: Regierungskrise in Albanien
Tirana (dpa) — In Albanien droht eine Regierungskrise. Die Demokratische Partei will aus dem Kabinett ausziehen, wenn die sozialistische Mehrheit nicht bis zum 3. Dezember vier Forderungen, darunter die nach vorgezogenen Wahlen, erfüllt. Die Demokraten waren früher die stärkste Oppositionspartei des Landes, sie sitzen jedoch seit Juni mit den zu Sozialisten gewandelten ehemaligen Kommunisten in der Regierung.
Die Führung der Demokraten warf den Sozialisten nach einer Sitzung des Nationalen Rates und der Parlamentsabgeordneten am Dienstag vor, sie hätten den Prozeß der Demokratisierung des Landes mit allen Mitteln sabotiert und blockiert. Die vor fünf Monaten gebildete Regierung der Stabilität „ist heute am Rande des vollständigen Bankrotts“, heißt es in einer Stellungnahme.
Die Demokraten verlangen unter anderem, daß spätestens am 23. Februar 1992 allgemeine Wahlen abgehalten werden. Außerdem sollten ehemalige kommunistische Führer, die sich gegen das Volk vergangen hätten, verhaftet und die immer noch an führender Stelle im staatlichen Fernsehen sitzenden Kommunisten entlassen werden.
Sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden, will die Demokratische Partei die Regierung verlassen und eine „aktive, ehrliche und konstruktive Opposition“ betreiben.
Albaniens Regierungschef Ylli Bufi lehnte die Forderung der Demokratischen Partei nach vorgezogenen Wahlen am Mittwoch bereits ab.
Die Abgeordneten der Demokraten boykottieren seit einer Woche das Parlament, weil die Sozialisten angeblich versucht hätten, ihnen die Schuld am wirtschaftlichen und politischen Chaos im Lande zuzuschieben.
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