya für sich beanspruchen. Für heute rief die BJP zu einem landesweiten Streik auf.
Ohne die Unterstüzung der BJP wäre die Regierung auf Stimmen der Opposition angewiesen, um eine Mehrheit zu erlangen. Der indische Präsident Venkataraman hat sich die Entscheidung vorbehalten, ob er der seit elf Monaten regierenden „Nationalen Front“ die Chance gibt, ihre Mehrheit unter Beweis zu stellen, oder ob sie zurücktreten muß. Die kommunistischen Koalitionspartner Singhs ermutigten ihn inzwischen, nicht zurückzutreten. Unterdessen schlug Singh vor, die Regierung könne ein Stück Land neben der heiligen Stätte von Ayodhya zur Verfügung stellen. Dies wurde als Kompromißangebot an die BJP gewertet.
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